Väter-Blog Väter-Blog: Darf man Mama und Papa vergleichen?
Es gibt Dinge, die sind nicht vergleichbar:
Quark am Stiel und Yoghurt to go.
Bayern München und der 1 FC Köln.
Veuve Clicquot und Rotkäppchen.
Rechts und Links.
Bushido und die Beach Boys.
Und zu guter Letzt: Väter und Mütter.
Wir Väter sind schon eine ganz besondere Sorte Elternteil. Böse Zungen würden behaupten, dass wir uns immer die Erziehungsrosinen rauspicken und lediglich die positiven Aspekte der Elternschaft übernehmen. Wir haben das hier im Blog auch schon abgekriegt. Wir seien Fassadenväter, reine Spaßeltern und hätten keine „Care-Verantwortung“. Kennst du Wayne?
In der Tat lassen sich einige grundlegende Unterschiede zwischen Müttern und Vätern konstatieren, die auffallend sind. Hier meine subjektive Auflistung der größten Unterschiede:
Meetings mit Neukunden/Arbeitgebern
Wir Väter
Mir ist aufgefallen, dass Männer in Meetings besonders oft mit Ihrem Ehering vor dem Mund rumwedeln. Das mag Zufall sein, aber ich glaube es ist Kalkül. Besonders oft erwähnen Sie ihre Kinder und wie schön die Vaterschaft sei. Meine Theorie: Mit dem übersteigerten Familiennimbus wollen Väter im Business vor allem eins: punkten. Sie wollen sich als glaubwürdig, bodenständig, verantwortungsbewusst und loyal präsentieren. Als Ernährer, die pflichtbewusst ihre Aufgaben erfüllen. Das sind die 50er-Attribute, die ein Vater einfordert und auch attestiert bekommt. Otto Rehhagel brachte es auf den Punkt: „Ich schätze es, wenn Fußballer verheiratet sind, denn die eigene Frau ist das beste Trainingslager.”
Für Geschäftspartner ist es wichtig, dass ihre Dienstleister und Mitarbeiter einen geregelten Tagesablauf haben und ihnen treu zur Seite stehen. Echte Geschäftsbeziehungen fußen auf einem stabilen Fundament mit einem kleinen Zusatz: einer schwenkbaren Dachkonstruktion, die gerne auch mal aus verschiedenen Positionen die Sonne einfängt. Anders sind die Incentive-Reisen von Großunternehmen in Bordelle ja nicht zu erklären.
Die Mütter
Bei berufstätigen Müttern ist das etwas anders. Sie hängen bei Neukundenterminen die eigene Mutterschaft nicht an die große Glocke. Auch unter den Kollegen sind sie eher zurückhaltend. So mein Gefühl. Kürzlich habe ich gemeinsam mit drei Mutter-Bloggerinnen einen Film produziert. Halima von Mama Mia hat da etwas sehr Interessantes gesagt, was mich dazu bewegt hat diesen Artikel zu schreiben: „Ich habe mich nach der Geburt nicht großartig verändert, es haben sich ein paar Dinge verschoben, klar! Aber von meinem Umfeld werde ich seit der Geburt oft ‘nur’ als Mutter angesehen. Ich spüre das vor allem im Job: Vorher war man ein Leistungsträger im Team und jetzt habe ich manchmal den Eindruck, dass ich nur noch als Muddi angesehen werde, die vormittags vorbeikommt, um Kinderfotos zu zeigen.“ Es ist schon strange, dass Männer ganz andere Attribute verabreicht bekommen als Frauen. Das ist traurig.
Selbstbewusstsein und Außenwahrnehmung
Die Mütter
Nicht ein Blogger, sondern gleich vier stecken hinter Ich bin dein Vater. Sie sind Freunde und Kollegen in einer Kölner Kommunikationsagentur. In den letzten drei Jahren sind alle Vater geworden. Sie schreiben regelmäßig über skurrile, schöne oder schreckliche Seiten des Vaterseins.
Es kommt vor, dass wir zu Hause Besuch von Freundinnen meiner Frau bekommen. „Mädelsabend“, oder anders gesagt: die stille Treppe für playsi-zockende Väter. Wenn ich es verraffe und mir keine Exit-Strategie zurecht gelegt habe, sitze ich oftmals in der Falle im Nebenzimmer und muss mit dem 23-Zoller verpixelte Filme im Briefmarkenformat anschauen. In HD Ready! Ab und zu dringen Gesprächsfetzen durch den Türspalt in mein Exil, die auf mich etwas befremdlich wirken. Ständig wird sich darüber ausgetauscht, was man eventuell falsch machen würde, weil irgendeine andere Mama irgendwas in der Richtung angedeutet hätte. Kommen diese Gespräche auf, wird es schlagartig lauter. Was ich gelernt habe: Das schlimmste ist, wenn Mütter andere Mütter wegen irgendwas bemitleiden. Das ist die Champions League der Streitgespräche. Es gibt nichts Schlimmeres als besserwisserische Aussagen wie „Kaiserschnitt? Ach, deswegen trinkt der Kleine nicht gut. Die Bindung halt“. Oder wenn Angebermuttis prahlen, dass ihr Kind „wirklich auf JEDEM Geburtstag eingeladen [ist].“
Obwohl der Mädelsabend im Endeffekt zum Schluss kommt, man müsse nicht auf andere, sondern auf sein Gefühl hören, schwingt ein latenter Rechtfertigungsunterton in diesen Gesprächen mit. Man spürt förmlich die Unsicherheit. Frauen können untereinander schon fies sein, keine Frage. Wie fies genau, kann jeder unter dem Kampfbegriff Hashtag #Mommywars nachlesen. Aber wer sind denn diese Mütter, die unterschwellig ständig die anderen bevormunden? Ich rate mal, dass von zehn Frauen keine aufzeigen würde. Eins ist doch wirklich klar: Man ist eine gute Mutter, wenn man sein Kind liebevoll erzieht.
Wir Väter
Wenn ich andere Väter frage (und das habe ich wirklich gemacht), ob sie denken sie seinen gute Väter, wurde ich angeschaut als ob ich einen Ingwer-Tee in einer Eckkneipe bestelle. Die Frage stellt sich einfach nicht. Ich habe sie mir auch nie gestellt, weil es mir schlichtweg scheißegal ist, was andere eventuell denken könnten. Okay, unterwegs mit dem Kinderwagen, habe ich mir nie eine Kippe angezündet, weil ich es asi fand, aber Zweifel an meiner väterlichen Kompetenz hatte ich nie. Obwohl ich bis zum heutigen Tage vieles falsch gemacht habe. Es interessiert mich schlichtweg nicht. Einmal habe ich mich bei einer Rechtfertigung ertappt: Ein guter Freund, Solo, meinte ich wäre total abgetaucht seitdem das Kind da sei. Man müsse doch an Freundschaften festhalten. Na ja, wenn das Probleme sind, dann muss sich die Menschheit keine Sorgen mehr machen.
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Also was jetzt? Vergleichen Ja oder Nein?
Das hier ist ein Blogpost und kein wissenschaftlicher Artikel. MEIN Eindruck hängt ganz eng mit folgender, bereits allseits bekannter Statistik zusammen: 27,3 Prozent der Männer nehmen Elternzeit. 77 Prozent davon maximal zwei Monate. Kunden und Arbeitgeber müssen daher nicht befürchten, dass ein männlicher Mitarbeiter/Dienstleister ein Jahr verloren geht. Alle negativen Attribute sind damit vom Tisch. Das spielt natürlich auch eine Rolle beim Thema Neueinstellungen. Stichwort #Frauenquote.
Ich beispielsweise habe zwei Monate Elternzeit genommen. Wäre ich ein ganzes Jahr zu Hause geblieben, ich hätte sicher mit ähnlichen Problemen zu kämpfen gehabt. Das Gesprächsthema Nr. 1 wäre schließlich fest definiert. Ich hätte neben meiner Vollzeitanstellung als Vater kaum andere große Herausforderungen zu meistern. Wann auch? Ich würde jedes Elternteil auf dem Spielplatz mit Vornamen ansprechen, mein Cafékellner um die Ecke würde meine Bestellung bereits beim Betreten des Lokals an meinen Augen ablesen und Gesprächsthemen mit mir völlig unbekannten Eltern würde sich auf das Ess-, Schlaf- und Nörgelverhalten unserer Kleinsten begrenzen. Das wäre gleichzeitig die Quelle der Missgunst und der #Daddywars. Aber über was sonst soll man sich mit wildfremden Menschen austauschen. Übrigens, ich hasse Small Talk!
Solange Väter wie ich „nur“ zwei Monate Elternzeit nehmen, wird sich also an der Situation nicht viel ändern. Das Elterngeld+ wird in naher Zukunft zwar mehr Anreize schaffen, ob dadurch ein Umdenken stattfindet, bleibt jedoch abzuwarten.
Im Endeffekt bleibt alles wie es ist. Mütter und Väter lassen sich nicht vergleichen, weil sie gesellschaftlich nicht gleichgestellt sind. Solange sich Väter in einem Sicherheitsabstand zur aktiven Vaterschaft bewegen, werden sie Nutznießer der Elternschaft bleiben.
Dies wird jedoch nicht ewig so bleiben. Zum Glück, ist man geneigt zu sagen. Frauen machen deutlich häufiger Abitur als Männer, und das mit besseren Noten. Inzwischen sind 53 Prozent der Studierenden in der EU weiblich, in Deutschland 49,5 Prozent. Starke Frauen sind also auf dem Vormarsch. Die Frauenquote hat in diesem Kontext definitiv eine Daseinsberechtigung. Umso mehr Frauen in Führungspositionen desto mehr Realismus und Pragmatismus in der aktiven Rolle als Vater oder Mutter.
Der Text erschien ursprünglich auf ichbindeinvater.de