Wunschzettel Wunschzettel: Großeltern sollten in Absprache schenken

Hof/Köln/dpa. - Geschenke sollen Freude machen und demanderen zeigen, dass man ihn mag. Doch oft sind sie auch Grund fürStreit und Enttäuschungen: Das falsche Geschenk der Großeltern fürden Enkel kann Weihnachten verhageln, dem Kind - und den Eltern. «Ichhabe oft mit Eltern zu tun, die stinksauer sind, weil sich dieGroßeltern nicht mit ihnen absprechen», sagt Andreas Engel, Leiterder Erziehungs- und Familienberatung beim Diakonischen Werk in Hof.
Streit und Enttäuschungen lassen sich durch Gespräche mit denEltern und Kontakt zu den Kindern vermeiden. Die Wünsche der Enkelfinden Großeltern durch Beobachtung heraus. «Wenn Großeltern Zeit mitKindern verbringen, hören sie, worüber die reden, was ihnen wichtigist», sagt Albert Wunsch, Erziehungsberater und Dozent an derFachhochschule Köln. Daraus lassen sich Wünsche erahnen. Eine andereMöglichkeit ist, an gemeinsame Aktivitäten anzuknüpfen. «Wenn Sie imSommer am Bach Bötchen gebaut haben und das Kind Spaß daran hatte,könnte ein entsprechender Bausatz Freude bringen.»
Das setzt voraus, dass Großeltern ihre Enkel regelmäßig sehen.Wohnen Oma und Opa weiter weg, rät Wunsch, Telefon- oder Briefkontaktzu halten. «Auch für kleine Kinder ist ein Brief etwas Tolles. DieGroßeltern können auf diesem Wege erkunden, wofür sich das Kindinteressiert und so Geschenkideen bekommen.»
Weiterhelfen kann auch der klassische Wunschzettel. «Der hatzugleich einen Lerneffekt», sagt Engel. «Das Kind sieht, dass esviele Wünsche hat, aber nur einer oder zwei erfüllt werden.» In derRegel ist der Wunschzettel jedoch eine Momentaufnahme. «Das Kindorientiert sich daran, was gerade "in" ist oder was Freunde wollenund wünscht sich dies», erklärt Wunsch die Nachteile.
Großeltern sollten die Geschenke mit den Eltern absprechen.«Eltern wissen oft eher, womit die Kinder wirklich spielen und wasdoch nur wieder in der Ecke rumsteht», erläutert Helga Gürtler,Erziehungsberaterin und Buchautorin aus Berlin. Außerdem wünschtensich Kinder häufig von mehreren Verwandten das Gleiche. «Ein Gesprächmit Eltern kann verhindern, dass es Doppelungen gibt.»
Die Meinung der Eltern ist wichtig, muss aber die Geschenkauswahlnicht entscheiden. «Großeltern sind ja gerade dafür da, auch malGeschenke zu kaufen, die es von den Eltern nicht gibt», sagt Gürtler.Um Krach am Weihnachtsabend zu vermeiden, rät sie jedoch, die Elternvorab einzuweihen.
Streit gibt es vor allem über die Größe der Geschenke. «Manchmalhaben Eltern das Gefühl, die Großeltern wollten sich mit großenGeschenken ihr Kind kaufen», sagt Engel. Denn neben dem materiellenWert haben Geschenke vor allem symbolische Bedeutung. Sie drückenLiebe und Zuneigung aus. Daraus folgt der falsche Schluss, dass großeGeschenke große Liebe bedeuten. «Schenken die Großeltern etwas sehrTeures, fürchten die Eltern, dass ihr Kind sagt: Den Opa habe ichviel lieber, von dem bekomme ich so tolle Sachen», warnt Wunsch.
Aus dem gleichen Grund fangen Verwandte an, sich mit Geschenken zuüberbieten. «Da steckt meist die Sorge dahinter, vom Kind sonst nichtgemocht zu werden», sagt Gürtler. Hilfreich ist es in solchen Fällen,wenn die Eltern einen Höchstpreis für Geschenke festlegen. «An dieseObergrenze sollten sich Großeltern halten.»
Unter Geschwistern entstehen schnell einmal Neid und Konkurrenz.Die Großeltern sollten daher versuchen, kein Kind zu bevorzugen. Dasheißt nicht, dass die Geschenke exakt den gleichen Preis habenmüssen. «Viel wichtiger ist, jedem Kind das Gefühl zu geben, dass aufseine speziellen Wünsche eingegangen wurde», erklärt Gürtler.
Diesen Problemen aus dem Weg gehen Großeltern, wenn sie denKindern einen Überraschungstag schenken. «Es reicht dann aber nicht,mit den Enkeln ins Schwimmbad zu gehen, wo sie eh jede Woche sind. Esmuss schon etwas Besonderes sein», sagt Erziehungsberater Wunsch. Daskann ein Ausflug in den Wald sein, bei dem die Großeltern mit ihrenEnkeln eine Hütte bauen, eine Bootsfahrt oder ein Besuch im Zirkus.«Eine andere Möglichkeit ist, mit den Kindern etwas zu unternehmenoder zu bauen, für das bislang nie Zeit war», rät Gürtler.
Ein besonderes Geschenk kann auch ein Gegenstand sein, der den Großeltern selbst gehörte. «Solche Geschenke haben großen ideellenWert», sagt Engel. Im Teenager-Alter fangen Kinder an, sich für dieFamiliengeschichte zu interessieren, weiß Gürtler. «Wenn Kindernachfragen, wie es früher war, ist das ein Zeichen dafür, dass siesich wahrscheinlich über persönliche Dinge der Großeltern freuen.»
Wünscht sich der 15-jährige Enkel allerdings sehnlichst Geld fürein Moped, dann sollten Großeltern ruhig auch Geld schenken, rätWunsch. Den 50-Euro-Schein in einen Briefumschlag zu stecken, findeter aber einfallslos. «Sie sollten das Geld wenigstens kunstvollverpacken. So zeigen Sie ihrem Enkel, dass er ihnen wichtig ist, undsie sich Mühe und Gedanken machen.»