Direktor von Ameos entschuldigt sich Ameos-Klinikum Aschersleben: Tote lag stundenlang in Mehrbettzimmer - Direktor entschuldigt sich

Aschersleben - „Wir bedauern das sehr und werden sicherstellen, dass so etwas ab morgen nicht mehr passieren kann.“ Mit diesen Worten reagierte Robert Möller, Regionalgeschäftsführer Ameos Ost, am Mittwoch auf einen Vorfall, über den die „Volksstimme“ am gleichen Tag berichtet hatte.
Am 19. November war eine 84-jährige Patientin auf einer Überwachungsstation im Ascherslebener Klinikum gestorben. Die alte Dame war nicht - wie normalerweise üblich - in einen anderen Raum gebracht worden, sondern blieb über eine längere Zeit in einem Mehrbettzimmer - gemeinsam mit drei anderen Patienten.
Tochter fand tote Mutter in ihrem Krankenbett
Die Tochter, eine Frau aus Groß Börnecke, fand sie „mit offenem Mund“ in ihrem Bett liegend vor. Eine spanische Wand sei zwar aufgestellt worden, allerdings nur zur Bettnachbarin hin. „Von der Tür und zwei Betten aus konnte man meine Mutter sehen. Sie war nicht einmal abgedeckt“, schilderte die Angehörige der Zeitung und bestätigte auch gegenüber der MZ, dass sie „total schockiert gewesen“ sei. „Da will man Abschied nehmen und dann das.“
Die Klinikleitung sagte am Mittwochabend, dass der Vorfall inzwischen intern geprüft und ausgewertet worden sei. „Es tut uns außerordentlich leid, und das Handeln Einzelner deckt sich in diesem Fall nicht mit unseren eigenen Standards“, betont Möller. Deshalb die klare Festlegung: Künftig würden alle Verstorbenen so lange, wie sie noch im Krankenhaus bleiben, in einen separaten Raum gebracht, erklärt Krankenhausdirektor Sebastian Lehotzki.
Eigentlich werden Verstorbene in Einzelräume gebracht
So könnten Angehörige in Ruhe Abschied nehmen, und andere Patienten würden nicht zusätzlich belastet. Zwar sei das auch in der Vergangenheit schon Standard gewesen, „wir werden das in unseren Handlungsanweisungen aber noch einmal deutlich machen und nachschärfen“, sagt Möller. Paravents würden in Zukunft nicht reichen und auch bei räumlichen Engpässen werde eine Alternative gefunden.
Die Ärztliche Direktorin Monika Mingramm konkretisiert: Auf beiden Stockwerken im Haus, auf denen sich Stationen befinden, werde eine Möglichkeit gefunden, die Verstorbenen allein in einem Raum unterzubringen. So sei es nicht notwendig, sie per Fahrstuhl zu transportieren. Auch eine Trauerbegleitung durch Personal sei dann eher möglich, wenn das gewünscht ist.
Dass es besondere Umstände gegeben hat, die den Vorfall an diesem Tag begünstigten, schließt die Klinikleitung aus. Die Station sei personell „normal besetzt“ gewesen. Möller bittet jedoch, in Rechnung zu stellen, dass auch in diesem Fall „Menschen in angespannter Situation agieren“. Umso wichtiger sei es, sie nachzuschulen.
Wurde der Toten Essen ausgegeben?
Zum ebenfalls erhobenen Vorwurf, neben der Toten sei das Essen ausgegeben worden, konnte die Krankenhausleitung keine Aussagen treffen. „Das können wir im Nachhinein nicht rekonstruieren“, hieß es.
Nach Erscheinen des Beitrags habe die Klinikleitung Kontakt zur Tochter der Patientin aufgenommen und sei mit ihr weiter im Gespräch. Leider sei der Vorfall nicht direkt ans Krankenhaus herangetragen worden. „Eine solche Beschwerde hätten wir in jedem Fall sehr ernstgenommen“, so Monika Mingramm. (mz)