Aluminium-Riese Novelis Aluminium-Riese Novelis: Nachterstedt nun größter Standort in Europa
nachterstedt - Mit einem richtigen Knalleffekt - im wortwörtlichen Sinn sogar - wurde am Mittwoch am Nachterstedter Standort des Aluminium-Riesen Novelis nach nur 18-monatiger Bauzeit eine neue Automobil-Fertigungslinie eingeweiht. Denn als Novelis-Präsident und Chief Executive Officier Steve Fisher einen symbolischen Schlüssel herumdrehte, gab es ein zischendes Feuerwerk, bei dem Erwin Mayr, der Präsident von Novelis Europa, erschrocken zusammenzuckte. Und dann lachte.
„Mit dem heutigen Schritt haben wir uns auf den ersten Platz vorgekämpft“, freute sich auch Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Denn mit den 56 neu geschaffenen Arbeitsplätzen und seinen jetzt 1.200 Mitarbeitern sei Nachterstedt nun der größte der neun europäischen Novelis-Standorte und damit einer der größten Arbeitgeber Sachsen-Anhalts überhaupt. Kein Wunder, dass der Ministerpräsident in seiner Amtszeit bisher die meisten Besuche in diesem Seeland-Ortsteil absolvierte. „Weil wir hier jedes Mal etwas Neues hinzufügen können“, spielte er darauf an, dass das Walzwerk erst vor kurzem um das weltgrößte Aluminium-Recyclingcenter erweitert wurde.
Und nun auch um die neue, 62 Millionen Euro teure Automobil-Fertigungslinie. „Aluminium ist ein leichtes, aber gleichzeitig solides Material, dem sich immer mehr Autobauer zuwenden werden“, weiß Präsident Steve Fisher. Und erzählte, dass Land Rover das erste Fahrzeug mit gewichtsreduzierter Alu-Karosse hatte. Inzwischen wird Novelis-Aluminium in über 180 verschiedenen Fahrzeugmodellen verbaut. Doch Jaguar Land Rover sei weiterhin einer der Hauptkunden. Wie so ein Jaguar-Seitenteil - nur ganze 5,2 Kilogramm leicht - aussieht, konnten sich die Gäste aus Politik und Wirtschaft sowie die Kunden und Geschäftspartner von Novelis zur Eröffnungsfeier sogar anschauen.
„Im Karosseriebau wird zunehmend auf Aluminium gesetzt, um die Kraftstoffeffizienz zu erhöhen und die Kohlendioxid-Emission zu reduzieren“, machte Fisher den neuen Trend aus, dem das Unternehmen mit insgesamt drei neuen Anlagen in Amerika, China und Nachterstedt bestens Rechnung trage. Damit sei Novelis der einzige Hersteller von Aluminiumblechen für den Fahrzeugbau in den drei wichtigsten Autobau-Regionen der Welt. „Wir befinden uns in einer Spitzenposition, um die nächste Generation von Autos zu schaffen“, zeigte sich der Präsident optimistisch und meinte: „Unsere Zukunft sieht rosig aus!“
„Wir liefern hier die gesamte Palette“, nickte auch Europa-Präsident Erwin Mayr. So werden in Nachterstedt an der 176 Meter langen und 22 Meter hohen Linie, die durch ein Zuschnitt-Zentrum ergänzt wird, Struktur-, aber auch Außenhautteile für Fahrzeuge produziert. „Nachterstedt ist in Europa der Standort der Zukunft“, ist sich deshalb auch Mayr sicher. „Hier wurde in den letzten Jahren einiges gemacht“, führte er sichtbare Veränderungen, wie das Recyclingwerk, und interne Veränderungen, wie den Bau einer modernen Steuerungsanlage an der Kaltwalze, an. Und forderte von der Seeland-Bürgermeisterin aufgrund seiner vielen Besuche in Nachterstedt scherzhaft ein: „Ich fühle mich hier fast schon zu Hause. Ich sollte Ehrenbürger werden!“
Schließlich wolle er auch weiterhin kommen. Denn auf dem Werksgelände gebe es noch viel Platz. „Wir haben hier langfristig eine riesige Wachstumsperspektive.“ Und so nahm er das Angebot von Haseloff auf weitere Unterstützung dankend an. „Bei den Infrastrukturmaßnahmen, die wir nächstes Jahr durchführen wollen.“ „Wenn Sie sich weiter vergrößern wollen, an uns soll es nicht liegen“, nickte der Ministerpräsident. Denn das Unternehmen im kernindustriellen Bereich habe Auswirkungen auf ganz Sachsen-Anhalt. Es seien, erklärte Haseloff, gutbezahlte Arbeitsplätze, innovative Arbeitsplätze, Arbeitsplätze vor allem für junge Leute, die zurückkehren können nach Sachsen-Anhalt oder gar nicht erst abwandern.
Auch für die Stadt Seeland ein schöner Erfolg. Selbst wenn sie die Werkserweiterung erst einmal negativ zu spüren bekommt. Denn Unternehmen, die investieren, sparen die Gewerbesteuern ein. „Das sind über drei Millionen Euro weniger, die wir haben“, meinte Seeland-Bürgermeisterin Heidrun Meyer und sprach von einer zweijährigen Durststrecke. „Dann haben sich die Zuweisungen des Landes wieder eingepegelt.“ Nichts desto trotz sei sie sehr glücklich über die Erweiterung und hoffe, dass es so weiter geht. „Gerade im Sinn der Menschen, die dort Arbeit finden.“
Wohngebiete für dort arbeitende junge Familien und Infrastruktur schaffen, Schulen und Kindergärten ausbauen, das seien die Herausforderungen, denen sich die Stadt nun in den nächsten Jahren stellen müsse. „Wir haben so große Aufgaben, die uns bevorstehen, das schaffen wir nur gemeinsam. Wenn wir uns streiten, ist das das Schlimmste, was passieren kann“, nickte auch Nachterstedts Ortsbürgermeister Siegfried Hampe. (mz)