Trennung auf Probe - Zeit zum Nachdenken und Neuanfang
Hamburg/Göttingen/dpa. - Ständig gibt es Streit, und die Schmetterlinge im Bauch haben schon vor langer Zeit das Weite gesucht. Hat der Alltag eine Beziehung erstmal fest im Griff, bleiben Gefühle oft auf der Strecke.
Viele Paare ziehen in dieser Situation schnell einen Schlussstrich. Doch soweit muss es nicht kommen. Eine Trennung auf Probe kann so manche Beziehung retten. Der Paartherapeut Wolfgang Hantel-Quitmann aus Hamburg rät Menschen, die Probleme in ihrer Partnerschaft haben, über eine zeitweise Trennung nachzudenken. «Gerade in einer Krise fahren die Gefühle Achterbahn. In so einer Ausnahmesituation sollte man keine grundsätzlichen Entscheidungen treffen.»
Dabei muss sich das Paar während der Auszeit nicht völlig aus dem Weg gehen. «Manchmal reicht auch schon eine räumliche Trennung», schlägt der Psychologe und Paartherapeut Ragnar Beer von der Universität Göttingen vor. «Diese Variante ist etwas für Menschen, die auf jeden Fall zusammenbleiben möchten, aber mal sehen wollen, wie es klappt, wenn sie nicht mehr zusammen wohnen.» Oft sei auch zu viel Nähe schuld an Streitereien. Für Paare, die nicht unbedingt zusammen bleiben wollen, sei hingegen eine richtige Trennung auf Probe ratsam. Dabei gehen beide Seiten erstmal ihren eigenen Weg.
Bevor sich Frau und Mann vorübergehend trennen, sollten sie klären, unter welchen Bedingungen die Auszeit ablaufen soll. Wer zieht zum Beispiel aus der gemeinsamen Wohnung aus? Es sei außerdem wichtig, auch in der Zeit der Trennung ehrlich zueinander zu sein und Gefühle zu zeigen, sagt Beer.
Häufig denkt aber nur einer der beiden Partner über eine Auszeit nach. Den Betroffenen fällt es in dieser Situation nicht immer leicht, dem Gegenüber diese Entscheidung mitzuteilen. Wichtig sei es deshalb, vorher über alles nachzudenken, ehe das Unangenehme ausgesprochen wird, empfiehlt Kommunikationstrainer Rudi Rhode aus Wuppertal. «Man muss sich schon im Vorfeld darüber im Klaren sein, was man mit der Probetrennung erreichen will und warum man sich dazu entschlossen hat.»
Damit das Ganze nicht im Streit endet, sollte Negatives in Bedürfnisse umformuliert werden, zum Beispiel so: «Meine Vorstellungen von unserer Partnerschaft sehen etwas anders aus». So klingt die Aussprache weniger wie ein Vorwurf.
Wie beide die Trennungszeit nutzen, hängt davon ab, welches Ziel die Auszeit hat. «Soll die Partnerschaft danach fortgesetzt werden, müssen sie sich während der Probetrennung vor allem mit ihrer Beziehung auseinandersetzen», erklärt Beer. Der Experte empfiehlt auch, parallel zur Trennungszeit eine Paartherapie zu machen. Wer den Partner in der Trennungszeit nicht vermisst, hat mit der Trennung die beste Entscheidung getroffen. Bekommt man den anderen aber nicht aus dem Kopf, kann das ein gutes Zeichen für einen Neuanfang sein.