Wie werde ich...? Fluglotse
Düsseldorf/München/dpa. - «LH 44 Charly taxi via Bravo Mike and Romeo to position Alpha 15»: Was sich für den Laien wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Wörtern anhört, ist für den Fluglotsen Thomas Szigat Alltag.
Seit 17 Jahren arbeitet er im Tower des Düsseldorfer Flughafens und gibt den Piloten gerade die Anweisung, wo sie ihre Maschinen parken sollen. Fluglotse zu werden, war schon lange sein Traum. Allerdings gibt Szigat zu, dass er ursprünglich eigentlich Pilot werden wollte. Aber dann hat er sich umentschieden - auch wegen der geregelten Arbeitszeiten und besseren Arbeitsbedingungen als Fluglotse. Die Atmosphäre an seinem Arbeitsplatz ist entspannt. Vier Kollegen sind dort pro 8,5-Stunden-Arbeitsschicht anwesend. Etwa drei Stunden arbeiten die Lotsen, dann haben sie eine Dreiviertelstunde Pause, während der sie von einem weiteren Kollegen abgelöst werden.
Nervös ist hier niemand. «Wenn es brenzlig wird, herrscht im Tower absolute Ruhe, und dann weiß ich, dass was nicht stimmt», sagt Michael Fuhrmann, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Düsseldorf. Ruhe, Konzentrationsfähigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig koordinieren zu können, sind die wichtigsten Voraussetzungen für den Beruf. Zudem sollten die Bewerber über das Abitur und gute Englisch-Kenntnisse verfügen.
Wer die Einstellungstests beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Hamburg als Voraussetzung für die vierjährige Ausbildung schafft, hat einen sicheren Job. Von den jährlich rund 3000 Bewerbern nehmen nur fünf bis zehn Prozent diese Hürde, weswegen die DFS mit Werbeslogans wie «Deutsche Flugsicherung - Weil der Himmel uns braucht» um die Gunst der Abiturienten buhlt.
Ann-Kathrin Humpert befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr und ist nun nach gut eineinhalb Jahren theoretischer Ausbildung in Langen bei Frankfurt im «on-the-job-Training» (OJT) am Münchner Flughafen. Auch für die 24-Jährige ist es ein Traumjob. «Mir gefällt vor allem, dass man zwar eigenverantwortlich, aber immer auch im Team arbeitet», erzählt sie. Die Ausbildung sei schon ziemlich anstrengend. «Aber wenn man sich dafür begeistert, dann macht das wahnsinnig viel Spaß.»
Fluglotsen müssen alle zwei Jahre zum Gesundheits-Check. Entsprechend sportlich-drahtig sehen die Kollegen im Düsseldorfer Tower aus. Stress gibt es für sie nur dann, wenn etwa ein Notfall in der Kabine eines Flugzeugs oder ein technischer Defekt an der Maschine vorliegt. Oder wenn ein bereits gelandeter Flieger die Startbahn fahrend überquert, auf der gerade eine Maschine abhebt. «Da gibt's dann schon Ärger», betont Szigat, «so ein Fall wird auch entsprechend gründlich untersucht.»
Informationen: Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS), Am DFS-Campus 10, 63225 Langen, Telefon: 06103/7070
Deutsche Flugsicherung: www.dfs.de
Die rund vierjährige Ausbildung zum Fluglotsen wird in zwei Abschnitte unterteilt. Zunächst werden die Anwärter etwa eineinhalb Jahre an der Flugsicherungsakademie der Deutschen Flugsicherung in Langen bei Frankfurt theoretisch ausgebildet. Daran anschließend gehen sie an einen der bundesweit 17 Standorte. An ihrem Ausbildungsstandort werden sie später auch eingesetzt. Ein Lotse verdient während seiner Ausbildung rund 2900 Euro im Monat, das Einstiegsgehalt liegt zwischen 5000 und 7000 Euro plus Zulagen.