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Start für "Duo" Start für "Duo": So funktioniert Googles neue App für Videotelefonie

Von Frank-Thomas Wenzel 16.08.2016, 11:47
Google hat seinen Videodienst Duo gestartet. Jetzt will die EU den Konzern noch genauer unter Beobachtung stellen.
Google hat seinen Videodienst Duo gestartet. Jetzt will die EU den Konzern noch genauer unter Beobachtung stellen. dpa

Berlin - Google startet einen Dienst für Video-Telefonie im Internet, Angeboten wie Skype und Face Time Paroli bieten zu können. Genau bei solchen Angeboten will die EU jetzt den US-Konzernen genauer auf die Finger schauen.  Wir erläutern, warum es hier um den Kampf um die Macht im Internet der Zukunft geht.

Was hat Google zu bieten?

Google hat am Dienstag Duo gestartet. Es handelt sich um eine App, die Videotelefonie per Smartphone ermöglicht. Die Anwendung läuft sowohl auf Geräten mit dem Android-Betriebssystem, etwa von Samsung  oder HTC, als auch auf iPhones von Apple. Sie soll extrem einfach funktionieren.  Duo konkurriert mit Skype von Microsoft, Face Time, das nur Apple-Kunden nutzen können, und dem Facebook-Messenger.

Welche Vorteile hat Duo für die Nutzer?

Duo soll sich automatisch der Übertragungsgeschwindigkeit anpassen, die dem Nutzer zur Verfügung steht. Wird etwa per Wlan kommuniziert und die Signale werden schwächer, schaltet das Programm automatisch auf Mobilfunktechnik  um. Wird die Bandbreite zu schwach für  die Videoübvertragung, geht es mit Sprachtelefonie weiter.  Zudem können die Nutzer das Bild des Anrufers sehen – bevor sie das Gespräch annehmen.          

Braucht die Welt eine weitere Videotelefonie-App?

Google braucht sie vor allem. Bislang hat der Konzern versucht, mit dem Programm Hangout sich in diesem Feld zu etablieren. Doch die Nutzerzahlen sind enttäuschend. Im Juli war Hangout nach den Zahlen des Marktforschungsunternehmens  Similar Web nur die Nummer 84 unter den beliebtesten Android-Apps. Das Problem: Wer es nutzen will, muss sich bei Google anmelden. Bei Duo ist das nicht nötig. Nach dem Herunterladen der App wird der Kontakt einfach über die Telefonnummer hergestellt – genau wie es bei den Konkurrenzprodukten üblich ist, was deren schnelles Wachstum ermöglicht hat. 

Wie wichtig ist Duo für Google?

Die App ist enorm wichtig. Insbesondere geht es um die Verknüpfung der Videotelefonie mit Online-Kurznachrichten, so wie es beim Facebook-Messenger bereits der Fall ist. Es gilt als sicher, dass der überaus erfolgreiche Whats-App-Dienst in den nächsten Monaten ebenfalls eine Video-Telefonie-Funktion einführt.  Und Google will  den neuen Messenger-Service Allo in diesem Jahr  starten, der dann mit Duo verschmolzen werden soll.  Die Marktforscher sind sich einig, dass die mobilen Kommuniktionsdienste in den nächsten Jahren die wichtigste Plattform in der digitalen Welt werden, da sie mit vielen zusätzlichen Angeboten gekoppelt werden können. Wer künftig in der Internetwelt erfolgreich sein will, muss hier mit von der Partie sein.

Welche Anwendungen werden das sein?

Vieles ist denkbar. Das fängt bei der Werbung an. Es wird sich um E-Commerce drehen und um komplexere  Anwendungen etwa aus dem Gesundheitswesen, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten. Es wird erwartet, dass diese Angebote die Funktionen von Suchmaschinen weitgehend übernehmen können – und das ist bislang das Kerngeschäft von Google. Nur wird künftig nicht mehr gesucht. Stattdessen kommunizieren Maschinen und Algorithmen mit den Nutzern. Wer mit seinen Freunden viel über Laufschuhe im Messenger plaudert, bekommt demnächst vielleicht eine nette Video-Whats-App von einem Kunstmenschen, der ein Beratungsgespräch über neue Laufschuhe führt, inklusive einer Kaufempfehlung in einem nahegelegenen Laden. Forscher arbeiten unter anderem auch an Roboter-Doktoren, die Diagnosen erstellen und Therapien vorschlagen.

Welche Rolle spielen dabei Telekom-Firmen?

Ihnen droht, immer weiter an den Rand gedrängt zu werden. Videotelefonie mittels Internettechnik und Messengerdienste haben den Telekom-Firmen bereits einen großen Teil der traditionellen Mobilfunk-Sprachtelefonie weggenommen. Und das Geschäft mit SMS ist zusammengebrochen. Die europäischen Telekomfirmen beschweren sich denn auch massiv über Wettbewerbsverzerrung durch die neuen Konkurrenten: Denn für Skype, Facebook oder demnächst Duo gibt es kaum Restriktionen.  Telekomkonzerne müssen hingegen eine Reihe von Vorgaben erfüllen, die teuer und aufwendig sind - etwa Notruffunktionen oder die Erreichbarkeit aller Telefonkunden in anderen Mobilfunknetzen sicherstellen.

Welche Rolle spielen Daten?

Hier wird es noch brisanter. Google, Facebook und Co. zählen zu den größten Datensammlern weltweit, sie profitieren von laxen Regeln in  den USA. Niemand weiß, was gesammelt und wie es ausgewertet wird. Die Analyse der gigantischen Datenmengen macht es möglich, die eigenen Produkte zu optimieren und neue Geschäfte zu entwickeln. Die Daten können zudem verkauft werden. Telekomfirmen in Europa sind hier stark eingeschränkt. Auch das ist in den Augen etwa von Tim Höttges, Chef der Deutschen Telekom, ein massiver Wettbewerbsnachteil. Er und viele seiner Kollegen fordern deshalb von der EU, gleiche Chancen und Regeln für alle zu schaffen.

Wie reagiert die EU?

Nach langem Zögern hat die Kommission gerade angekündigt, im September einen „Rahmen für  eine Reform“ der Regelwerke vorzulegen.  Nach Informationen der Financial  Times sollen die US –Konzerne unter anderem gezwungen werden, bei der Datenanalyse Sicherheits- und Vertraulichkeitsregeln einzuhalten. Zudem plant  Brüssel Beschränkungen  beim Vermarkten der Daten.