1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Terracotta-Bodenbelag: Terracotta-Bodenbelag: Fans müssen mit Flecken leben

Terracotta-Bodenbelag Terracotta-Bodenbelag: Fans müssen mit Flecken leben

28.05.2001, 07:31

Hamburg/dpa. - «Cotto als Bodenmaterial ist im Prinzip nicht problematisch», sagtRosemarie Mayr-Kurzinger von der Firma Italdecor in Neufahrn/Grüneck.Nicht alle Handwerker kennen sich jedoch mit den Besonderheiten vonCotto-Materialien aus, die unterschiedliche Eigenschaften besitzen.Cotto aus dem italienischen Impruneta sei zum Beispiel wenigersaugfähig als gelber Terracotta aus Spanien. Aber auchwidersprüchliche Aussagen über lange Verlegezeiten und die scheinbaraufwendige Nachbehandlung tragen zur Verunsicherung der Cotto-Fansbei.

«Hausbesitzer, die keine Schramme oder keinen Fleck auf ihrenBöden ertragen können, sollten sich auf keinen Fall für Cotto-Bödenentscheiden», rät Jens Schwarzer vom Fachgeschäft Harry'sFliesenmarkt in Hamburg. Cotto-Böden «lebten» und bekämen mit derZeit Patina. Flecken durch Öl, besonders in der Küche, sind nachAngaben von Schwarzer typisch für das Material. Sie ließen sich aufDauer nicht vermeiden.

Wer sich für Cotto entscheidet, braucht viel Geduld. «Bis derBoden fertig erstellt ist, vergehen bis zu drei Wochen», erläutertMayr-Kurzinger. Anders als oft behauptet, könne der Boden nach demKleben und Verfugen wie jeder andere Fliesenboden begangen werden.Bis zum Abschluss der Arbeiten müsse der Boden jedoch lange trocknensowie abgesäuert und gewachst werden. Als schnelle Alternative zuklassischem Cotto werde seit einigen Jahren auch endbehandelterFertig-Cotto angeboten. Dieser sei nach drei bis fünf Tagen begehbar.Fertig-Fliesen hätten aber den Nachteil, dass sie farblich nichtverändert werden können.

Unklarheit besteht oft darüber, wie die Oberflächen vonunbehandeltem Terracotta zu bearbeiten sind. «Bauherren könnenzwischen drei verschiedene Methoden wählen», sagt Walter Lutz, Leiterdes Forschungs- und Prüfinstituts für Gebäudereinigungstechnik inDettingen (Baden-Württemberg). Die Entscheidung für eineBehandlungsart solle sich vor allem danach richten, wie der Bodennach dem Wunsch der Nutzer auszusehen hat.

«Cottoböden müssen nach dem Trocknen und Absäuern nicht unbedingtgewachst werden», erläutert Lutz. Der Boden sollte jedoch, da dasoffenporige Material schnell Flecken bekomme, mit so genanntemFleckenschutz imprägniert werden. Eine Alternative sei die Behandlungdes Bodens mit farblosem Wachs, wodurch Fugen und Fliesen jedoch eindunkleres Aussehen bekämen.

Damit bei der Endbehandlung mit Wachs keine hässlichen Fleckenentstehen, dürfe das Wachs nicht direkt auf den Boden geschüttetwerden. Vielmehr müsse es mit einem Lappen einmassiert werden.Cottobeläge, die von Anfang an eine Patina wie etwa in rustikalenKneipen haben sollen, wachst man zuerst mit durchsichtigem Wachs, wieLutz erläutert. Anschließend werde zusätzlich ein patinierterWachsschutz aufgetragen.

Die Cottoverlegung und das anschließende Verfugen gehören nachAnsicht des Fliesen-Centrums beim italienischen Institut fürAußenhandel in Berlin «in die Hände qualifizierter Fachleute». Manunterscheide hier zwei Verfahren: Das traditionelle Dickbettverfahrenlasse sich wegen der Konstruktionshöhe von mindestens vier bis fünfZentimetern fast ausschließlich im Außenbereich anwenden. FürInnenräume eigne sich das Dünnbettverfahren mit «Cotto Fine» in einerStärke von 1,2 bis 1,4 Zentimetern und unterschiedlichen Formaten.Cotto könne auf jeden Estrich verlegt werden.

Andere Erfahrungen hat Fliesenverkäufer Schwarzer gemacht: «70Prozent unserer Kunden verlegen das Material selbst.» AlsKlebemethode für die Fliesen empfiehlt der Experte wegen derunterschiedlichen Dicke der Platten das Verlegen im Mittelbett. Damitdas Ganze gelingt, müsse der Heimwerker allerdings im Fachhandel gutberaten und mit ausreichend Informations-Material versorgt werden.