380 Kilometer mit Tempo 15 für die Strulle
Meisdorf/MZ. - Ein musikalisches Willkommen durch die Dorfcombo am Ortseingang, dann ein toller Empfang im Park des Schlosshotels: Mit großem Hallo sind Michael Strube und sein Begleiter Michael Rücker in Meisdorf (Stadt Falkenstein / Harz) begrüßt worden. Hinter ihnen lag da eine 380 Kilometer Fahrt - absolviert mit einem Traktor, einem "Fendt Dieselross", Baujahr 1953, und zugunsten der Meisdorfer Strulle.
Die Strulle, ein kleiner Wasserlauf, der unterhalb der Trift aus dem Berg kommt, ist ein Stück Meisdorfer Geschichte. Sie ist nicht nur ein Zeugnis bergbaulicher Aktivitäten rund um Meisdorf, sondern auch eng mit Traditionen verbunden: So ist es in der Selkegemeinde Brauch, hier Osterwasser zu holen. Da sich der Wasserlauf und die hier angebrachte Steintafel in einem desolaten Zustand befinden, hatte der Meisdorfer Ortschaftsrat Ralf Bianga schon im März vergangenen Jahres eine Sanierung angeregt. Weil die aber aufgrund der Eigentumsverhältnisse und der finanziellen Situation über die Kommune nicht möglich war, hatte Ralf Bianga einen neuen Anlauf gestartet: Er versuchte, Sponsoren zu gewinnen (die MZ berichtete).
Hilfe fand er bei Michael Strube, der vor einiger Zeit mit seiner Familie aus Vorpommern in die Region gekommen ist und Meisdorf als Wohnort gewählt hat. Vorerst zurück beim alten Domizil nahe Pasewalk blieb sein Hobby: der alte Traktor. Um das Ziel von Ralf Bianga und das fehlende Geld wissend, kam Michael Strube auf die Idee, seinen Traktor nach Meisdorf zu holen und dabei unterwegs Spenden für die Strulle zu sammeln.
Am Donnerstag ging's per Zug nach Vorpommern. Und am Freitagmorgen, vier Uhr, starteten Michael Strube und der Winninger Zimmerermeister Michael Rücker, beide in die Zimmermannskluft gehüllt, mit dem Traktor nebst Anhänger und einem Tempo von 15 Kilometern pro Stunde in Richtung Meisdorf. Mit zum Teil ungewöhnlichem Gepäck: So hatten sie ein Plakat, eine Fotomontage zur Meisdorfer Strulle, dabei, um zu zeigen, wofür sie sammeln. "Und wir haben Steine aus der Selke mitgenommen. Die Leute, die gespendet haben, haben einen Stein bekommen und einen Prospekt vom Parkhotel Schloss Meisdorf. Wir haben den Leuten gesagt, wenn sie den Stein in die Selke werfen, haben sie ihr Leben lang Glück", erzählte Michael Strube schmunzelnd und ist schon gespannt, wie viele nach Meisdorf kommen werden.
Unterwegs stießen die beiden Männer auf großes Interesse an ihrer Tour: "Erst haben die Leute komisch geguckt", so Michael Strube. "Doch wir hatten immer den Applaus auf unserer Seite", ergänzte Michael Rücker. Abgewiesen worden seien sie nie. 700 Euro haben sie von ihrer Tour mitgebracht, die Spaß gemacht hat, wie die beiden versichern, auf der aber nicht alles glatt lief. So sind die beiden klatschnass geworden, haben brütende Hitze ausgehalten - und auch der Traktor hat unterwegs einmal schlapp gemacht. "Das war kurz vor Nauen. Da hat der Motor Luft gekriegt", erzählte Michael Strube. Im strömenden Regen stehend, habe er seinen Schwiegervater angerufen. So übers Telefon angeleitet, hatten Michael Strube und Michael Rücker den Traktor dann nach einer Stunde Arbeit repariert. Letztlich aber haben sie ihr Ziel erreicht: am Sonntag, 15 Uhr, im Meisdorfer Schlosspark einzutreffen.
Dort herrschte großes Staunen über die für die Sanierung der Strulle gesammelte Summe - und Freude. "Wir sind dabei, mit der Treuhand-Nachfolgegesellschaft, der das Grundstück gehört, einen langfristigen Nutzungsvertrag abzuschließen", erklärte Ralf Bianga zum Stand des Projektes. Danach können die Arbeiten starten. "Ende des Jahres soll alles fertig sein."