Tipps für Anleger Tipps für Anleger: Vermögen verliert an Wert

berlin/dpa/MZ - Tief, tiefer, am tiefsten - die Europäische Zentralbank EZB hat den Leitzins erneut gesenkt. Die Zinsen im Euroraum sind jetzt mit 0,5 Prozent so niedrig wie noch nie. Anleger sollten sich auf die neue Situation einstellen - andernfalls verlieren sie Geld.
Was sollten Kleinanleger sofort tun?
Das niedrige Niveau der Leitzinsen wird vermutlich auch die Rendite der festverzinslichen Sparanlagen weiter drücken. „Höchste Zeit also, dass Kleinanleger einen kritischen Blick in das eigene Depot werfen“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Sie müssen ihr Vermögen breit streuen über alle Anlageklassen: Festverzinsliche Papiere, Geldwerte, Aktien, Rohstoffe“, sagt Vermögensverwalter Marc Krzewinski. Nur mit dem richtigen Mix könnten Anleger verhindern, dass ihr Vermögen weiter nach und nach an Wert verliert, sagt der Experte.
Lohnen sich Aktien in diesem Umfeld überhaupt noch?
Aktien bekommen gerade jetzt eine immer größere Bedeutung. „Vor allem institutionelle Anleger müssen auch in risikotragende Wertpapiere investieren, um die versprochenen Renditen zu erwirtschaften“, sagt Krzewinski. „Das Risiko der Kursschwankungen müssen sie dabei in Kauf nehmen.“ Auch Kleinanleger sollten sich von diesem Risiko nicht abschrecken lassen. „Aktien sind ein wichtiger Baustein im Depot.“
Allerdings sollte nur ein Teil des Vermögens in Aktien angelegt werden, findet Jürgen Kurz. „Das Geld muss außerdem für längere Zeit entbehrlich sein“, sagt der Wertpapierexperte. Denn wer in Aktien investiert, sollte genug Zeit haben, schlechte Kursentwicklungen auszusitzen. Und: „Kaufen Sie nur Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodell Sie auch verstehen“, sagt Kurz.
Haben Kreditnehmer jetzt Vorteile?
Ja. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell die Kredite. Das niedrige Zinsniveau kann Finanzexperten zufolge aber auch für eine Umschuldung des bestehenden Ratenkredits genutzt werden. Damit wird mit dem neuen Betrag des Kredits der alte abgelöst. „Wenn der Zins über zehn Jahre hinaus fest vereinbart ist, besteht nach Ablauf von zehn Jahren die Möglichkeit, das Darlehen mit einer Sechs-Monats-Frist entschädigungslos zu kündigen“, so Verbraucherschützer.
Was ist schlecht daran, wenn das Geld billig ist?
Billiges Geld kann zu Inflation, also Geldentwertung, führen. Je mehr das Geld entwertet wird, umso weniger Waren und Dienstleistungen können Verbraucher kaufen. Die Kaufkraft sinkt also. Auf der anderen Seite zehrt Inflation aber auch Schulden auf. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von „unter, aber nahe bei“ 2,0 Prozent als stabiles Preisniveau an.
Entwertet die Geldschwemme meine Ersparnisse?
Im Prinzip ja. Zwar ist die Inflation derzeit auf dem Rückzug, dennoch liegen die Sparzinsen meist noch deutlich darunter. Heißt: Wer Geld auf Sparbuch, Tagesgeldkonto oder in Bundesanleihen anlegt, macht nach Abzug der Inflation zumeist ein Verlustgeschäft.
Wie können Sparer dennoch eine gute Rendite sichern?
„Am besten ist es, Sie setzen auf eine flexible Strategie“, empfiehlt Uwe Döhler von der Stiftung Warentest in Berlin. Wer verschiedene Laufzeiten miteinander kombiniere, könne unter Umständen auch mehr als die Inflationsrate rausholen. Denn je länger Geld bei einer Bank fest angelegt wird, desto höher ist der Zins, so der Finanzexperte. Ein Beispiel: Ein Sparer hat 12?000 Euro, die er auf vier verzinste Sparprodukte verteilt. 3?000?Euro können als verfügbare Reserve auf einem Tagesgeldkonto geparkt werden.
Laut FMH-Finanzberatung gibt es bei guten Online-Angeboten derzeit bis zu 1,66 Prozent Zinsen. Das restliche Geld kann auf Festgeldanlagen mit Laufzeiten von zwölf, 24 und 36 Monaten verteilt werden. Laut FMH bekommen Sparer hier zwischen 1,80 Prozent und 2,25 Prozent Zinsen. Der Vorteil: „Es wird immer wieder ein Teil des Geldes frei“, sagt Döhler. Das kann dann zu neuen, möglicherweise besseren Konditionen wieder angelegt werden.