Wohnen Wohnen: Gummi statt Holz

Bad Honnef/dpa. - Ein Experimentieren mit neuen Materialien beobachtet auch derVerband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef(Nordrhein-Westfalen). Bei den Materialien aus völlig artfremdenGebieten reiche «die Palette von den modernen Kunststoffen aus derChemiebranche hin zu natürlichen Rohstoffen aus fernen Ländern»,erklärt VDM-Hauptgeschäftsführer Dirk-Uwe Klaas. Materialien wieBambus, Seegras und Rattan erlebten dadurch eine Aufwertung.
Möbelentwürfe, bei denen Flecht-Materialien wie Rattan verarbeitetwurden, präsentierten auch auf der diesjährigen InternationalenMöbelmesse (IMM) in Köln zahlreiche Aussteller. Neben traditionellenFlechtmöbelherstellern zeigten dort junge Designer vonFachhochschulen und besonders aus dem Avantgarde-Bereich ihreArbeiten.
«Flechthandwerk ist immer etwas Kreatives», sagt MichaelSteffenhagen, der auf dem Messestand der Firma Wendepunktungewöhnliche Stühle, Raumteiler und Skulpturen aus Flechtwerkausstellte. Er selbst verarbeite sehr gern Weiden, sagte derKorbflechtmeister von der Flechtwerkstatt in Waldshut-Tiengen(Baden-Württemberg). All seine Entwürfe seien Unikate. Neben Weidenals Material kombiniere er gern Hölzer wie Eiche und Buche mitMalakka-Rohr, einer Art Rattanrohr, und Kokosbast. WichtigeVoraussetzung für seine Arbeit sei, dass Optik und Haptik derEntwürfe zusammen passen. Es gebe bereits aus der Branche Interessean seinen Entwürfen für die Serienproduktion.
Leder, bei Polstermöbeln seit langem bewährtes Material, kann auchals Werkstoff für so genannte Kastenmöbel dienen - etwa für mit Lederüberzogene Tische, Betten oder Anziehkommoden. «Bei den Ledermöbelnwird das Gestell der Unterkonstruktion mit Schaumstoff belegt undanschließend mit Leder bezogen», sagt Julika Ohlrogge vom HerstellerAlma Home aus London. Hierdurch bekämen die Ledermöbel eine weicheOberfläche.
Passend zu den Ledermöbeln gibt es auch noch einen Fußbodenbelagaus Leder in vier verschiedenen Farben. Voraussetzung für dasVerlegen des Lederbodens sei allerdings, dass der Estrich völlig planist, so Ohlrogge. Als weitere Alternative zu herkömmlichen Teppichenkönne man sich auch für einen handgewebten Lederteppich ausKalbsleder entscheiden. Damit es sich besonders angenehm auf demLederteppich geht, ist er mit Filz hinterlegt.
Innovatives hinsichtlich des Materials, der Technologie,der Einsatzmöglichkeit und der Ausführung hat der schwedischeHersteller Collection Källemo in seinem Gummi-Stuhl NON vereint - dasstrenge und schlichte Äußere soll dabei einen Gegenpol zum warmen,weichen Sitzgefühl bilden.
Auf unkonventionelle und artfremde Materialien setzt auch derDesigner Eric Janssen aus New York: «Der transparente Kerzenhalter"Wax Nest Candle Holder" kann mit drei verschiedenen Arten und Größenvon Kerzen bestückt werden», sagt Janssen. Außergewöhnlich am Ständerist jedoch vor allem das Material. «Es ist dasselbe, aus dem sonstSkateboard-Rollen gefertigt werden.»
Beim Möbelbau setzt der New Yorker Designer auf Ökologie undSchonung von Ressourcen. «Der stabile Hocker "Pulp Stool" ist ausalten, wiederverwerteten Zeitungen gefertigt und selbst wiederrecyclebar», erklärt Janssen. Passend zum Stuhl gibt es ebenfalls ausPappe das Weinregal «Weekly Wine Rack» für den Wochenbedarf. DasWeinregal in Zylinderform besteht aus sieben Rollen wie für denVersand von Postern, die mit einer äußeren Pappschicht zu einem Rundzusammen gebunden sind. Vier Füße aus Kunststoff verhindern einWegrollen der Papprolle. «Das Weinregal und einige andere Produktesind ausgewählt worden, um im Design Store des Museum of Modern Artverkauft zu werden», erzählt Janssen stolz.