80 Jahre Wintersport in Thale 80 Jahre Wintersport in Thale: Eimerweise Bohnerwachs verteilt
Thale/MZ. - Viele Erfolge feierten die Wintersportler in all den Jahren mit etlichen Titeln und Platzierungen. Die Liste der Namen ist lang, nicht alle können aufgezählt werden. Allerdings hat die Chronik über die 80 Jahre einige Lücken, so dass in Erinnerung gebliebene Ereignisse nicht genau mit Jahreszahlen untermauert werden können.
Angefangen hatte alles im Jahr 1923, als Hubert Kaufmann und weitere Sportfreunde den Wintersportverein Thale ins Leben riefen. In den Vereinslokalen Hotel "Prinzess Brunhilde" und später "Kaffee Kache" berieten damals die 36 Mitglieder, wie sie den Wintersport pflegen werden, mit Unterrichtskursen den Sprung- und Staffellauf oder das Skispringen lehren wollen. Besonders der "Ertüchtigung der Jugend" widmete man sich.
Von den folgenden 18 Jahren gibt es kaum Aufzeichnungen, was alles in dieser Zeit passierte. In den Wirren des 2. Weltkrieges hat wohl kaum jemand in Sachen Wintersport große Ambitionen gehabt. Nur 1941 fand in Schierke unter der Regie der Wehrmacht ein Staffellauf statt, bei dem Hermann Steffen sen., Herbert Gille, Horst Spengler und Werner Machlitt die Silbermedaille holten.
Nach dem Krieg wurde die Sektion von zahlreichen Wintersportlern wieder neu belebt und 13 Sportfreunde nahmen unter Leitung von Kurt Matzke 1949 an der 1. Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt erfolgreich teil. Noch im selben Jahr war Stahl Thale bei der 1. DDR-Meisterschaft in Schierke und später bei der zweiten in Oberhof vertreten. Leider sind die Platzierungen wegen fehlender Aufzeichnungen nicht bekannt. In diesem Jahr begann auch der Bau der Roßtrappenschanze, die ein Jahr später Sprungweiten bis zu 35 Meter zuließ. Nach einem weiteren Umbau unter Leitung von Horst Schneider und im Zuge des Nationalen Aufbauwerkes (NAW), wo jedes Mitglied zwischen 400 und 800 Aufbaustunden leistete und dafür einen Aufbaunadel in Gold, Silber oder Bronze bekam, konnte bis 50 Meter gesprungen werden.
Aber auch der Abfahrtslauf spielte bei den Thalensern eine große Rolle - angefangen am Roßtrappenhang mit Pflichttoren bis kurz vor die Wolfsburg.
In den nächsten drei Jahren machten die Thalenser bei vielen Wettkämpfen und Meisterschaften im Abfahrts- und Langlauf auf sich aufmerksam - in Hasselfelde und Brotterode, wo 1956 die Stahl-Meisterschaft der DDR stattfand und Marianne Herz DDR-Meisterin im Langlauf wurde. Einige erinnern sich noch an diese Zeiten im Sommer, in denen das Training weiter ging. Auf Tannennadeln, die eimerweise mit Bohnerwachs für ein besseres Gleiten präpariert wurden. Zwischendurch wechselte die Abteilungsleitung ihren Vorsitzenden. 1955 übernahm Horst Schneider die Sektion Ski, zirka zehn Jahre später dann Achim Kallmeyer. Zwischen 1956 und 1966 holte sich die BSG Stahl viele Kreis- und Bezirksmeistertitel sowie 2. und 3. Plätze in der Nordischen Kombination, Langlauf, Sprunglauf, Abfahrt und Torlauf. Anteil hatten hier Heinz, Siegfried und Günter Hakel, Achim Kallmeyer, Franz Gabbat sowie Rudi Nebelung, um nur einige zu nennen.
Konzentriert hat sich Stahl dann auf den Sprunglauf. Eine Mattenschanze wurde seinerzeit auf der Stecklenberger Waldwiese gebaut, um mehrmals in der Woche zu trainieren. Damit auch unabhängig vom Schnee Ski gefahren werden konnte, legte man eine Kunststoffspur für die Langläufer auf die Wiese. Die Erfolge stellten sich dann auch im Winter ein. Zu diesem Kader gehörten auch Jürgen und Harald Duschek, die aber wegen der zu kleinen Anlage mit ihren Leistungen nicht weiter kamen.
Sie wechselten nach Motor Wernigerode und später zu Zella-Mehlis, wo Harald Duschek Jugendmeister und DDR-Meister im Skispringen wurde. Damit war er für die DDR-Auswahl qualifiziert und belegte den 6. Platz in der Gesamtwertung bei der Internationalen Vierschanzentournee. Sektionsleiter Kallmeyer verließ den Verein, ging nach Wernigerode und Rudi Nebelung trat das Amt an. Als Übungsleiter aber ausgelastet wurde Ernst Hawlowitsch neuer Chef. Nebelung baute eine neue Kindergruppe mit Fünf- bis Zehnjährigen im Skilanglauf auf. Der Zulauf war immens. Klaus Vieth, Horts Gebhard und Günter Flach musste als zusätzliche Übungsleiter helfen. Die Arbeit mit den Kindern machte sich schließlich auch bezahlt. Bei Siegerehrungen standen immer Thalenser mit auf dem Podest. Sogar bei nationalen Wettkämpfen 1979 in Oberhof konnten zum Beispiel Heiko Vieth den 2. und Sabine Zeus den 6. Platz belegen. Ein Jahr später siegte Vieth zu Überraschung der geschlagenen Thüringer und Erzgebirgler.
Wieder wechselte mit Hartmut Kroll die Leitung der Sektion, der zusammen mit Rudi Löser und Nebelung den Skisport zu neuen Höhen brachte. Zweimal wurde die Sektion als beste im Bezirksmaßstab geehrt. In Trainingslagern (Güntersberge, Hasselfelde, Benneckenstein und Schierke) wurde sich mehrfach auf die anstehenden Wettkämpfe in den folgenden Jahren vorbereitet. Und dabei gab es einige Höhen und Tiefen, doch es ging immer weiter.
Dann kam die Wende und die Mitgliederzahl schrumpfte von 100 auf 28. Auch die einstige Baracke in der Parkstraße wurde abgerissen, dafür gab es einen Raum im alten Rathaus. Nachdem es vom der BSG Stahl und vom Skiverband kein Geld mehr gab, mussten Sponsoren gesucht werden. Da waren Bernd und Monika Gehring, die schon zu "alten Zeiten" halfen, gute Partner. Rudi Löser wurde neuer Sektionsleiter, übergab später aufgrund seines Alters das Amt an Hermann Steffen.
Die Übriggebliebenen nahmen je nach Möglichkeit an nationalen und internationalen Wettkämpfen bis hin zum Wasa-Lauf in Schweden teil. Cross- und Skirollerwettkämpfen gehörten mittlerweile zu den neuen Disziplinen. Als 1997 Familie Dippe der Abteilung Ski betrat und Frau Kerstin diese übernahm, begann mit der erneuten Kinderarbeit eine Verjüngung der Sektion. Doch nach wie vor spielte Geld ein gewichtige Rolle. Zu teuer wurden die vielen neuen Materialien und einigen Kindern ging damit auch die Lust an Wettkämpfen verloren. Familie Dippe verließ wieder den Verein und Cornelia Molkenthin (42) übernahm die Geschäfte.
Rudi Nebelung, der 1998 als bester Sportler des Landkreises geehrt wurde, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiter machen. Auch der frühe Tod von Horst Gebhard tat sein Übriges, so dass die Jugendarbeit ziemlich eingeschlafen ist. Günter Flach betreut heute noch eine Volleyballgruppe, zu der einige der Abteilung Ski mit nunmehr 25 Mitgliedern gehören und zusammen geschrumpft ist. Aber der "Rest" hat noch viel Spaß an Wanderungen, Radtouren und geselligem Beisammensein. Das jährliche An- und Abwintern ist immer noch ein Höhepunkt bei allen Veranstaltungen. Noch heute leitet Frau Molkenthin mit Unterstützung des Altenrates bestehend aus Steffen, Nebelung, Löser und Kroll die kleine Abteilung. Und ab Januar 2004 soll mit dem Aufbau einer Gruppe Langlauf / Skating begonnen werden.