Viele Auszubildende scheitern an falschen Erwartungen
Berlin/dpa. - Wenn Jugendliche am Anfang ihrer Ausbildung scheitern, liegt das oft an falschen Erwartungen. «Sie sind häufig nicht gut informiert, was in dem jeweiligen Beruf auf sie zukommt», sagte Berit Heintz vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
Wenn sich die Jugendlichen mit ganz anderen Aufgaben beschäftigen müssen, als sie geglaubt haben, geht die Motivation in den Keller. Viele Azubis werfen dann sogar nach wenigen Wochen das Handtuch. Rund ein Viertel aller Ausbildungsverhältnisse wird vorzeitig aufgelöst.
Immer häufiger würden Jugendliche auch von den hohen Anforderungen unangenehm überrascht, die in der Ausbildung an sie gestellt werden, sagte Heintz: «Das gilt für die fachliche Seite genauso wie für die sozialen Kompetenzen.» Vielen Bewerbern sei nicht klar, was sie in dem Ausbildungsberuf tatsächlich leisten müssen. Das gilt zum Beispiel für Qualifikationen wie Flächenberechnung, Dreisatz- und Prozentrechnen sowie geometrische Grundkenntnisse.
Viele Betriebe machen für den Fall, dass es hier Probleme gibt, aber auch Hilfsangebote: Sie können von innerbetrieblichen Schulungen bis zur Organisation von Nachhilfeunterricht reichen. Bei einer DIHK-Umfrage zu diesem Thema gaben rund 15 Prozent der Ausbildungsbetriebe an, ihren Azubis entsprechend unter die Arme zu greifen. Jugendliche mit Schwierigkeiten beim Lernen sollten deshalb rechtzeitig ihren Ausbilder ansprechen. «Manche trauen sich das einfach nicht», sagte Heintz. Doch einen Versuch sei es allemal wert.
Viel schwieriger sei es allerdings, wenn die Probleme nicht im Fachlichen liegen. Denn zur Ausbildungsreife gehöre noch mehr: Häufig scheiterten Jugendliche daran, dass sie die Erwartungen der Ausbilder bei sogenannten Softskills nicht erfüllen. «Teamfähigkeit gehört zum Beispiel dazu», sagte Heintz. Aber auch die Fähigkeit, konzentriert zu arbeiten, höflich mit Kunden umzugehen oder morgens pünktlich zu sein, zählt dazu, so die Leiterin des DIHK-Referates Bildungspolitik.
Nach den Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg am Donnerstag vorgestellt hat, haben sich rund 14 000 Jugendliche nach Ende September als Ausbildungsplatzsuchende gemeldet - also lange nach dem Beginn des Ausbildungsjahres. Der Grund dafür sei vor allem, dass in diesen Fällen Ausbildungsverträge wieder gelöst wurden oder Jugendliche die Ausbildung gar nicht erst angetreten hatten.
Kriterienkatalog zum Thema Ausbildungsreife: www.pakt-fuer-ausbildung.de.