Schackenthal 1000-Jahr-Feier in Schackenthal bei Aschersleben: Großer Festumzug erinnert an Geschichte des Ortsteils

Schackenthal - Strohmännchen grüßen bei der Einfahrt in Schackenthal. Die Häuser sind mit bunten Wimpelketten geschmückt. Vor einigen stehen historische Landwirtschaftsgeräte, uraltes Kinderspielzeug und Banner mit der Zahl 1.000.
Es ist unübersehbar, dass der kleine Ortsteil von Aschersleben ein besonders Dorffest feiert: die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1019. Auf dem Sportplatz haben sich am Sonnabendvormittag Einwohner aber auch viele Besitzer von historischer Landtechnik versammelt, um einen Festumzug zu gestalten, wie ihn der kleine Ort noch nie erlebt hat.
Ascherslebens Ortsteil Schackenthal feiert die erste urkundliche Erwähnung
„Dass so viele Fahrzeuge kommen, das hat uns selbst überrascht“, gesteht René Knoche, der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, der das Fest organisiert. Vor 17 Jahren hatte der damalige Feuerwehrförderverein zu seinem zehnjährigen Bestehen das letzte größere Fest organisiert.
Nachdem der Ort nun keine eigene Feuerwehr mehr hat, gründeten die Fördervereinsmitglieder den Heimatverein, berichtet Thomas Franke. Der Schackenthaler ist stolz, dass der Festumzug nun von vielen Menschen aus dem umliegenden Orten mitgestaltet wird.
Den Festumzug führt Ortsbürgermeister Lothar Gruber neben den Vorstandsmitgliedern erstmals mit einer Flagge des Ortes an. Vor drei Wochen sei er in Schierstedt beim Heimatfest auf die Idee gekommen. Ein bestätigtes Siegel gab es für Schackenthal und so brachte er dieses Wappen mit Lindenblatt für die Lindenallee und Getreide als Zeichen für die Landwirtschaft auf eine Flagge.
Gymnastikgruppe, Bogensportler und viele historische Fahrzeuge aus dem Ort sind dabei
Im Umzug marschieren die Damen der Gymnastikgruppe, Feuerwehrmitglieder aus Giersleben, Bogensportler aus Schneidlingen, die Christel von der Post, der Fanfarenzug aus Hettstedt. Auf den Fahrzeugen sind viele Einwohner des Ortes zu sehen aber auch die Trachtengruppe aus Schackstedt, die ihren Festwagen mit Sonnenblumen geschmückt hat, die Familie Sievert mit Hackeklotz, zahlreiche Landwirte und Bastler mit alten Lanz Bulldogs, sowjetischer und DDR-Landtechnik aus Mehringen und Sandersleben, aber auch Groß Schierstedts Ortschef Burkhardt Mathe mit einem Feuerwehrauto. Natürlich sind auch Trabis, wie ein Cabrio der Familie Böhme, und Simson-Mopeds dabei.
„Ich finde das in höchstem Maße schön, dass man seine Technik hier präsentieren kann. Man hat ja nur ein oder zweimal im Jahr die Gelegenheit dazu“, sagt Dirk Winkler aus Mehringen, der mit seinem Vater Reinhard und Freunden gleich acht Lanz Bulldogs mitbrachte. Auch eine Gulaschkanone war im Umzug. Die stammte aus dem 1. Weltkrieg.
Elf Herren- und elf Damen-Teams traten zum Strohballen-Rollen an
Am Sonnabendnachmittag trifft sich der Ort zum traditionellen Strohballen-Rollen, das zum 23. Mal auf dem Festplatz veranstaltet wird. Vereinschefin Kerstin Franke begrüßt dieses Jahr 22 Mannschaften. Elf Herren- und elf Damen-Teams wollen die 300 Kilogramm schweren Ballen 50 Meter weit rollen.
Nachdem die Feuerwehrkameraden aus Giersleben im letzten Jahr dazukamen, schickten sie in diesem Jahr drei Herren- und ein Damen-Team. „Viele haben private Beziehungen nach Schackenthal“, sagt Wehrleiter Steffen Hoffmann. „Wir wurden gefragt und sind gern hier.“
Lange Jahre gehörten die Nachbarorte zusammen und auch nach der Gebietsreform wollen sie zusammen feiern. Am Ende reichte es trotz starker Zeiten für die Männer nicht zu einem Podiumsplatz, doch Leonie Anders und Karin Reher konnten für die Feuerwehr den dritten Platz bei den Frauen sichern.
Hier gewannen Marie Rietsch und Rebekka Niehoff vor Peggy Kasimir und Nina Hasselbrink. „Das beste am Fest ist das Strohballen-Rollen“, sagte die 16-jährige Rebekka Niehoff, die mit ihrer Partnerin schon 2018 gewann.
Viele Anwohner hatten Kuchen gebacken, andere machten mit als Sponsoren bei der Tombola
Nach zwei Jahren Pause setzten sich bei den Männern wieder Tom Böhme und Lucas Franke durch. „Sobald der Pfiff kommt: Feuerwehr!“ Darin sieht Böhme das Erfolgsgeheimnis. Allerdings hat er sich vorher auch die Strohballen angeschaut, in welche Richtung diese abdriften könnten, und welches die perfekte Strecke ist. Zweite mit nur 37 Hundertstelsekunden Rückstand wurden Manuel und Florian Hätsch vor Eckhard Wnuck und Rudolf Niehoff.
„Das Strohballen-Rollen war schon fast am Einschlafen“, freute sich Vereinschefin Kerstin Franke über die starke Resonanz in diesem Jahr. Michael Rietz hatte einst die Idee dazu, weil jeder Ort besondere Wettbewerbe hat. In Schackenthal als landwirtschaftlich geprägtem Ort passte der Wettstreit mit Strohballen eben.
Viele Bürger halfen dem Verein mit selbst gebackenem Kuchen, als Sponsoren für die Tombola oder als Käufer der insgesamt 1.000 Lose. Kerstin Franke freut sich auf das Feuerwerk und den Tanzabend, aber auch auf den Zeltgottesdienst und die Blasmusik am Sonntag. „Wir sind zufrieden, weil alles gut gelaufen ist.“ Grüße des Ascherslebener Oberbürgermeisters Andreas Michelmann überbrachte bereits am Freitagabend nach dem Fackelumzug und der Enthüllung des Gedenksteins zum 1000-jährigen Bestehen dessen Stellvertreter Michael Schneidewind. Zum Ende des Festes sollte auch noch das am schönsten geschmückte Haus gewürdigt werden.
(mz)


