Werdegang Werdegang: Planung von Anfang an

Lüneburg/dpa. - «Einen Entwurf, einenGrundriss der angestrebten Karriere sollte jeder haben, unabhängigvon der Branche», empfiehlt Sabine Breitbart. «Je eher man der Typist, der mit einmal Erreichtem nicht lange zufrieden ist, umsowichtiger ist Karriereplanung», sagt die frühere Personalleiterin,die heute als Autorin und Karriereberaterin in Hamburg lebt.
«Idealerweise entwickelt sich das eigene Berufsthema von selbst,durch das, was einen interessiert und motiviert.» Im besten Fallpasse die gesamte Ausbildung zu dem, was man beruflich vorhat, sagtBreitbart. «Manche brauchen aber auch erst ein, zwei Umwege, um klarin ihrer Berufsplanung zu werden.»
«Es gibt zwar immer wieder wilde Lebensläufe, die ganz nach obenführen», bestätigt Prof. Jürgen Lürssen von der Universität Lüneburg.«Aber von solchen Ausnahmen sollte man sich nicht leiten lassen.» DerWirtschaftswissenschaftler bietet an seiner Hochschule Kurse zumThema Karriereplanung an. «Man sollte sich schon fragen, was manlängerfristig werden will und sich entsprechende Ziele setzen», sagtLürssen. «Wer einfach irgendeine Stelle annimmt, nur weil sie einemgerade angeboten wurde, landet leicht in einer Sackgasse. Das giltauch bei Jobangeboten innerhalb des Hauses.»
Sabine Breitbart sieht das ähnlich: «Man sollte möglichst frühwissen, wohin einen ein bestimmter Weg führen kann und jederzeit dieFolgen von Entscheidungen im Blick behalten.» Das gelte auch fürpassive, also vermiedene Entscheidungen. «Man muss jederzeit daraufachten, dass es im Lebenslauf nicht bergab geht. KurzeÜberbrückungstätigkeiten oder Jobs, gerade am Berufsanfang, schadennatürlich keinem.»
Wer sich über seine beruflichen Ziele im Klaren ist, solltegleichzeitig überlegen, welche Schritte dahin führen, rät Lürssen:«Welche Qualifikationen brauche ich dafür, welche Erfahrungen inwelchen Bereichen?» Falsch sei die Vorstellung, nur einmal amBerufsanfang einen Entwurf für die Karriere zu machen und den danneinfach umzusetzen: «Oft kommt es anders als geplant. Deshalb mussman kontinuierlich planen», sagt der Wissenschaftler - und seineZiele bei Bedarf revidieren.
Einfach und praktisch sei eine jährliche Inventur der eigenenKarriere, sagt Sabine Breitbart: «Was wollte und will ich erreichen?Was davon ist nun Realität? Warum habe ich etwas nicht erreicht?» BeiHindernissen auf dem Berufsweg sollte man an sich arbeiten und nichtgleich aufgeben.
Die Planung der eigenen Karriere kann gezieltes Networkingerleichtern: Wer viele beruflich nützliche Kontakte hat, ist bessermit Informationen versorgt und bekommt eher entsprechende Angebote,ist Lürssen überzeugt. Sich um andere zu bemühen, sei deshalbunverzichtbar - auch um den eigenen Chef. «Der ist für die Karriereschließlich der Torwächter», sagt Lürssen. Da kann der einzelne soviel planen, wie er will: «Der Chef muss einen empfehlen oder dieBeförderung jedenfalls nicht blockieren, sonst wird es damit nichts.»
Planbarkeit hat aber auch Grenzen, warnt Christine Öttl:«Beruflicher Erfolg lässt sich nicht erzwingen», ist die Erfahrungder Karriereberaterin aus München. «Man kommt einfach durch manche Türen und sieht, dass dann noch andere offen stehen. Vieles ergibtsich von selbst, manches ist auch einfach Zufall.» Wer die Karrierevon Anfang bis Ende durchplanen will, habe ein hohes Risiko, damit zuscheitern. Öttl plädiert deswegen für ein anderes Konzept: «Mach das,was du wirklich gut und mit Hingabe machen kannst», lautet ihreEmpfehlung - dann kommt der Erfolg von selbst.
Literatur: Sabine Breitbart: Strategische Karriereplanung,Cornelsen, ISBN-13: 978-3-589-23515-5, 14,95 Euro; Jürgen Lürssen:Die heimlichen Spielregeln der Karriere, Pieper, ISBN-13:978-3-49224-454-8, 9,95 Euro; Jürgen Lürssen: So macht man Karriere,Campus, ISBN-13: 978-3-59338-401-6, 9,90 Euro.
SERVICE-KASTEN: Stellenwechsel muss zum Karriereplan passen
Bei Bewerbungen sollte jeder bisherige Stellenwechsel gutbegründet werden können, sagt Prof. Martin Lürssen von der UniLüneburg. Idealtypisch geht es dabei jeweils Stück für Stückvorwärts: «Karrieresprünge sind möglich, aber unwahrscheinlich.»Planung könne in jedem Fall helfen, das eigene Qualifikationsprofilzu verbessern. «Firmen sind da oft stockkonservativ. Die wollenpassgenaue Bewerber.» Wer sich auf dem Weg nach oben ungewöhnlicheSchlenker erlaubt, kommt in Erklärungsnot. Der Karriereberaterempfiehlt die Zwei-Schritte-Planung: «Vor jedem Schritt sollte ichüberlegen, welcher danach kommen soll.» In Zeiten, in denenArbeitskräfte gesucht werden, gebe es oft verlockendeStellenangebote. Aber auch in dem Fall sei zu empfehlen, genau zuüberlegen: «Passt das? Und was kommt danach?»