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Teuer wie ein Auto - Der Handel mit japanischen Koi

Von Marc Strehler 15.04.2008, 08:50

Kleinfischlingen/dpa. - Für die einen ist es ein ganz nett anzuschauender Fisch, für andere ein Sammelobjekt, in das sie horrende Summen investieren: Japanische Koi schwimmen auch in Deutschland inzwischen in zahlreichen Teichen.

Der Handel mit den karpfenartigen, oft farbenfrohen Fischen floriert. Die Eheleute Ute und Ingo Hack mischen mit ihrer Firma Pfalz-Koi in diesem Geschäft kräftig mit. An Kunden in ganz Europa verkaufen sie ihre Fische, die sie direkt aus dem Koi-Mutterland Japan beziehen. Passenderweise sitzt das Unternehmen in Kleinfischlingen bei Landau.

39 Euro kostet das günstigste Exemplar aus dem Hause Pfalz-Koi. «Nach oben gibt es keine Grenze», sagt Ute Hack. Für einige bei Wettbewerben prämierte Fische, die besonders schön gemustert oder gewachsen sind, muss ein Interessent so tief in die Tasche greifen wie beim Kauf eines neuen Autos. Rational erklären lässt sich das wohl nicht. «Das Koi-Fieber muss einen packen», meint die 46-Jährige.

Im Garten der Hacks findet sich ein ausgeklügeltes Teichsystem, in dem sich einige hundert Koi tummeln. Das gefilterte Wasser wird auf 16 Grad gehalten, seine Qualität immer wieder akribisch überprüft, damit sich die Fische möglichst wohl fühlen und gesund bleiben. Auch sonst überlassen die Hacks nichts dem Zufall: Die Fische werden von einem auf Koi spezialisierten Tierarzt nach dem Import untersucht und bekommen ein Zertifikat, dass mit ihnen alles in Ordnung ist. Gefürchtet ist bei Züchtern und Händlern vor allem der Koi-Herpes-Virus, eine hochansteckende Krankheit, die einen ganzen Bestand zerstören kann.

Wenn Ingo Hack (48) einen der Teiche öffnet, drängeln sich die Koi an die Oberfläche und lassen sich sogar streicheln. Dass Fische nicht sonderlich clever sind, weiß jeder Hobbyangler. Koi verblüffen allerdings mit einigen Verhaltensmustern, so dass man versucht ist, sie für intelligenter als Karpfen, Forelle und Co. zu halten. So zupft ein Koi die Tochter der Hacks am Bikini-Oberteil, wenn er im Sommer bei einem Besuch nicht die erwünschte Aufmerksamkeit bekommt. Sie hätten auch ein ausgeprägtes Sozialverhalten, erzählt Ute Hack. Die Hacks führen das darauf zurück, dass die Koi in Japan von Anfang an den Kontakt mit dem Menschen gewohnt sind.

Das Koi-Fieber hat Ingo Hack, der im Hauptberuf eine EDV-Firma betreibt, schon als Jugendlicher gepackt. Bei der Bundesgartenschau in Stuttgart 1975 hatte er zum ersten Mal einen solchen Fisch gesehen und war sofort begeistert. So richtig im Koi-Handel aktiv sind die Hacks seit Anfang der 90er Jahre. Mehrmals im Jahr ist Hack in Japan unterwegs, um bei den Züchtern nach den schönsten Exemplaren zu suchen. Seine Erfahrung: «Die Japaner verkaufen lieber an Leute, die höflich sind.» Aber auch Beziehungen spielen eine wichtige Rolle, erzählt Hack.

Wie kommen die Koi-Käufer nun aber nach Kleinfischlingen? Zuerst informierten sich die Sammler übers Internet, erzählt Hack. «Wer hat genau den Fisch, den ich suche?» - das sei die Frage. Koi-Enthusiasten haben in der Regel ganz konkrete Vorstellungen vom Fisch ihrer Träume, was Varietät, Zeichnung und Wuchs angeht. Dann werden die infrage kommenden Händler abgeklappert, erzählt Hack.

Und so steuern Koi-Fans auch immer wieder Kleinfischlingen an, wo die Hacks auch außerhalb ihres Grundstücks Teiche betreiben. Etwa 4000 bis 5000 Fische zählen etwa zum Bestand des Unternehmens. Das Grundstück der Koi-Händler ist mit großem Aufwand gesichert, um Diebe abzuschrecken. Die wertvollen Fische bringen aber nicht nur düstere Gestalten auf den Geschmack: Dass das Geschäft bei Pfalz-Koi ganz gut läuft, lässt sich auch daran erkennen, dass es in dem kleinen Ort schon einen «Trittbrettfahrer» gibt. Ein paar Häuser weiter zieren große Schilder das Haus eines Nachbarn: Auch er ist inzwischen in den Handel mit Koi eingestiegen.

Weitere Informationen: www.pfalz-koi.de