Festnahme SEK Hubschrauber 3.000 Menschen in der Fachhochschule Polizei Aschersleben: Tag der offenen Tür lockt viele Besucher an

Aschersleben - Es ist fast wie im Krimi: „Hilft mir denn keiner“, fragt die junge Frau mit den blonden Zöpfen. Nein, sie schreit es hinaus. Voller Angst. Im Schwitzkasten eines massigen Mannes, eine Pistole auf ihren Kopf gerichtet. Der Geiselnehmer, der seine Beute am offenen Fenster eines Hochhauses präsentiert, verlangt Fluchtwagen, freien Abzug – und 100.000 Euro.
Das SEK hat den Mann im Visier. Aus einem Polizeihubschrauber seilen sich zwei schwerbewaffnete Beamte ab und beziehen Stellung auf dem Dach. Als der herbeigebrachte Geldkoffer explodiert und die Geisel flüchten kann, setzt ein gezielter Schuss den Geiselnehmer außer Gefecht.
Spezialeinsatzkommando nimmt einen Geiselnehmer fest
Zahlreiche Schaulustige – eng an eng und mit Kindern in vorderster Reihe – verfolgen das Drama. Das ist nicht nur gewollt so, sondern wird auch noch von Heike Krüger, der Trainerin für polizeiliches Handeln, unterhaltsam kommentiert.
Denn am Tag der offenen Tür der Fachhochschule Polizei in Aschersleben sollen solche Vorführungen das Verständnis für die Polizeiarbeit fördern und jungen Leuten Lust auf diese Arbeit machen.
„Alle Dienstzweige der Landespolizei sind hier vertreten – die Polizei vor Ort zum Anfassen“, sagt Frank Knöppler. „Alle Technik. Alle modernen Einsatzgeräte“, zählt der Rektor etwa Drohne, Wasserwerfer oder Hubschrauber auf. Und meint: „Wir haben ein tolles Programm vorbereitet für unsere zukünftigen Bewerber.“ Die können sich nicht nur informieren, sondern gleich auch ein Testverfahren absolvieren, was viele junge Leute nutzen.
Eine Familie ist aus Braunschweig zum Tag der offenen Tür nach Aschersleben angereist
1.500 Polizeischüler werden ab September an der Einrichtung ausgebildet, denn das Land braucht Polizisten. „Mein Sohn und sein Freund wollen auch zur Polizei“, erklärt Franziska Wenke, warum sie mit ihrer Familie extra aus Braunschweig angereist und an diesem Tag einer der etwa 3.000 Besucher ist. Bei einer Berufsmesse hatte der Schüler den Flyer für den Tag der offenen Tür entdeckt. „Und das hier ist sehr interessant“, bestätigt die Mutter.
Überall gibt es einen Blick hinter die Kulissen: Da werden im Spurengarten Fußabdrücke mit Gips ausgegossen. „Weil das eine authentische Abbildung ist“, sagt Fachhochschuldozent Markus Loichen. Polizeitaucher sind vor Ort und Hundeführer. Und der große Hubschrauber, der bei der SEK-Vorführung zum Einsatz kam.
Kamera des Polizeihubschraubers erkennt ein Autokennzeichen auf 1.500 Meter Entfernung
14 Meter lang. Elf Meter Rotordurchmesser. Mit einem Kamerasystem, zu dem auch Wärmebild und Zoom-Kamera gehören. „Damit kann man auf 1.500 Meter Entfernung ein Autokennzeichen erkennen“, sagt Holger Wolff, der zur Helikopterbesatzung gehört.
Die ist vor allem im Einsatz bei der Suche nach Vermissten, dem Aufklären von Unfallsituationen und Gewässerverunreinigungen. Oder beim Transport von Spezialkräften, wie Hunden oder eben dem SEK, für das extra Abseilbalken angebracht sind.
Doch die Geiselnahme ist schon wieder vergessen. Nun gibt es eine Verkehrskontrolle. Mit Pfefferspray schützen sich zwei Polizisten vor einem aggressiven Autofahrer, der mit der Brechstange auf sie losgehen will. Natürlich ist alles nur gespielt, sind die Akteure doch Polizeischüler aus dem Abschlussjahrgang, die ab September auf den Straßen des Landes unterwegs sein werden.
Auch sie nutzen den Tag, um ihren Familien zu zeigen, wo sie ausgebildet werden. So wie Yvonne Krause, die junge Frau mit den blonden Zöpfen, die eben noch die Geisel war. Die Polizeimeisteranwärterin aus Magdeburg stülpt ihrem zehnjährigen Sohn Damian gerade Helm und Schutzweste über.
„Ich will auch mal bei der Polizei anfangen“, sagt der Junge, der von seiner begeisterten Mutter angesteckt wurde. „Es macht Spaß hier“, sagt sie. „Ich hätte mir keinen besseren Beruf aussuchen können.“ (mz)


