Tierhaltung Tierhaltung: Hund, Katze, Maus

Wetzlar/Wesel/dpa. - «Tiere, die sich mit sich alleine beschäftigen können, sind ambesten», sagt Heidi Bernauer-Münz, Tierverhaltenstherapeutin ausWetzlar (Hessen). Hunde können das nur bedingt und sind daher keine gute Wahl: Sie sind gesellige Tiere und wollen nicht mehrere Stunden lang allein sein - völlig unabhängig von der Rasse. «Außerdem brauchen sie Beschäftigung. Ich muss abends mit ihnen spazieren gehen und kann nicht, wenn ich müde bin, einfach die Beine hochlegen.»
Auch eine sehr geräumige Wohnung, in der sich das Tier während der Abwesenheit seines Herrchens möglicherweise ausreichend bewegen könnte, reicht laut Heidi Bernauer-Münz nicht aus: «Eine Wohnung alleine beschäftigt einen Hund nicht.» Daher sollten Berufstätige nur dann einen der Vierbeiner halten, wenn sie ihn tagsüber zu einem «Dogsitter» bringen können, der sich mit ihm beschäftigt und ihn regelmäßig Gassi führt, damit er sein Geschäft verrichten kann.
Deutlich besser für Berufstätige geeignet sind Katzen. Sie habennach Worten von Ursula Alefs, Leiterin eines Tierheims in Wesel(Nordrhein-Westfalen), mit «gucken, putzen, schlafen und spielen» genug zu tun, um sich über Stunden alleine zu beschäftigen. Günstig sei es, wenn Katzen, die ausschließlich in der Wohnung gehalten werden, sich auch auf einen gesicherten Balkon bewegen können.
Prinzipiell kann eine Katze laut Urslula Alefs auch dann, wenn sie täglich mehrere Stunden alleine zubringt, einzeln gehalten werden. Schließlich sind die Samtpfoten Einzelgängerinnen. Nach Ansicht von Rolf Spangenberg, Tierarzt aus Ingelheim (Rheinland-Pfalz), ist es dennoch sinnvoll, zwei Katzen zu halten. Dann können sich die beiden miteinander beschäftigen, wenn ihnen der Sinn danach steht.
Ideal für Menschen, die den ganzen Tag über außer Haus sind, seien Goldhamster: «Ein Hamster schläft tagsüber und wird abends wach, wenn sein Besitzer von der Arbeit kommt», sagt Spangenberg. «Hamster sind super», findet auch Tierverhaltenstherapeutin Heidi Bernauer-Münz. Allerdings sind die nachtaktiven Nager ihrer Erfahrung nach nicht unbedingt das, was sich die meisten als Haustier wünschen.
Auch andere Nager wie Meerschweinchen oder Kaninchen eignen sichfür Berufstätige. Allerdings sind sie im Gegensatz zu Hamstern keine Einzelgänger und sollten mindestens paarweise gehalten werden. Wer den Nagern Abwechslung verschaffen will, besorgt ihnen zum Beispiel einen Stall mit mehreren Etagen, die durch Röhren oder kleine Treppen verbunden sind. «Sie brauchen einen richtigen Abenteuerspielplatz in der Wohnung», sagt Heidi Bernauer-Münz.
Der Vorteil bei Nagetieren sei, dass sie ohne ständige menschliche Nähe auskommen können, sofern sie artgerecht gehalten werden, sagt Rolf Spangenberg. Die Tiere würden sich über ausgiebige Zuwendung freuen, sie aber nicht zwingend brauchen. Ähnlich sehe es bei Vögeln aus. Sie seien allerdings Schwarmtiere, betont Ursula Alefs. Deshalb sei es Tierquälerei, etwa einen Papageien einzeln zu halten.
Für Berufstätige, die nicht unbedingt ein Tier zum Streicheln und Spielen brauchen, können auch Aquarien spannend sein. «Ein schönes großes Aquarium ist die Schau», sagt Spangenberg. Für Anfänger gibt es Zierfische, die vergleichsweise leicht artgerecht gehalten werden können. Dazu gehörten Guppys, wie Sonja Räppold, Vorsitzende der Aquarien- und Terrarienfreunde Coburg, erläutert. «Sie gelten als die Anfängerfische schlechthin.»
Eine Alternative zum Aquarium kann ein Terrarium sein. Allerdings sind Terrarien-Bewohner, etwa Reptilien, sensible und nicht einfach zu haltende Tiere. Daher sind laut Sonja Räppold eine gute Beratung vom Züchter oder Zoofachhändler und Vorkenntnisse wichtig. «Sonst macht man zu viel falsch.» Und unabhängig davon, ob Kaninchen, Katze oder Vogel: Ein Tier sollte nach Ansicht der Experten auch für Berufstätige mehr sein als ein Mittel gegen abendliche Langeweile.