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Digitalwährung Rekordhoch oder Absturz: Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?

Der Bitcoin hat in diesem Jahr eine rasante Rally hingelegt. Die bevorstehende Halbierung des täglich neugeschöpften Bitcoin-Angebots treibt die Spekulationen weiter an.

Von Christoph Dernbach, dpa 15.04.2024, 09:51
Mit dem aktuellen Kurs von rund 66.000 Dollar liegt die älteste Kryptowährung in diesem Jahr immer noch rund 50 Prozent im Plus.
Mit dem aktuellen Kurs von rund 66.000 Dollar liegt die älteste Kryptowährung in diesem Jahr immer noch rund 50 Prozent im Plus. Hannes P Albert/dpa

Berlin - Die Digitalwährung Bitcoin ist eigentlich nichts für schwache Nerven. In diesen Wochen schauen die Besitzer der ältesten und größten Kryptowährung allerdings eher entspannt in ihre digitalen Brieftaschen, denn der Kurs bewegt sich immer wieder auf Rekordniveau. Allein seit Jahresbeginn hat der Bitcoin rund 50 Prozent zugelegt und damit die Erinnerungen an den dramatischen Kursverfall nach November 2021 verblassen lassen. Allerdings kühlten am Wochenende der Angriff des Irans auf Israel sowie Gewinnmitnahmen das überhitzte Bitcoin-Geschäft wieder stark ab und drückten den Kurs von rund 71.000 Dollar auf unter 62.000 Dollar. Am Montag bewegte sich der Bitcoin wieder bei rund 66.000 Dollar.

Bitcoin-Boom durch ETFs

Experten machen für den jüngsten Boom vor allem die hohe Nachfrage mehrerer ETF-Anbieter verantwortlich, die seit Januar neuartige Bitcoin-Fonds in den USA anbieten dürfen. Anlegern ist es damit möglich, in die Digitalwährung zu investieren, ohne diese selbst unmittelbar kaufen zu müssen. Die Rally wird aber auch durch die Aussicht auf ein langsameres Bitcoin-Wachstum angetrieben, weil Ende dieser Woche die Belohnung für die Verifizierung von Bitcoin-Transaktionen halbiert wird.

Nach dem technischen Protokoll des Bitcoins wird vermutlich am Samstagmorgen das vierte sogenannte Halving umgesetzt. Satoshi Nakamoto, der geheimnisumwitterte pseudonyme Bitcoin-Gründer, hatte festgelegt, dass die Gesamtmenge aller Bitcoins auf 21 Millionen Stück begrenzt wird. Die Bitcoins sollten nach seinem Konzept nicht auf einen Schlag ausgeschüttet werden. Deshalb werden die Bitcoin-Bestände nach und nach durch das Lösen von komplexen Rechenaufgaben verfügbar gemacht. Für jeden neuen Block in der öffentlichen Bitcoin-Datenbank („Blockchain“) darf sich der Miner, welcher diesen errechnet hat, eine Belohnung auszahlen. Die sogenannte Blocksubvention („Block Subsidy“), soll die Miner dazu bringen, das Netzwerk zu sichern. Gleichzeitig werden damit neue Bitcoins herausgegeben.

Zu Beginn des Bitcoin-Zeitalters 2009 betrug die Belohnung noch 50 Bitcoins pro neuem Block. Nach den Regeln von Satoshi Nakamoto halbierte sich die Belohnung dann alle 210.000 Blöcke, ungefähr alle vier Jahre. Aus 50 Bitcoins wurden mit dem ersten Halving 2012 dann 25 Digitalmünzen, vier Jahre später betrug die Belohnung nur noch 12,5 Bitcoins. Seit Mai 2020 werden 6,25 Bitcoin pro Block ausgeschüttet. Nun steht das nächste Halving an.

Belohnung halbiert

„Durch die Kürzung der Belohnung für Miner auf 3,125 Bitcoin wird die Menge der Token, die in das System eingeführt werden, erneut halbiert“, erläutert Eric Demuth, Mitgründer und CEO der Krypto-Handelsplattform Bitpanda. „Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage könnte dies zu einem Anstieg des Bitcoin-Preises führen, wenn die Nachfrage weiterhin die nun kleiner werdende Angebotsausweitung übersteigt.“

Kryptounternehmer Peter Grosskopf vom Berliner Fintech Unstoppable Finance verweist ebenfalls darauf, dass es in der Vergangenheit immer einen Anstieg vor und nach dem Halving gegeben habe. „Den Anstieg vor dem Halving konnten wir in den jüngsten Monaten bereits beobachten. Märkte sind Psychologie. Daher kann es sein, dass sich die Geschichte hier noch mal wiederholt. Aber ich bin kein Wahrsager und halte mich normalerweise mit Prognosen und Spekulation zurück.“

Viele Verbraucher skeptisch

Bei vielen traditionellen Anlegern herrscht trotz der Rekordkurse keine Bullen-Stimmung. Sie erwarten nicht, dass sich der Bitcoin-Kurs in Richtung 100.000 Dollar oder höher entwickeln könnte. Nach einer Umfrage der Deutschen Bank sind zumindest die Verbraucher in den USA über die Wertentwicklung des Bitcoins geteilter Meinung: Danach erwartet etwa ein Drittel, dass die Kryptowährung bis zum Ende des Jahres unter 20.000 Dollar fallen wird. Das wäre ein Abschlag von etwa 50.000 Dollar auf den aktuellen Preis und würde den Bitcoin-Token auf das Niveau des Bärenmarktes im Jahr 2022 zurückbringen. Nur jeder Zehnte der über 3600 Befragten sieht den Bitcoin bis zum Jahresende über 75.000 Dollar. 40 Prozent denken, dass der Bitcoin in den kommenden Jahren florieren wird, während 38 Prozent sein Verschwinden erwarten.

Wegen der großen Unsicherheiten sehen die deutschen Verbraucherzentralen im Bitcoin keine geeignete Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie verweisen auf die Risiken: „Hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen.“

Werden die Miner weiter schürfen?

So wenig wie man den Bitcoin-Kurs fest vorhersagen kann, so unklar bleiben die Folgen des Halvings für die Miner, die mit ihren Spezialrechnern und einem Einsatz großer Energiemengen den Bitcoin-Laden am Laufen halten. Wenn sich die Belohnung für das „Schürfen“ neuer Bitcoins halbiert, könnte das etliche Marktteilnehmer in Schwierigkeiten bringen. „In der Tat könnte das Halving dazu führen, dass weniger effiziente oder kostspielige Miner aus dem Markt ausscheiden, vornehmlich solche, die auf veraltete oder weniger effiziente Prozesse und Hardware setzen - oder schlichtweg zu hohe Energiekosten haben“, sagt Bitpanda-Chef Demuth.

Nach Demuths Einschätzung könnte aber auch ein starker Preisanstieg folgen, was wiederum dazu führe, dass das Mining für die meisten Marktteilnehmer rentabel bleibe. „Das ist jedoch alles sehr spekulativ. Was sicher ist: Die professionellen Miner konnten und haben sich seit langer Zeit auf das Halving vorbereitet und werden auch danach noch profitabel arbeiten können.“ Die Mining-Landschaft werde sich verändern, glaubt Demuth. „Allerdings denke ich nicht, dass das große Auswirkungen auf das Netzwerk haben wird.“