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Unerwünschte Werbung Unerwünschte Werbung: Flut aus dem Telefaxgerät lässt sich stoppen

14.05.2003, 09:59
Wenn das Faxgerät zur Nervensäge wird - viele Verbraucher ärgern sich über Werbefaxe, die ihnen unaufgefordert zugeschickt werden. (Foto: dpa)
Wenn das Faxgerät zur Nervensäge wird - viele Verbraucher ärgern sich über Werbefaxe, die ihnen unaufgefordert zugeschickt werden. (Foto: dpa) Elke Wentker

Bonn/dpa. - Ob frischer Kaffee, bequeme Schuhe oder ein Doktortitel - immer wieder, und meist nachts, quellen ungebetene Faxe mit teilweise dubiosen Angeboten aus den Faxgeräten. Zum Ärger über vergeudetes Papier und Tinte kommt in vielen Fällen die Wut darüber, anscheinend nichts gegen die Fax-Flut unternehmen zu können, ohne dem anonymen Absender auch noch Geld zu bezahlen: «Da ist meist eine 0190er-Rufnummer angegeben, an die man das Fax zurückschicken soll, was natürlich ziemlich viel kostet», so Rudolf Boll, Sprecher der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) in Bonn. Doch Betroffene haben auch andere Möglichkeiten, sich zu wehren.

Hilfe können Verbraucher, die von der ungewollten Faxpost genervt sind, auf der Homepage der RegTP unter http://www.regtp.de bekommen: «Dort finden sie eine Liste mit allen vergebenen 0190er-Rufnummern. Eine weitere Liste gibt Auskunft, wem wir den fraglichen Rufnummernblock zugeteilt haben.» Damit können sich die Fax-Empfänger an den Absender wenden und verlangen, künftig auf Post zu verzichten - selbst wenn die betreffenden Firmen die Rufnummern an andere Anbieter weitervermietet haben.

Eine weitere Waffe im Kampf gegen die Massenfaxe sei schlicht und einfach, das Faxgerät nachts auszuschalten, empfiehlt der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. Wenn möglich, sollte für den Empfang von Faxen überhaupt nicht das Faxgerät, sondern der Computer genutzt werden, weil dieser die Post nicht automatisch ausdruckt. Unverlangt Eingesandtes kann dann sofort gelöscht werden.

Grundsätzlich sollte die eigene Faxnummer nach Angaben der Verbraucherschützer nicht in öffentliche Verzeichnisse eingetragen werden, wenn dies nicht unbedingt nötig ist. Und lässt sich die Fax-Flut nicht anderweitig abstellen, helfe als letzter Ausweg, eine neue Faxnummer zu beantragen und diese dann möglichst geheim zu halten.

Wer die Werbepost an die angegebene 0190er-Nummer zurückschickt oder sich gar auf eine Bestellung einlässt, zahlt dafür unter Umständen nicht nur viel Geld, sondern entlarvt auch seine Nummer als gültig. Erfahrungen im Umgang mit der unliebsamen Werbepost können Betroffene über das Internet austauschen: Mit einer E-Mail an die Adresse [email protected] können sie sich in eine Mailing-Liste eintragen, die von dem Pfarrer Klaus Braden in Nattheim (Baden-Württemberg) betrieben wird.

Obwohl die Versendung eines Werbefaxes an einen unbekannten Empfänger nach Angaben von Joachim Streithövel, Rechtsanwalt aus Hamburg, einen Gesetzesverstoß darstellt: Der Hoffnung, einem dubiosen Anbieter mit einer Beschwerde das Handwerk zu legen, sollte sich niemand hingeben: «Es hat wenig Sinn, als Privatperson gegen die Versender vorzugehen. Wenn jemand 100 000 Faxe verschickt, streicht er eine Nummer und macht weiter.»

Ohnehin können gegen den Tatbestand des unlauteren Wettbewerbs, den die Werbefaxe nach Streithövels Worten erfüllen, keine Privatpersonen vorgehen, sondern lediglich Verbraucherzentralen, Abmahnvereine oder jeder, der im weitesten Sinne Konkurrent des betreffenden Versenders auf dem Markt ist. Im Januar hat der Rechtsanwalt immerhin ein Urteil erwirkt, das einem Faxversender aus dem Raum Leipzig ein Ordnungsgeld von 50 000 Euro aufbrummte.

RegTP-Sprecher Boll schränkt jedoch ein, dass derartige Urteile erst dann das endgültige Aus für die Werbefaxe bedeuten, wenn sie höchstrichterlich entschieden sind. Dass die Versender nicht gleich klein beigeben, hat auch Pfarrer Braden erfahren. «Ich habe sieben Abmahnversuche am Hals. Außerdem wurde ich von einer Firma wegen Geschäftsschädigung angezeigt.»

Nach Auskunft von RegTP-Sprecher Boll gibt es immerhin einen Hoffnungsschimmer am Horizont: «Die 0190er-Nummern laufen zum Ende des Jahres 2005 aus. Wir vergeben schon jetzt nur noch 0900er-Nummern.» Vorteil dabei: Es gibt dann keine Zwischenvermieter mehr, und die Verantwortlichen lassen sich gleich direkt greifen. «Da wissen wir genau, wer eine Rufnummer nutzt und können auch sofort Auskunft geben, wer dahinter steckt», so Boll.