1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. 7. Ballenstedter Schlossgespräch: 7. Ballenstedter Schlossgespräch: Verteidiger mit Vorteilen

7. Ballenstedter Schlossgespräch 7. Ballenstedter Schlossgespräch: Verteidiger mit Vorteilen

Von Gerd Alpermann 28.10.2001, 15:18

Ballenstedt/MZ. - Persönliches sollte hinten anstehen. Befürchtungen, dass es zwischen Landeskonservator Gotthard Voß und dem Quedlinburger Verleger Uwe Gerig zum verbalen Schlagabtausch kommt, blieben weitgehend unbegründet. Das 7. Ballenstedter Schlossgespräch hatte die Vorsitzende des Vereins "Akzente", Bettina Fügemann, unter das Motto "Denkmalpflege - Segen oder Fluch" gestellt. Eingeladen waren dazu auch der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Prof. Gottfried Kiesow, und der CDU-Landtagsabgeordnete Detlef Gürth aus Aschersleben.

Gottfried Kiesow machte deutlich, dass Denkmalschutz die Grundlage für Geschichtsbewusstsein und Identität sind. So entstehe Geschichte zum Anfassen. Das sei in einem Land, das immer noch Probleme mit Worten, wie Heimatliebe und Nationalstolz, habe, besonders wichtig. Kiesow verteidigte die Stellung des Landesamtes für Denkmalpflege. Das seien die Verteidiger für den Erhalt der Denkmale, nicht die Entscheider, die säßen in den Behörden. Konflikte, so habe er als Landeskonservator in Hessen immer wieder erfahren, gebe es weniger mit den Bürgern als mit Behörden. Einschränkungen im öffentlichen Interesse seien nicht auf den Denkmalschutz begrenzt. Jeder müsse zum Beispiel mit seinem Auto zum Tüv. Denkmalschützer können nicht immer bequem sein, betont Kiesow. Sonst wird er als Verteidiger kaum Erfolg haben.

Landeskonservator Gotthard Voß sagte am Anfang, dass er überlegt habe, ob er teilnehmen soll. Dies betraf die Person Uwe Gerigs, der das Landesamt und ihn persönlich unter anderem auf Plakaten angegriffen habe. Voß wandte sich dagegen, dass dem Landesamt oft schon vorab eine Meinung aufgedrückt werden soll. Kompromisse seien immer die Forderung, dass der Denkmalschutz etwas zurücknimmt. Es komme aber darauf an, offene Gespräche zu führen, um Lösungen zu finden. Auf Einzelfälle einzugehen, lehnte der Landeskonservator mehr oder weniger ab und wurde dabei von Gottfried Kiesow unterstützt. Da immer die konkrete Situation geklärt werden müsse, könne ohne konkretes Wissen eine inhaltliche Auseinandersetzung nicht geführt werden. Es gebe dann nur verbale Schuldzuweisungen.

Uwe Gerig sprach von seinen Erfahrungen mit den Behörden, seit er 1997 nach Quedlinburg zurückgekehrt ist. Am Anfang sei noch alles glatt gegangen, aber als es um den Farbanstrich seines Hauses ging, begann der Streit. Im Endeffekt sei sein saniertes Haus in der Goldstraße in Quedlinburg nicht in das Denkmalverzeichnis des Landesamtes aufgenommen worden. Er habe aber aus zwei Ruinen wieder ein Wohnhaus gemacht. Doch dies solle nun kein Denkmal mehr sein, da weitgehende Verluste an Altsubstanz zu verzeichnen waren. Gerig geißelte den so genannten "Klopper" am Carl-Ritter-Platz und den Turm am Fleischhof in Quedlinburg. Der Streit um die Bäume auf dem Mathildenbrunnen und die Entscheidung, nur einen Baum zu pflanzen, bezeichnete er als Lachnummer. Damit sei der Akzeptanz für den Denkmalschutz geschadet worden. Die Erfahrungen, die er gemacht habe, seien schlecht. "Wir raten Leuten ab, in Quedlinburg noch ein Haus zu sanieren, da es an Kompromissen fehlt", ließ er wissen.

Detlef Gürth bezeichnete das während der CDU-Regierung nach 1990 verabschiedete Denkmalschutzgesetz als notwendig, um Fehlentwicklungen, wie in manchen westdeutschen Städten, zu vermeiden. Als aber Jahre später die Zahl der Einsprüche wuchs, habe die CDU das Gesetz ändern wollen, sei aber an den neuen Mehrheiten im Landtag gescheitert. Gürth plädierte für Gespräche zwischen Denkmalschützern und Bauherren. Vieles lasse sich dann lösen, auch um eine adäquate Nutzung entsprechend den wirtschaftlichen Möglichkeiten zu erreichen.