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Weihnachtsschmuck Weihnachtsschmuck: Die Stechpalme war Vorgänger des Weihnachtsbaums

Von Helga Panten 18.10.2007, 12:46
Grüne, dornige Blätter und rote Früchte - auch in Deutschland schmücken Stechpalmenzweige zu Weihnachten wieder häufiger die Stube. (Foto: dpa)
Grüne, dornige Blätter und rote Früchte - auch in Deutschland schmücken Stechpalmenzweige zu Weihnachten wieder häufiger die Stube. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Der Weihnachtsbaum hat sie verdrängt: Bevor Tanneund Fichte im 19. Jahrhundert die Wohnzimmer eroberten, schmücktenStechpalmenzweige (Ilex aquifolium) das Weihnachtszimmer. In Englandhat sich dieser Brauch nie verloren. In Deutschland gewinnt er geradewieder an Bedeutung. Schließlich passen die Farben der Stechpalme gutzum Weihnachtsfest, dem Fest der Liebe, für die das Rot der Früchtesteht, und der Hoffnung, die die dunkelgrünen Blätter symbolisieren.

Aber wer die Blätter mit den Dornen betrachtet, ahnt: Ursprünglichging es nicht um Liebe und Hoffnung. Abwehr von Geistern und bösemZauber war vielmehr der Grund, dass Kelten und Germanen Haus und Hofmit den immergrünen Zweigen behängten. Mit den pieksenden Dornen, soglaubte man, ließen sie sich abschrecken. Freundliche Waldgeisterflüchteten im Winter hingegen gern in die Nähe schützender Häuser,wenn dort die immergrünen Zweige hingen. Die Bewohner profitiertenvon ihrem Segen. Seither gilt die Stechpalme als Glücksbringer.

Entsprechend schwer hatte es das Christentum, die Menschen vonihrem heidnischen Glauben abzubringen. Daher erklärte die KircheIlex-Zweige kurzerhand zum Christus-Symbol. Das stachelige Grün wurdezur Dornenkrone und die roten Beeren zu den Blutstropfen. Nun standdie Pflanze für das Versprechen auf Erlösung und durfte - beladen mitneuem Sinngehalt - weiter verwendet werden.

Der Liebe zu der Immergrünen konnten selbst die Dornen nichtsanhaben. Viel zu schön ist das wie gelackt glänzende Laub. Dabei kannman von «der» Stechpalme gar nicht mehr sprechen. Züchtung undAuslese haben eine große Vielfalt geschaffen.

'Alaska' zeichnet besonders reicher Fruchtschmuck aus.'Pyramidalis' wächst kegelförmig. 'Myrtifolia' besitzt kleines, anMyrten erinnerndes Laub. 'Silver Queen' zeigt graugrün marmorierteBlätter mit breitem weißem Rand. Strahlendes Gelb bietet Ilex xaltaclarensis 'Golden King' - wie alle buntlaubigen Sorten ist sieein wenig frostempfindlich. Für rauhe Standorte bietet sichstattdessen 'Rubricaulis Aurea' mit ihrem gelben Rand an. Wer diescharfen Spitzen fürchtet: 'Swantje' besitzt große, glatte, wehrloseBlätter, zwischen denen ab Herbst orangerote Beeren schimmern.

Ilex-Sträucher sind zweihäusig, das heißt es gibt männliche undweibliche Exemplare. Die weiblichen tragen Früchte - aber nur, wennein männliches Pendant in der Nähe steht. Die Sortennamen verratenoft, um was es sich handelt: 'Blue Prince' gehört zu den männlichen,'Blue Princess' und 'Blue Angel' zu den weiblichen Pflanzen. Die dreisind Kreuzungen zwischen der heimischen Ilex aquifolium und Ilexrugosa aus Ostsibirien. Die botanisch Ilex x meservae genanntenKreuzungen zeichnen sich durch ihre Frosthärte aus.

Die Stechpalme bevorzugt als Waldpflanze eher schattige Plätze.Sie braucht humose, saure bis neutrale und ausreichend feuchte Böden. Die Zweige der Stechpalme mit ihrem ledrig-glänzenden Laub sind enormhaltbar. Schräg angeschnitten und ins Wasser gestellt, erfreuen sieselbst im warmen Zimmer wochenlang. Aber auch ohne Wasser halten siesich. Sogar zum Kranz lässt sich Ilex binden. Aber dazu zieht manbesser Handschuhe an.