Immer gut angezogen Weniger ist mehr: In 5 Schritten zur Capsule Wardrobe
Morgens fix ein schönes Outfit zusammenstellen - davon träumt wohl jeder, der vorm vollen Kleiderschrank verzweifelt: „Ich habe nichts zum Anziehen.“ Die Capsule Wardrobe soll helfen. Eine Anleitung.
Berlin/München - Für jeden Anlass etwas im Schrank haben - und das, ohne dass sich die Klamotten dort stapeln: Klingt gut. Und soll möglich sein. Das Stichwort: Capsule Wardrobe, zu Deutsch Kapselgarderobe.
Eine Capsule Wardrobe ist eine minimalistische Garderobe mit etwa 30 bis 40 Kleidungsstücken, die untereinander kombinierbar sind. Ziel ist es, eine Garderobe zu schaffen, mit der man schnell und mühelos Outfits zusammenstellen kann.
„Eine Capsule Wardrobe ist sinnvoll für alle, da viele Menschen nur fünf Prozent ihrer Garderobe tragen“, sagt die Berliner Personal Shopperin Andrea Lakeberg. Es sei schließlich das eine Jackett, die eine Bluse, die eine Hose, die zu den Lieblingsstücken zählten. Nicht viel mehr. Und genau um diese Kleidungsstücke herum lässt sich eine kleine, feine Kollektion bauen, die einen gut aussehen lässt.
So geht es:
1. Kleiderschrank ausmisten
Jede Kapselgarderobe beginnt mit dem Ausmisten. Damit das leichter gelingt, räumt man am besten den ganzen Kleiderschrank aus. Alles, was nicht mehr gefällt, passt oder kaputt ist, wird aussortiert. Kleidungsstücke, zu denen man häufig greift, dürfen bleiben. Denn „wichtig ist, dass man sich in der Kleidung wohlfühlt“, sagt die Münchnerin Charlotte Schüler, Autorin des Buchs „Mein nachhaltiger Kleiderschrank“.
Die ausgewählten Stücke sollten einem natürlich auch stehen. „Wenn man sich bei einzelnen Teilen unsicher ist, sollte man sich gleich ein Outfit damit zusammenstellen“, rät Schüler. So erkennt man schnell, ob ein Stück noch gefällt. Oder man beobachtet die Kleiderstange einfach einen Monat lang. „Dazu die Kleiderbügel mit den Teilen falsch herum aufhängen. Hat man ein Kleidungsstück getragen, hängt man es samt Bügel richtig herum auf und stellt fest, was getragen wurde.“
Ebenfalls möglich: Kleidungsstücke, bei denen man unsicher ist, in eine Box packen und dann gucken: Vermisst man sie eigentlich? „Es bleiben die absoluten Favoriten“, sagt Charlotte Schüler.
2. Basics auswählen
Auf dieser Grundlage gelangen T-Shirts, Pullover, Hosen oder Röcke in die Garderobe. Eine Richtlinie: Etwa 80 bis 90 Prozent der Kleidungsstücke sollten miteinander kombinierbar sein. Das gelingt vor allem, wenn Farben und Muster harmonieren. Schüler empfiehlt in ihrem Buch, sich je nach Hauttyp für drei bis fünf Grundfarben zu entscheiden.
Aber: „Man muss nicht zwangsweise zu dunklen Farben greifen“, sagt Andrea Lakeberg. Es ist zwar etwas anstrengender zu kombinieren, wenn die Garderobe bunt ist. Funktionieren tut es dennoch.
Übrigens: Socken, Strumpfhosen und Unterwäsche zählen nicht zur Capsule Wardrobe. Wohl aber Schuhe. „Es erleichtert, wenn man aktiv nur vier bis fünf Schuhe in der Saison trägt“, sagt Charlotte Schüler.
3. Akzente setzen
Nun kann die Basis-Garderobe mit Accessoires aufgewertet werden. Mit Schmuck oder Schals etwa, die den persönlichen Stil unterstreichen. „Es sollten möglichst verschiedene Accessoires sein“, rät Schüler. Also besser nicht drei ähnliche Schals wählen, sondern ein Stück in einer Akzentfarbe, das sich von den Grundfarben der Garderobe unterscheidet.
4. An Bedürfnisse anpassen
Charlotte Schüler erstellt vierteljährlich eine neue Kapselgarderobe. Je nach Saison, damit sie zum Wetter passt. „Pro Saison sind es als Richtwert etwa 35 Teile“, so die Autorin. Alle anderen Kleidungsstücke lagern in Kartons im Keller.
Es gibt Anleitungen, welche Kleidungsstücke zur Capsule Wardrobe gehören. „Diese berücksichtigen aber nicht den persönlichen Stil und die Kleidungsbedürfnisse im Alltag“, so Schüler.
Wer viel im Büro ist, oft ausgeht oder häufig Sport treibt, sollte auch diese Kleidung im Schrank haben. „Die Garderobe muss zum Leben passen. Damit nicht mehr das Gefühl aufkommt, nichts zum Anziehen zu haben“, sagt Schüler. Ihr Rat: sich vor dem Zusammenstellen der Capsule Wardrobe regelmäßige Kleidungsanlässe bewusst machen.
Das Ergebnis können dann auch mehr Teile sein. „Wenn man im Job Kostüm oder Anzug tragen muss, kommt man mit 30 Teilen nicht hin“, sagt Andrea Lakeberg. Dann sei es sinnvoll, den Schrank, in Job und Freizeit einzuteilen. Oder gleich zwei draus zu machen: einen Jobschrank und einen Freizeitschrank.
5. Nachhaltig shoppen
Damit die Freude an der Mini-Garderobe lange währt, sollte man auf hochwertig verarbeitete Kleidungsstücke achten, die langlebig sind und ihre Form behalten. „Wichtig ist, das Kleidungsstück einmal in perfekt zu haben“, sagt Lakeberg. Da man es häufig trägt, bleibt der Verschleiß allerdings nicht aus. „Dann wird genau nur dieses ersetzt.“
Auch Charlotte Schüler shoppt bewusst: „Bevor ich mir etwas Neues kaufe, gehe ich meine aktuelle Garderobe durch, und überlege mir ein Outfit mit dem neuen Teil.“ Falls sie bereits ein ähnliches Kleidungsstück besitzt oder es nicht zur Kapselgarderobe passt, verzichtet sie darauf.