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Ameos-Klinikum  Ameos-Klinikum Aschersleben : Der Lange Weg vom Pfleger bis zum Chefarzt

Von Detlef Anders 13.12.2017, 10:55
Stephan Rudolph ist der neue Chef der Chirurgie bei Ameos in Aschersleben.
Stephan Rudolph ist der neue Chef der Chirurgie bei Ameos in Aschersleben. Frank Gehrmann

Aschersleben - Fein vernebelte Flüssigkeit kommt aus der Spitze des langen Metallstabes.

Normalerweise ist es ein Chemotherapeutikum, das Stephan Rudolf mit dem medizinischen Gerät im Bauchraum von Patienten vernebelt, die unter Bauchfellkrebs leiden.

Der Presse zeigt er das neue Verfahren aber nur mit Wasser.

Ameos-Klinikum Aschersleben: Neues Verfahren eingeführt

Stephan Rudolph ist seit August Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie im Ascherslebener Ameos-Klinikum.

Und eine seiner ersten Neuerungen in der Therapie ist die Einführung des sogenannten PIPAC-Verfahrens. Die Abkürzung steht für Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy.

Die Medikamente können dabei gezielt auf den Tumoren eingesetzt werden und so für Patienten, die eine sehr schlechte Prognose haben, die Lebensqualität verbessern.

„Es gibt ein weltweites Interesse daran“, weiß Rudolph. Und nur wenige Kliniken bieten es überhaupt an.

Ameos-Klinikum Aschersleben: Lebensweg war nicht gradlinig

Doch wer ist Stephan Rudolph? Bis Juli war er Oberarzt des Magdeburger Versorgungszentrums für interdisziplinäre gastroenterologische Onkologie und baute das dortige Darmzentrum mit auf.

Der Lebensweg des heute 50-jährigen Arztes war anfangs alles andere als gerade geradlinig.

Als Kind eines Pfarrers in Ludwigsfelde aufgewachsen, gehörte er zu den Klassenbesten. Doch zur Erweiterten Oberschule wurde er in der DDR nicht zugelassen, ebenso wenig wie die Schwester, die sogar Klassenbeste war.

Da männliche Krankenpfleger gesucht wurden, machte Rudolph nach der 10. Klasse eine Berufsausbildung - die Theorie in Halberstadt, die Praxis in Burg.

Später arbeitete er drei Jahre als Pfleger in Burg und holte in der Zeit an der Volkshochschule das Abitur nach.

Und als er fertig war, konnte er 1990 in Magdeburg das Medizin-Studium an der Medizinischen Akademie, die später Uni wurde, aufnehmen.

Ameos-Klinikum Aschersleben: Facharztausbildung nach dem Studium

„Als Pfleger habe ich viel gelernt.“ Blut abnehmen und Flexülen legen beherrschte er schon, als er nach fünf Jahren Studium als Arzt im Praktikum arbeitete.

„Die Patienten haben immer gesagt, kommen Sie zu mir. Der andere kann das nicht“, erinnert er sich.

Nach dem Studium begann Rudolph eine Facharzt-Ausbildung für die Chirurgie des Bauchraumes am Uni-Klinikum.

Warum es die Chirurgie wurde?

„Das Handwerkliche und die Arbeit am Menschen. Das hat mich gereizt.“ Die Kombination gefiel ihm. Er fing in der Bauchchirurgie an und hatte gute Förderer.

Die Krebschirurgie fand er interessant. Da Onkologie ein innovatives Gebiet ist, sich ständig neue Entwicklungen abzeichnen und am Patienten eingesetzt werden, fand Rudolph es „wirklich spannend“.

Und so hebt er auch das PIPAC-Verfahren hervor, mit dem er in Magdeburg gute Erfahrungen machte.

Ameos-Klinikum Aschersleben: Pendeln zwischen Magdeburg und dem Arbeitsort

Als ihm in Aschersleben die Chefarztstelle angeboten wurde, nahm Stephan Rudolph an, auch wenn er dafür nun zwischen Magdeburg, wo er mit seiner Frau und den beiden Kindern (17 und 19) lebt, und Aschersleben pendeln muss.

„Aschersleben hat sehr viele Fachabteilungen, die man als Behandlungspartner braucht, wenn man onkologische Chirurgie macht“, hebt der Chefarzt der Chirurgie hervor. „Es ist ein attraktives Krankenhaus in der Region.“

Rudolph hat in Aschersleben einiges vor. Darunter ist die Weiterentwicklung als Darmzentrum und der Ausbau der Thorax-Chirurgie. Das PIPAC-Verfahren könne auch im Brustkorb angewendet werden, weiß der Chefarzt.

Auch als Chefarzt steht er fast jeden Tag im OP und operiert. „Am meisten mache ich Tumoroperationen“, sagt er und nennt Magen, Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse.

„OPs sind oft die einzige Chance, ein Langzeitüberleben zu sichern“, weiß er.

Ameos-Klinikum Aschersleben: Hilfe für einen Stamm der Massai

In der Freizeit geht der Arzt gern wandern oder schwimmen. Und dann hat er noch eine andere Herzensangelegenheit, um die er sich jedes Jahr zwei oder drei Wochen lang kümmert.

Ein Freund, der Dozent an der Theologischen Hochschule einer Freikirche in Friedensau ist, fragte ihn vor vier Jahren, ob er Interesse an einem Projekt in Tansania habe.

Seitdem hilft Rudolph als Allgemeinmediziner einem Stamm der Massai, einem Volk, das die unterste Schicht der Bevölkerung Tansanias bildet und lange kaum Zugang zu Bildung hatte.

Ameos-Klinikum Aschersleben: Erinnerung im Arbeitszimmer

Die wenigen persönlic

hen Gegenstände im Arbeitszimmer des Chefarztes erinnern an Tansania. Das Gemälde eines Elefanten vor Bergen im Sonnenuntergang, ein hölzerner Elefant und ein kleines Holzstück, das an einen kleinen Baseball-Schläger erinnert.

Aber das ist ein Geschenk des Häuptlings. Ein Symbol der Freundschaft, sagt Rudolph. In seiner Stimme schwingt Stolz auf die Anerkennung des fernen Volkes mit, dem er genauso hilft wie den Menschen in Aschersleben. (mz)