14 Jahre Bürgermeister 14 Jahre Bürgermeister: Hoßbach: Vom Jungkommunisten zum argentinischen General
Straßberg/MZ. - Zu den schmerzlichsten Erlebnissen zählte die Schließung der Schule, die vergeblichen Mühen um die kommunale Bausubstanz, die Hochwasserkatastrophen an der Selke und der Brand in der Unteren Freiheit.
Hoßbach ist heute der einzige Sozialdemokrat in Straßberg. Er hat eine politische Achterbahnfahrt hinter sich. "Ich war ein begeisterter Jungkommunist. Ich hatte Pawel Kortschagin gelesen", erinnert er sich. Doch als er 1953 mit anderen als "Junge Garde mit der roten Fahne" in die Neinstedter Anstalten ziehen sollte, riss er aus. Weil der FDJ-Ausschluss und der Rausschmiss aus der Oberschule drohten, wollte er nach Kanada auswandern. Er habe auch Robinson gelesen, meint Hoßbach lachend. Der Kanada-Trip endete im Ruhrgebiet.
Wieder im Harz, wurden seine Kandidatur für die SED und die Bewerbung für eine zweijährige Armeezeit abgelehnt. Hoßbach ging zur CDU-Parteischule. Eine politische Karriere bei der Blockpartei schien sicher zu sein. Mehrere Jahre saß er für sie im Kreistag. 1978 trat er aus. "Ich hatte keine Lust, die Scheindemokratie zu stützen."
Hoßbach engagierte sich in der Gemeinde. Er war Chef der Betriebssportgemeinschaft und zog als Parteiloser in die Gemeindevertretung. In der Wendezeit kam er zum Neuen Forum und gab in der Quedlinburger Nikolaikirche ein "revolutionäres Statement" ab. "Wenn ich etwas verändern will, dann muss ich brennen, da kann ich nicht am Tisch sitzen", sagt er.
Im Januar 1990 wählten ihn die Straßberger zum Bürgermeister. Kurz darauf gehörte Hoßbach zu den Gründern einer SPD-Ortsgruppe. Auch auf Kreisebene engagiert er sich in der SPD. 1990 wurde er mit einer Stimme Mehrheit der erste Nachwende-Landrat. Aber nur für 16 Tage. Da sich die Mehrheitsverhältnisse änderten, stellte Hoßbach die Vertrauensfrage.
In die Schlagzeilen kam Wolfgang Hoßbach, weil er von 1971 bis 1974 als Inoffiziellen Mitarbeiter der Staatssicherheit geführt wurde. Als Chef der BSG Straßberg sollte er über einen jungen Fußballer berichten, der als ehemaliger Grenzer Schleuserabsichten zugegeben haben sollte. Hoßbach schrieb drei Berichte und traf sich wohl drei Mal in konspirativen Wohnungen, doch soll er von seinem Fußballer nur Gutes berichtet haben. 1994 hing am Wahllokal ein Schild "Stasi wollen wir nicht". Trotzdem kamen 84 Prozent der Straßberger und wählten Hoßbach wieder.
Jetzt hängt er das Amt an den berühmten Nagel. "Ich wünsche mir, dass Straßberg im Tourismus Zukunft hat und dieses Pfund wuchern lässt." Hoßbach will im Gemeinderat mitarbeiten und steht weiter für die Leitung des Bergwerksmuseums zur Verfügung.
Zu den Episoden seiner Bürgermeisterzeit zählt auch der Besuch im württembergischen Straßberg. Vom dortigen Bürgermeister wurde er in ein Nachtlokal eingeladen und den barbusigen Damen in seiner Bergmannstracht als argentinischer General vorgestellt. "Aber dass sie mich als argentinischen General akzeptierten, und sich teure Getränke bestellten, das konnte ich der argentinischen Kriegskasse nicht zumuten", lacht er.