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Ohren gespitzt Wie funktionieren Podcasts eigentlich?

Spätestens seit Corona feiern Podcasts einen Boom. Die Volontäre der Mitteldeutschen Zeitung haben sogar eine eigene True Crime-Serie entwickelt. Welche Vorteile die Sendungen zum Hören haben und für wen sie spannend sind.

Von Anika Würz, Jessica Quick und Frederic Vosseberg Aktualisiert: 01.12.2022, 12:24
Beim Saubermachen, beim Joggen, im Auto - da vertreibt ein Podcast gut die Zeit.
Beim Saubermachen, beim Joggen, im Auto - da vertreibt ein Podcast gut die Zeit. (Foto: Imago/Westend 61)

Ein regelrechter Podcast-Boom ist im Gange. Laut Radiomacher Rob Szymoniak gibt es derzeit kaum ein anderes Format, dem Hörer 30 Minuten und länger ihre volle Aufmerksamkeit widmen. Nach Zahlen des aktuellen Online-Audio-Monitors hören mehr als 30 Millionen Menschen ab 14 Jahren in Deutschland täglich Audio-Inhalte aus dem Internet: Musikstreaming (52,9 Prozent), Webradio (45,7 Prozent) und eben auch Podcasts beziehungsweise Radiosendungen zum Nachhören (24,6 Prozent).

Die Corona-Pandemie, in der plötzlich die Nachfrage und Angebote an Podcasts enorm gestiegen sind, hatte einen besonderen Aufschwung des Formats zur Folge. Das „Coronavirus-Update“ etwa mit den Virologen Christian Drosten und Sandra Ciesek war laut YouGov-Umfrage der beliebteste Podcast des Jahres 2021. Wie steht es um einen Impfstoff? Wie entwickelt sich die Test-Strategie? Besteht Hoffnung auf ein Medikament? In dem NDR-Podcast haben die Experten auf Knopfdruck über neue Erkenntnisse der Forschung informiert.

Podcasts sind auch für ältere Hörer interessant

Allerdings: 73 Prozent des Podcast-Publikums sind zwischen 21 und 35 Jahren alt. Dabei ist das Docutainment, wie Szymoniak Podcasts nennt, – eine Mischform aus Unterhaltung und Information – durchaus auch für ältere Menschen interessant. Podcast-Expertin Kia Hampel sagt, ganz ähnlich dem Radio sei der Podcast ein Medium, mit dem man „Gesellschaft“ haben könne – und das ohne viel Interaktion.

„Der Podcast ist bei vielen alltäglichen Dingen dabei.“ Da das Format nur gehört und nicht gesehen werden muss, eignet es sich, um neben anderen Tätigkeiten noch etwas dazuzulernen oder sich einfach unterhalten zu lassen.

Podcasts kommen Pendlern entgegen, die auf dem Weg zur Arbeit die neuesten Nachrichten erfahren möchten, obwohl es gerade nicht genau um oder halb Acht ist. Auch im Haushalt, beim Kochen, Abwaschen oder Wäsche aufhängen zum Beispiel, kann ein Podcast dazu beitragen, dass die Zeit ein wenig schneller vergeht. Unter der Dusche Spanisch lernen, beim Joggen die Spielergebnisse vom Vorabend hören und sich mit der Aufarbeitung eines echten Kriminalfalls in den Schlaf gruseln – das und viel mehr bieten die Formate.

Und wie funktioniert ein Podcast nun eigentlich? Im Prinzip verhält sich das Hörformat zum Hörfunk wie eine Netflix-Serie zum Fernsehen. Im Grunde genommen ist ein Podcast nämlich eine meist regelmäßig erscheinende Sendung zum Anhören. Anders als beim Radioprogramm abonnieren Nutzer einen Podcast bei einer Streamingplattform oder einem „Podcatcher“ (engl. „Podcast-Fänger“) und können ihn hören, wann immer sie mögen.

Sendungen auf Abruf bereit

Das Wort Podcast setzt sich übrigens aus „pod“ und „broadcast“ (engl. für Sendung) zusammen. Das Wort „pod“ rührt vom Apple iPod her, dem mp3-Player, auf dem das Format zum ersten Mal breite Verwendung fand.

Um einen Podcast anhören zu können, benötigen Interessierte lediglich ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer. Auf dem Gerät muss die App des jeweiligen Streaminganbieters beziehungsweise Podcatchers installiert werden. So lässt sich der Podcast abonnieren, und man erhält eine Information, sobald eine neue Folge veröffentlicht wird. Für manche Anbieter wird ein monatlicher Betrag fällig. Die gewünschten Sendungen können dann aber in der Regel kostenfrei abonniert und auch heruntergeladen werden. Die Macher finanzieren sich über Werbung oder gehören zu Radiosendern, die damit für sich werben.

Apple hat das Format schon 2005 auf iTunes eingeführt – eine Plattform, die mittlerweile schon wieder Geschichte ist. Ganz vorne dabei ist derzeit Spotify. Aber auch neue Plattformen wie Podimo oder FYEO wollen auf dem Audio-Markt mitmischen.

Kia Hampel sieht den Podcast-Boom auch in der besseren technischen Ausstattung, die heute verfügbar ist, begründet: „Vor ein paar Jahren konnte man halt noch nicht mehrere Hundert Megabyte unterwegs streamen.“ Außerdem sei das Publikum inzwischen mehr daran gewöhnt, Medien auf Abruf zu konsumieren. „Bei Podcasts ist es eben so, dass wir uns, wann immer wir wollen, über jedes Thema informieren können.“

Podcasts decken große Themenvielfalt ab

Das Themenspektrum in der Podcastwelt ist schier unerschöpflich. So gibt es kurze Nachrichten-Podcasts, unter anderen den der Tagesschau oder den des Deutschlandfunks. Auch Zeitungen wie Die Zeit und die Süddeutsche Zeitung bieten eine Reihe von Nachrichten- und Wissens-, Interview- und Sport-Podcasts an.

Großer Beliebtheit erfreuen sich zudem Unterhaltungspodcasts etwa von Klaas Heufer-Umlauf oder Markus Lanz und Richard David Precht. Daneben gibt es Bildungspodcasts, die sämtliche Fachrichtungen, Altersklassen und Niveaus bedienen. So lassen sich etwa Sprachen mit Podcastangeboten von Muttersprachlern hervorragend auffrischen.

Neuer MZ-Podcast

Macht Gelegenheit Mörder? Was, wenn die eigene Mutter zum Verbrecher wird – oder sogar der Staat? Antworten auf diese und viele weitere dunkle Fragen gibt es ab dem 5. Dezember im Podcast „Verbrechen in Mitteldeutschland“ und natürlich in der Mitteldeutschen Zeitung.

Die MZ-Nachwuchsjournalisten haben brisante Verbrechen in Sachsen-Anhalt recherchiert. Gemeinsam mit Beteiligten und Experten geben sie Einblicke in Ermittlungen, sprechen über Täterprofile und erkunden die Konsequenzen von realen Kriminalfällen in Mitteldeutschland. Entstanden ist ein multimediales True Crime-Projekt mit neun Podcast-Folgen.

Die Website zur Serie: true-crime.mz.de