Wintergarten Wintergarten: Das zusätzliche Zimmer im Grünen
Rosenheim/Berlin/dpa. - Ein Wintergarten gibt das Gefühl,mitten in der Natur zu sitzen. Dank der vielen Scheiben wärmt dieSonne, auch wenn es draußen noch frisch ist. Ein Wintergarten schafftzusätzlichen Wohnraum und steigert die Wohnqualität - aber er hatauch seinen Preis. Damit die Bewohner im Sommer nicht schwitzen undim Winter frieren, ist gute Planung wichtig. Dabei solltenHausbesitzer die Folgekosten nicht aus dem Blick verlieren.
Einen Wintergarten darf nicht jeder bauen. Zunächst muss einAntrag bei der zuständigen Baubehörde gestellt werden. «Eine guteWintergartenfirma übernimmt das für Sie», sagt Franz Wurm,Vorsitzender des Wintergarten-Fachverbandes in Rosenheim.
Die Bearbeitung dauert rund vier Wochen. Die Behörde prüft, obVorgaben wie Bebauungspläne, Baugrenzen und Abstände zum Nachbarneingehalten werden. Wer hingegen einfach drauflos baut, riskiertGeldstrafen oder sogar einen Abriss, warnt Steffen Spenke,Vorsitzender des Fachverbandes Wohn-Wintergarten in Berlin.
In welcher Richtung der Wintergarten gebaut wird, hängt von denrechtlichen Vorgaben und den Vorlieben der Bewohner ab. «EinNord-Wintergarten eignet sich besonders gut als Arbeitszimmer»,erklärt Wurm. Die Ausrichtung nach Osten biete sich für Menschen an,die spät zur Arbeit gehen und die Morgensonne ausnutzen wollen. Beieinem nach Süden ausgerichteten Wintergarten sei ein guterSonnenschutz wichtig - dafür ist es dort in der Übergangszeit warm.
Idealerweise sollte der Wintergarten an die Küche oder das Wohn-und Esszimmer anschließen. Weniger geeignet ist eine Verbindung zumSchlafzimmer. «Das müssen sie richtig lüften können», sagt Wurm.Pflicht sei ein direkter Zugang vom Haus zum Wintergarten: «Gerade imWinter gehen Sie nicht außen herum.»
Bei der Auswahl des Wintergartens spielt die Haus-Architektur eineentscheidende Rolle. Klare Formen vertragen keinen verspieltenWintergarten, sagt Wurm. Die Farbe sollte wiederum zu den Fensternpassen, rät Georg Tjards, Architekt aus Friedeburg (Niedersachsen):«Sonst wirkt der Wintergarten schnell wie ein Fremdkörper.»
Der Rahmen des Wintergartens besteht meist aus Holz, Aluminiumoder Kunststoff. Kunststoff sei am billigsten, eigne sich aber nurfür sehr kleine Wintergärten, erläutert Wurm. Holz wirkt zwar warmund gemütlich, braucht aber viel Pflege: «Sie müssen es an derAußenseite alle vier bis fünf Jahre streichen», sagt Tjards. Häufigwerde daher Aluminium gewählt. Eine besonders schöne, dafür aber auchteure Variante ist die Kombination aus Aluminium und Holz. «Außenhaben Sie das pflegeleichte Aluminium, innen das gemütliche Holz.»
Komplizierter wird es bei den Glasflächen, die rund 80 Prozent desWintergartens ausmachen. Sie müssen gut isoliert sein, damit wenigWärme entweicht. Eine gute Isolierung ist an einem niedrigen «U-Wert»zu erkennen. Laut Spenke erreicht ein Zweifach-Wärmeschutzglas mitLuftfüllung zwischen den Scheiben einen «U-Wert» von 1,1.Dreifach-Isoliergläser mit Edelgasfüllung kommen auf einen «U-Wert»von 0,7. Allerdings kosten letztere Modelle auch mehr.
Trotz der Wärmeschutzverglasung entweicht immer Energie. Selbstwenn nur 30 Prozent verloren gingen, sei das wegen der großen Flächeein erheblicher Verlust, warnt Peter Struhlik, öffentlich bestellterSachverständiger für Wintergärten aus Minden. Wer auch im Winterunter Glas sitzen will, müsse daher ständig heizen und sich auf hoheEnergiekosten einstellen - «energetisch sind Wintergärten Unsinn.»
Eine Fußbodenheizung allein reicht nach Ansicht der Experten nichtaus. Besser seien Unterflurheizungen, die in den Fußboden eingelassenwerden. «Sie haben den Vorteil, dass sie an der kühlsten Stelle vorden Fenstern angebracht werden können, den Durchgang zum Garten abernicht behindern», sagt Spenke. Die Heizung sollte eine Leistung von300 bis 400 Watt pro Quadratmeter Grundfläche haben.
Die gute Isolierung hat aber auch Nachteile: Im Sommer kann dieHitze nicht entweichen. «Liegt der Wintergarten in Südrichtung, habenSie drinnen schnell bis zu 60 Grad», warnt Struhlik. Wichtig seidaher eine gut funktionierende Lüftung an Sockel und Dach. «DieLüftung sollte die Luft 10 bis 30 Mal pro Stunde wechseln.» Fensteroder Türen des Wintergartens zu öffnen, reicht hingegen nicht aus.«Dann sitzen Sie schnell in der Zugluft», sagt Architekt Tjards.Neben der Lüftung sollte auch an Markisen oder Rollläden gedachtwerden, die Schatten werfen.
Ein Standard-Wintergarten von 20 Quadratmetern kostet je nachMaterial und Ausführung ab 20 000 Euro, sagt Spenke. Hinzu kommen dieKosten für Fundament, Heizung und Lüftung, die sich noch einmal aufrund 10 000 Euro belaufen können. Bei solch einer Investition solltensich Hausbesitzer für die Auswahl des Wintergartens Zeit lassen: «Eingutes Fachgeschäft wird umfangreich beraten und über die technischenBesonderheiten und die baurechtliche Situation aufklären.»
Sinnvoll sei, sich Referenzobjekte zeigen zu lassen, rät Struhlik.«Schauen Sie sich Wintergärten an, die etwa dem entsprechen, was Sieselbst haben wollen, nicht tolle Vorzeigemodelle.» Zudem solltennicht nur gerade errichtete Wintergärten begutachtet werden, sagtSpenke: «Wenn ein Wintergarten nach zehn Jahren noch gut aussieht,ist das auch ein Zeichen von Qualität.»