Wie werde ich...? Stuckateur
Düsseldorf/Berlin/dpa. - Ins Handwerk wollte Bjelic Dusan, so viel stand fest: «Ich arbeite gerne praktisch.» Von Bekannten vermittelt, machte der Düsseldorfer serbischer Abstammung zunächst ein Praktikum als Elektroinstallateur, dann als Stuckateur.
Danach stand die Berufsentscheidung fest: «Ich möchte Stuckateur werden.» Heute lernt der 25-Jährige in einem Ausbildungsbetrieb, der sich auf den Vollwärmeschutz spezialisiert hat. Wärmedämmverbundsystem lautet der Fachbegriff, wenn Bjelic auf Außenwände Dämmstoffe aufträgt, verstärkt und mit einer Schlussbeschichtung verputzt. Dafür arbeitet der Azubi bei Wind und Wetter draußen, nicht selten in luftiger Höhe.
Aber so häufig ist Bjelic noch gar nicht in seinem Ausbildungsbetrieb. Neben der Berufsschule erhalten alle angehenden Stuckateure eine überbetriebliche Ausbildung: Zwölf Wochen im Jahr besucht Bjelic das Bildungszentrum des Baugewerbes in Düsseldorf.
Dort lernt er alles, was im Betrieb zu kurz kommt: Trockenbauarbeiten, Dachschrägen bearbeiten, aus Gipsmehl und Wasser ein Stuckprofil anfertigen. «Während die Auszubildenden im Betrieb oft nur Hilfsarbeiten ausführen, arbeiten sie bei uns von Beginn an eigenverantwortlich», erklärt Ausbildungsmeister Dieter Stempel.
Die meisten Ausbildungsbetriebe haben sich spezialisiert - etwa auf Fassadendämmung. «Mit Stuck arbeiten die wenigsten», sagt Stempel. Aber damit die alte Handwerkskunst, die dem Beruf den Namen gab, nicht verloren geht und jeder Geselle in jedem Bereich einsetzbar bleibt, legt die überbetriebliche Ausbildung ein breites Fundament.
«Stuckateure sind Gestalter, Energiefachleute und Handwerker in einem», betont Frank Schweizer, Leiter des Bildungszentrums für Ausbau und Fassade im baden-württembergischen Leonberg. Rund 700 Auszubildende, verteilt auf drei Lehrjahre, unterrichtet das Bildungszentrum zur Zeit und ist damit Deutschlands Hochburg für Stuckateure. Inzwischen hat sich die Zahl bundesweit auf knapp 600 Auszubildende pro Jahrgang eingependelt - überwiegend Männer, so der Deutsche Stuckgewerbebund in Berlin. «Dabei sind Mädchen oft sehr gute Stuckateure», betont Schweizer.
Mädchen wissen meist genau, warum sie sich auf den Männerberuf einlassen: «Ich interessiere mich für barocke Gebäude und will Restaurateurin werden», erklärt Margit Bormann. Die Abiturientin machte bei einem Stuckateurmeister ein Praktikum und anschließend eine Lehre. 2004 gewann sie den Bundeswettbewerb für Stuckateure. Jetzt studiert sie an der Fachhochschule Köln und wird Restauratorin: «Trockenbau und Wärmedämmung haben mich nie interessiert. Ich wollte die historische Technik mit der Freude an Ästhetik verbinden.»
Facharbeiter sind gefragt. Schon jetzt würden viele Gesellen nach Holland abgeworben, sagt Stempel. Dort wie hier wird immer mehr im Akkord gearbeitet, das heißt, es werden mit den Kunden Quadratmeterpreise ausgehandelt und nach Leistung abgerechnet. «Im Akkord verdient ein Geselle schnell mehr als 2000 Euro brutto.» Ohne sind es zwischen 1600 und 1800 Euro im Monat.
Informationen: Deutscher Stuckgewerbebund im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Kronenstraße 55-58, 10117 Berlin (Tel.: 030/20 31 45 49); Bildungszentren des Baugewerbes, Bökendonk 15-17, 47809 Krefeld (Tel.: 02151/51 55 10).