1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Ameos in der Corona-Krise: Ameos in der Corona-Krise: Patienten sagen reihenweise Termine ab

Ameos in der Corona-Krise Ameos in der Corona-Krise: Patienten sagen reihenweise Termine ab

Von Kerstin Beier 03.04.2020, 13:57
Die Notaufnahme im Ascherslebener Krankenhaus ist leerer als sonst.
Die Notaufnahme im Ascherslebener Krankenhaus ist leerer als sonst. Frank Gehrmann

Aschersleben - Dem Krankenhaus gehen die Patienten aus. Das klingt erst einmal paradox, hat aber einen logischen Hintergrund. Aus Angst vor dem Coronavirus oder aus falsch verstandener Rücksichtnahme auf ärztliches und pflegerisches Personal sagen Patienten reihenweise geplante Termine ab. Regionalgeschäftsführer Frank-Ulrich Wiener spricht von bis zu 70 Prozent Absagen quer durch alle Häuser der Ameos-Gruppe. Wiener und die Chefärzte des Klinikums in Aschersleben sehen die Entwicklung mit Sorge. „Die Termine wurden ja nicht einfach so gemacht“, so Wiener, „sondern weil sie medizinisch notwendig sind.“

Fatale Folgen für die Patienten

Neben der Tatsache, dass ausfallende Behandlungen der Wirtschaftlichkeit der Kliniken schaden, geht es den Ärzten vorrangig um denkbare fatale Folgen für die Patienten. Was heute noch verschiebbar scheint, sei 14 Tage später vielleicht schon ein Notfall.

Stephan Rudolph, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, verweist zum Beispiel auf Tumor-Operationen. „Die müssen wir machen, weil eine Verzögerung zu Verschlechterungen des Krankheitsbildes führen kann.“ Auch Chefarzt und Kardiologe Wolfgang Franz warnt eindringlich davor, Symptome nicht ernst zu nehmen und Herzerkrankungen zu verschleppen. „Wir versorgen unsere Patienten weiter, weil sie potenziell besonders gefährdet sind.“

Neue Wege mit Videosprechstunden

Credo sei nach wie vor, den Patienten beratend zur Seite zu stehen und den Versorgungsauftrag ernst zu nehmen, so die Chefärzte unisono. Dabei würde man durchaus auch neue Wege gehen und etwa Videosprechstunden anbieten, so Rudolph. Erste positive Erfahrungen habe er gemacht. Denkbar seit, etwa CT-Befunde per Post zu schicken und die Auswertung dann über einen Video-Chat vorzunehmen.

Klaus H. Thomas, Chefarzt der Pneumologie, vermutet hinter ängstlichen Anfragen der Patienten, ob sie denn noch kommen dürften, die Sorge, das Krankenhaus „unnötig“ zu belasten. Fernsehbilder aus Italien mit völlig erschöpften Ärzten und Schwestern hätten sicherlich dazu beigetragen. Aber: Kein Patient müsse fürchten, dass er im Krankenhaus schlechter versorgt wird als vor der Virus-Verbreitung oder gar Gefahr laufe, sich zu infizieren.

„Wir können unsere Kapazitäten steuern, folgen den Empfehlungen und rüsten auf“

„Wir sind voll einsatzfähig“, so Thomas. Die Lage werde täglich beobachtet und neu eingeschätzt. „In Heinsberg würden wir sicher nicht dazu aufrufen, in die Klinik zu kommen“, sagte er. Im Salzlandkreis jedoch seien die Infektionszahlen und erst recht die Zahl derer, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus intensivmedizinisch behandelt werden müssen, noch „relativ moderat“. Wiener: „Wir können unsere Kapazitäten steuern, folgen den Empfehlungen und rüsten auf. Es bleibt aber immer genügend Raum für andere Behandlungen.“

Seit einigen Tagen ist das Klinikum in Bernburg Schwerpunktkrankenhaus für Corona im Salzlandkreis. Auf einer Isolierstation stehen Betten, Beatmungsgeräte und Personal für infizierte Patienten bereit. Dazu gehören zwölf intensivmedizinische Betten sowie 20 Betten auf einer eigens eingerichteten Isolierstation. Erste Ansprechpartner seien und blieben die Krankenhäuser vor Ort - dort werde die Diagnose gestellt, betont Thomas. Mit der Konzentration von Corona-Patienten in Bernburg soll einerseits eine besondere Expertise aufgebaut, andererseits die anderen Häuser entlastet werden. Zudem spräche die Nähe zum Zentrallabor für den Standort Bernburg.

Operationen und Behandlungen, die jetzt verschoben werden, so befürchtet Thomas, bauen sich nach Corona auf, „die Fallzahlen werden steigen und später zu Verzögerungen führen“. (mz)