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Republica in Berlin 2014 Republica in Berlin 2014: Nicht nur für Computer-Nerds

Von Jörg Hunke 01.05.2014, 14:54
Die Symbole ähneln der Darstellung von Apps, aber Computertechnik ist nur ein Thema der Konferenz re:publica.
Die Symbole ähneln der Darstellung von Apps, aber Computertechnik ist nur ein Thema der Konferenz re:publica. dpa/maurizio gambarini Lizenz

Die Sache mit dem Termin war damals vor sieben Jahren nicht so ganz einfach. Andreas Gebhard und seine Freunde wollten die Leute aus der Blogger-Szene zu einer Konferenz nach Berlin einladen. Aber wann? Es dauerte lange, bis die Organisatoren sich geeinigt hatten. Im April 2007 traf man sich schließlich, in der Kalkscheune konnte die erste re:publica beginnen. 700 Menschen aus der Computerwelt nahmen daran teil.

Inzwischen ist die re:publica ein fester Bestandteil der digitalen Gesellschaft geworden, in der kommenden Woche werden weit mehr als 6000 Besucher auf dem Gelände der Station-Berlin an der Luckenwalder Straße in Kreuzberg erwartet, 350 Vorträge und Workshops angeboten und 500 Redner aus vielen Ländern werden dazu anreisen. Die Veranstalter sprechen von der größten Konferenz Europas.

Das Hauptthema soll die Online-Überwachung werden. „Into The Wild“, so ist die Konferenz überschrieben. Nichts ist mehr so gemütlich wie es vor der Zeit von Edward Snowden schien. Es ist jetzt fast ein Jahr her, dass Snowden seine Geheimdienst-Informationen über die Überwachung im Netz veröffentlicht hat. Er selbst wird nicht zur Konferenz nach Berlin kommen, aber Sarah Harrison, die als seine engste Vertraute gilt, soll über die Erfolge und Risiken für Whisteblower berichten, also über die Folgen für Menschen, die geheime Informationen veröffentlichen. Auch der Internetaktivist Jakob Applebaum hat einen engen Draht zu Snowden und wird in Berlin über Verschlüsselungstechniken sprechen. Außerdem ist Bianca Jagger, Ex-Frau des Rolling-Stones-Gründers und Menschenrechtsaktivistin, dabei. Die deutsche Hauptstadt, das machte Organisator Gebhard während der Pressekonferenz deutlich, stehe für die Freiheit und die Menschenrechte im Internet.

Zum Konzept der re:publica gehört es, die großen Themen der Internet-Welt zu diskutieren, und das sind nicht nur politische. So geht es auch um wissenschaftliche Entwicklungen, Mobilität auf den Straßen, Gesundheit, Geschichtsforschung, Fernsehen und das Lernen in der Schule. Der jüngste Sprecher der Veranstaltung wird demnächst gerade zwölf Jahre alt, auch Künstler werden auftreten, Wissenschaftler und „Cyborgs“, also Menschen, die mit technischen Implantaten leben. Gebhard riet den Besuchern, sich treiben lassen, einfach herumzuziehen und zu streunen bei der Wahl nach der passenden Veranstaltung. Mit einer Einschränkung: Bisher war es möglich, zumindest den Innenhof des Geländes kostenfrei zu betreten. Das ist nicht mehr erlaubt in diesem Jahr. Billig ist der Spaß nicht, die Karten kosten ab 60 Euro aufwärts.

Im U-Bahn-Fernsehen

Außerdem gehört noch die Media Convention, Berlins neuer Medienkongress, zum Veranstaltungspaket. Am 6. und 7. Mai geht es um die Zukunft der Fernsehens und der modernen Medien-Nutzung. Vertreter von Youtube, Xing, MyVideo und Spotify werden dabei sein. Medienboard-Geschäftsführer Elmar Giglinger bezeichnete diese Kooperation als Experiment.

Höhepunkte der Tage werden auch auf den Bildschirmen in den Berliner U-Bahnen zu sehen sein. Das „Berliner Fenster“ ist der größte Fahrgastsender Deutschlands. Vor sieben Jahren wäre eine solche Kooperation noch undenkbar gewesen. Auch sie zeigt, dass die digitalen Themen nicht länger nur eine Sache für Nerds und Computerfreaks sind.