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Wohnen Wohnen: Umzugshelfer wollen umsorgt sein

Von Britta Schmeis 17.09.2003, 09:38
Starke Männer sind gefragt: Wenn Waschmaschinen und ähnlich schwere Dinge transportiert werden müssen, sollten zumindest einige der Umzugshelfer über kräftige Muskeln verfügen. (Foto: dpa)
Starke Männer sind gefragt: Wenn Waschmaschinen und ähnlich schwere Dinge transportiert werden müssen, sollten zumindest einige der Umzugshelfer über kräftige Muskeln verfügen. (Foto: dpa) dpa

Düsseldorf/Berlin/dpa. - Penibel hatte Katja Winterer die Umzugskartons beschriftet: «Bücher Studium», «Kunstbände», «Reiseführer». So wussten die Umzugshelfer der Düsseldorferin zwar genau, was sie fünf Stockwerke hinunter schleppten, einfacher machte das den Umzug jedoch nicht. Denn voller Eifer hatte die 25-Jährige die Kisten randvoll bepackt. «Die wogen bis zu 25 Kilo, und man konnte gar nicht mehr in die Tragelöcher greifen», erinnert sich Winterer. Wer auch beim nächsten Umzug statt auf ein teures Transportunternehmen auf Hilfe von Freunden und Familie setzen will, sollte solche Fehler möglichst vermeiden - und es auch sonst seinen Helfern so angenehm wie möglich machen.

«Genaue Planung ist wichtig, damit Freunde auch nach dem Umzug noch Freunde sind», weiß Katja Winterer, die nach mittlerweile drei Orts- und Wohnungswechseln ihre Umzugstaktik perfektioniert hat. «Ich locke meine Freunde mit einer kräftigen Suppe und ausreichend Bier. Das zieht immer», erzählt die Hamburgerin Maja Maurer. Mit Snacks und Getränken sind die Helfer, von denen es bei jedem Umzug mehr als genug geben sollte, stets bei Laune zu halten. Doch das ist nicht alles.

«Es nervt extrem, wenn der Umzugswagen nicht pünktlich vor der Tür steht und sich Kisten und Möbel auf dem Bürgersteig stapeln», sagt Winterer. Hilfreich ist außerdem, wenn einige größere Autos zur Stelle sind. Damit lassen sich störrige Einzelteile transportieren und die Helfer verteilen sich auf alte Wohnung, Straße und neue Wohnung. Denn über Jahre hat die Marketing-Assistentin die Erkenntnis gewonnen: «Die Helfer sollten immer beschäftigt sein.» Endloses Warten auf die nächste Fuhre treibt lustlose Helfer schnell in die Flucht.

Ebenso unbeliebt sind Wohnungseigentümer, die erst am Umzugstag mit dem Aussortieren beginnen. Da wird schon mal die 20 Jahre alte Hanni und Nanni-Kassette in den Rekorder geschoben oder im Poesie-Album geblättert. Dafür allerdings hat maximal die beste Freundin - aber kein Helfer in der Warteschlange - Verständnis.

Wenig hilfreich für den Transport des gesamten Hab und Guts von einer Wohnung in die andere sind Hochschwangere, Fußkranke oder Bandscheibenpatienten. Die lassen sich zwar für den Fensterputz oder das Einräumen des Kleiderschranks einsetzten, doch auch die Waschmaschine will in die dritte Etage geschafft werden. «Wenn nicht genug starke Männer zur Hand sind, hilft für schwere Gegenstände auch eine Sackkarre», empfiehlt Maurer.

Besonders nette Helfer belassen es nicht beim Schleppen, sondern bauen beispielsweise auch Regale auf, verlegen Kabel oder schließen Spülmaschinen an. Wer viel macht, kann allerdings auch viel verkehrt machen - etwa aus Versehen ein Kabel anbohren und einen Kurzschluss auslösen. «Im Normalfall trägt die Haftpflicht-Versicherung des Verursachers den Schaden nicht», warnt Klaus Brandenstein vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft in Berlin.

«Stillschweigende Haftungsausschluss» heißt das im Juristendeutsch. Denn bei der Hilfe handelt es sich um eine Gefälligkeit, von der der Umziehende profitiert. Was wie ein Sketch aus einer Comedyshow klingt, hat das Landgericht Aachen vor Jahren in einem Prozess beschäftigt: Mit einer Diskettenbox in der Hand war ein Umzugshelfer auf der Treppe gestürzt und war gegen den Umziehenden gefallen. Der schleppte gerade seine gesamte Computerausstattung im Wert von etwa 6500 Euro in die neue Wohnung. Ersatzansprüche erkannte das Gericht ihm nicht zu. «Hilfeleistung bei einem Umzug bedeutet ein nicht unerhebliches Gefahrenmoment» urteilte das Gericht (Az.: 4 O 536/86).

«Theoretisch müsste man solche Versicherungsfragen vorher absprechen», rät ein Sprecher der ARAG-Versicherung in Düsseldorf. Diese Haftungssachen seien immer heikel, weil es auf den Einzelfall ankomme. Zu klären sei etwa, ob es sich um grobe oder leichte Fahrlässigkeit handele, und in wieweit der Helfende auf Anweisung des Umziehenden gehandelt habe. Das allerdings handhaben verschiedene Versicherungen unterschiedlich: «Ein Freund hat mir beim Umzug mal versehentlich ein Heizungsrohr angebohrt», erzählt Katja Winterer. Die Versicherung des Freundes habe die Reparatur anstandslos bezahlt.