1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Vorlieben von Käuferinnen: Vorlieben von Käuferinnen: «Frauenauto» ist Klischee

Vorlieben von Käuferinnen Vorlieben von Käuferinnen: «Frauenauto» ist Klischee

23.09.2003, 09:06
"Die" Autofahrerin gibt es nicht - Autohersteller wenden sich an bestimmte Typen, BMW zum Beispiel an die Frau im Geschäftsleben. (Foto: dpa)
"Die" Autofahrerin gibt es nicht - Autohersteller wenden sich an bestimmte Typen, BMW zum Beispiel an die Frau im Geschäftsleben. (Foto: dpa) BMW

Pforzheim/dpa. - Frauen wollen es klein, niedlich und praktisch - das sagt jedenfalls das Klischee, wenn es um Autos geht. Die meisten Experten sind sich dagegen einig: «Frauenautos» gibt es nicht. Zwar machen sich Autodesigner stärker als früher Gedanken um die Vorlieben von Käuferinnen. Ein einfaches Rezept für ein Auto, das «ihr» gefällt - womöglich mit Kulleraugen, bunten Sitzen und praktischem Schminkspiegel - haben sie aber nicht. Das Image «Frauenauto» wollen außerdem die meisten Hersteller für ihre Modelle möglichst vermeiden.

«Es gibt Modelle, die zu typischen Autos für Frauen werden, vermarkten kann man das aber nicht», sagt Lutz Fügener, Design-Professor an der Fachhochschule Pforzheim. Das sehen auch die meisten Hersteller so: «Wir haben kein Auto explizit für Frauen, damit würden wir ja die männlichen Käufer ausschließen», sagt Jens Bobsien, Sprecher bei Volkswagen in Wolfsburg.

Auch bei BMW gebe es kein spezielles Frauenauto, sagt Pressesprecherin Martina Wimmer in München: «Das Image der Autos hat keine weiblichen oder männlichen Attribute.» Ausstattung und Design der Wagen zielten auf bestimmte Lebenssituationen sowohl von Frauen als auch von Männern, meint auch Christine Bornkeßel, Leiterin der Presseabteilung bei der DaimlerChrysler-Tochter Smart in Böblingen.

Der zum italienischen Fiat-Konzern gehörende Autobauer Lancia hat dagegen mit dem «Y Cosmopolitan» ein spezifisches Frauenauto im Angebot: «Natürlich ist es schwer, generell zu sagen was Frauen von einem Auto wollen», sagt Sprecher Vincenzo Luca in Frankfurt/Main. Das «feminine Auto» ziele darauf ab, dass sich die Fahrerinnen an Bord wohlfühlen. «Es sind besonders hochwertige Materialien in der Innenausstattung verarbeitet, und die Lederausstattung ist farblich gestaltet.» Es gehe also um Details, die Frauen eher auffallen.

Wichtig für das Image eines Wagens sind aber auch Werbung und Vermarktung. Das Sondermodell Cosmopolitan etwa wird laut Luca zusammen mit der gleichnamigen Frauenzeitschrift vermarktet und richtet sich an junge, selbstbewusste Frauen. Ob es für den Nachfolger des Y - den Ypsilon, der im Oktober auf den Markt kommt - auch eine Cosmopolitan-Version geben wird, sei noch nicht sicher. Zwar werben prominente Sportlerinnen und Moderatorinnen für den Wagen, allerdings richte sich das Fahrzeug nicht nur an Frauen.

Ohne Risiko ist die Konzentration auf Fahrerinnen nicht: «Die Bezeichnung Frauenauto ist auch negativ besetzt», sagt Thomas Schumacher, Oberingenieur beim Insitut für Kraftfahrtwesen der Technischen Hochschule Aachen. Ein kleines Auto gelte bei vielen nicht als «das richtige Auto».

Die Definition des «Frauenautos» ist außerdem schwierig: Ein kleiner Wagen mit niedlicher Front - einem Gesicht mit großen Augen zum Beispiel - kann laut Schumacher als solches gelten. Auch die Farbgebung innen und außen spiele eine Rolle. Diese Klischees müssen aber nicht mit den tatsächlichen Vorlieben der Frauen übereinstimmen. «Den Unterschied zwischen klein und groß als Merkmal für Frauen- und Männerautos gibt es nicht mehr», sagt auch Design-Experte Fügener.

«Zwar sitzen besonders viele Frauen hinter dem Steuer eines Minis», sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Center of Automotive Research (CAR) der Fachhochschule Gelsenkirchen. Allerdings begeistere sie dabei nicht einfach nur irgendein Kleinwagen: «Frauen achten darauf, dass das Auto schick und trendig ist.»

Pauschale Unterschiede zwischen Männern und Frauen lassen sich höchstens in der Nutzung festmachen: «Verallgemeinernd kann man sagen, dass es Frauen vor allem darauf ankommt, dass das Auto funktioniert und es souverän in der Benutzung ist», sagt Fügener. Viele Frauen wollten sich weniger einarbeiten in die technischen Details als Männer. «Viele andere Vorstellungen von Frauenautos sind aber nichts weiter als Klischees.»

Ähnlich sehen das auch die Autobauer: «Welche Modelle Frauen gefallen, ist sehr unterschiedlich», sagt VW-Sprecher Bobsien. Dazu gehörten kleinere Modelle wie Polo, Lupo, Golf und Beetle ebenso wie der große Geländewagen Touareg. Auch bei der Inneneinrichtung helfen pauschale Einordnungen Smart-Sprecherin Bornkeßel zufolge nicht weiter. «Es stimmt nicht, dass Frauen nur Stoff und Männer nur Leder wollen.» Außerdem kann nach Aussage von BMW-Sprecherin Wimmer auch nicht von «der Frau» gesprochen werden: «Wir haben die Frau im Blick, die im Geschäftsleben steht, und für die in erster Linie Qualität zählt.»

Auch bei Lancia ist man sich klar darüber, dass alte Klischees nicht mehr auf Käuferinnen zutreffen: «Das typische Frauenauto hat sicher nicht nur 50 PS und wird nur in der Stadt gefahren.» Auch Fahrerinnen hätten Freude an leistungsstarken Wagen. Das bestätigt auch Auto-Experte Dudenhöffer: «Bei Frauen sind heute so genannte Sports Utility Vehicles (SUV) sehr beliebt.» Die seien so praktisch wie Vans, um zum Beispiel die Kinder zu transportieren. «Außerdem sind sie aber schicker und sportlicher.»