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Allen Grund zum Lachen

Von Susanne Thon 09.10.2005, 17:07

Aschersleben/MZ. - Und dieser bot sich den zahlreich erschienenen Zuschauern am vergangenen Sonnabend im Bestehornhaus, als das Prager Marionettentheater für ein Sondergastspiel in Aschersleben Station gemacht hatte.

Außergewöhnlich wie die beiden Figuren selbst auch das Publikum: Zu Spejbl, der seinen ersten Auftritt 1920 hatte, und seinem Sohn Hurvinek, der 1926 in seiner ersten Rolle zu sehen war, zog es Zuschauer aller Altersstufen. Während die sympathischen Holzpuppen Eltern und Großeltern sehr wohl bekannt sind, haben sie deren Kinder beziehungsweise Enkel vorgestern zumeist neu entdeckt.

So auch der neunjährige Guido, der das Marionettentheater zum ersten Mal gesehen hat. Ganz stolz versuchte er, wie er es zuvor von Martin Klásek, der Spejbl und Hurvinek interpretiert, und seinen drei Mitstreitern gesehen hatte, auch seiner neuen Hurvinek-Puppe Leben einzuhauchen. Gemeinsam mit seiner Mutter ist er ins Bestehornhaus gekommen. "Ich habe noch eine alte Schallplatte von Spejbl und Hurvinek", so Doreen Lüpfert aus Aschersleben.

Beeindruckend ist es zu sehen, wie die Marionetten scheinbar spielerisch leicht bewegt werden. Echt wirken Mimik und Gestik: der mehr als hinreißende Augenaufschlag der Mánicka, dem weiblichen Pendant zu Hurvinek; Hurvineks ungeduldiges Warten auf die lang ersehnten Antworten seines Vaters; das explosive Klavierspiel Spejbls, der eine Operndiva begleitet, die sich mit Leib und Seele ihrem Lied hingibt, oder die Annäherungsversuche der Frau Katerina, der, genau wie Mánicka Theaterdirektorin Helena Stáchová, ihre Stimme verleiht.

Mit viel Witz und Einfallsreichtum sorgten die Figuren für gute Unterhaltung. So wurden unter anderem solch moderne Angelegenheiten, wie der Besuch beim Heilpraktiker und das Zusammenleben zwischen Mann und Frau mit ganz viel Liebe thematisiert. Apropos Liebe: Auf die Antwort zur Frage: "Was ist eigentlich Liebe?" musste sich der neugierige Hurvinek dann doch noch bis kurz vor Schluss gedulden. Zwischen den einzelnen Szenen jonglierten Artisten, stemmten Marionetten Gewichte und zeigten Figuren, was für Kunststücke sie auf dem Eis draufhaben.

"Wenn es Ihnengefällt, dann schreiben Sie an Spejbl und Hurvinek, Prag... Und wenn nicht, vergessen Sie die Adresse wieder ganz schnell." Doch vergessen brauchte das Publikum diese Adresse nicht. Ein enttäuschendes "Oh" und "Jetzt- noch-nicht"-Rufe gingen durch die Reihen, als Vater und Sohn schon fast in dem blauen Stoffbeutel, in dem sie bis zum nächsten Auftritt aufbewahrt werden, verschwanden. Mit seiner Aufforderung: "Du kannst die Leute nicht so gehen lassen!", sprach Hurvinek das laut aus, was sich das Publikum von Herzen wünschte: eine Zugabe. Das Märchen vom Rotkäppchen ganz nach Spejbl und Hurvinek machte diese perfekt.