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Vagabunden: Nymphensittiche brauchen viel Freiflug

Von Rebecca Müller 28.08.2008, 07:47

Hannover/Neubiberg/dpa. - Sie flattern blitzschnell durch die Wohnung, quietschen dabei aus vollem Hals und stecken ihre Schnäbel in ansonsten unzugängliche Ecken: Nymphensittiche sind fröhliche und neugierige Gesellen.

Bei aller Zutraulichkeit wollen sie aber nicht auf Artgenossen und regelmäßigen Freiflug verzichten. Nymphensittiche stammen ursprünglich aus Zentralaustralien. Dort sind sie hauptsächlich auf Eukalyptusbäumen im trockenen Grasland zu Hause. Auf der Nahrungs- und Wassersuche ziehen sie ständig umher: «Sie sind Vagabunden», sagt Norbert Kummerfeld, Leiter der Klinik für Zier- und Wildvögel an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover.

Ein einsames Leben kommt für die farbenfrohen Tiere nicht infrage. «Sie sind Schwarmvögel», sagt Evamarie König vom Tierschutzverein Berlin. Kummerfeld rät deshalb, mindestens zwei Tiere gemeinsam zu halten. «Besser wären vier oder sechs in einem ähnlichen Alter.» Und alle müssen vom Züchter - so sieht es das Tierseuchengesetz vor - einen Fußring angelegt bekommen haben.

Die Sittiche brauchen eine geräumige Unterkunft. «Sie sollten in einer Voliere und nicht in einem kleinen Käfig gehalten werden», sagt König. Ideal ist laut Elke Deininger von der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes in Neubiberg bei München eine Gartenvoliere mit beheizbarer Hütte. Eine Voliere in der Wohnung sollte mindestens eineinhalb Meter lang und zwei Meter hoch sein.

In ihrer natürlichen Umgebung legen Nymphensittiche täglich weite Strecken zurück. Um diesem Bewegungsdrang gerecht zu werden, brauchen sie täglich Freiflug in der Wohnung. Dort lauern aber Gefahren: Enge Ritzen können zur tödlichen Falle werden. Die Halter rücken daher am besten ihre Möbel ein Stückchen von der Wand ab.

Auch Kabel und Steckdosen gehören gesichert: Nymphensittiche untersuchen ihre Umgebung eifrig mit ihren kräftigen Schnäbeln. «Da kann auch schon mal ein Stück Tapete oder ein sonstiger Einrichtungsgegenstand drunter leiden», sagt Deininger. Wenn der Vogel die Wohnung noch nicht kennt, sollten die Besitzer die Fenster verhängen. Sonst könnte er dagegen fliegen und sich verletzen.

Für die Ernährung können die Halter auf Standardfutter für Großsittiche setzen. «Es darf aber nicht zu viele Sonnenblumenkerne enthalten, denn sie machen dick», sagt Deininger. Sie rät zu einem halben Esslöffel Körnerfutter pro Tier und Tag. Die Vögel neigen zu Fettleibigkeit und sollten nicht unendlich Zugang zum Futter haben. Besser ist, die Nahrung in mehrere kleine Mahlzeiten einzuteilen.

Daneben braucht es täglich Frischfutter. «Der Großteil der Tiere frisst besonders gern Äpfel, Möhren und Gurken», sagt Deininger. Die Vögel haben laut Kummerfeld aber ganz individuelle Vorlieben. «Da muss man dann eben so lange ausprobieren, bis man das richtige Futter gefunden hat.» Außerdem sollte immer frisches Wasser da sein.

Nymphensittiche werden bis zu 25 Jahre alt. Um lange Freude an ihnen zu haben, sollten Besitzer das Verhalten beobachten: Plustert sich ein Tier ständig auf, hält es die Augen geschlossen oder sitzt es lange am Boden, könnte es krank sein. «Nymphensittiche verhalten sich manchmal so, wenn sie sich durch Luftzug erkältet haben», so Deininger. Welche Krankheit es wirklich ist, könne nur ein Tierarzt klären. Direkt nach der Anschaffung lässt der Halter seinen Liebling am besten auf Würmer und die Krankheit Räude testen.

Beim Kauf eines Nymphensittichs sollte der künftige Halter darauf achten, dass das Tier einen Fußring trägt. «Dieser Ring ist die individuelle Kennzeichnung und muss vom Züchter angelegt werden», sagt Elke Deininger von der Akademie für Tierschutz nahe München. Ein solcher Ring zur eindeutigen Identifizierung ist im Tierseuchenrecht vorgeschrieben, da Nymphensittiche in seltenen Fällen Krankheiten auf Menschen übertragen können.