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Mangelnde Sicherheit Mangelnde Sicherheit: Wie Pokémon Go, Prisma und Co. unsere Daten missbrauchen

Von Christina Scholten 13.07.2016, 14:10
Die Datenschutzrichtlinien der App „Pokémon Go“ sind sehr bedenklich.
Die Datenschutzrichtlinien der App „Pokémon Go“ sind sehr bedenklich. Getty Images AsiaPac

Das Smartphone kann ein schönes Spielzeug sein. Neuerdings können Nutzer sogar kleine digitale Monster in ihrer Umgebung einfangen oder Fotos in Gemälde à la Picasso umwandeln - Apps wie Pokémon Go und Prisma begeistern Millionen Menschen weltweit.

Doch schon kurz nach Beginn des Hypes um die Programme machen erste Warnungen zu den mangelnden Datenschutzbedingungen Schlagzeilen. Was dahinter steckt und welche Daten von den beliebtesten Apps gesammelt werden im Überblick.

Pokémon Go

Wer Pikachu, Bisasam und die anderen Monster fangen will, muss sich dafür mit seinem Google-Account anmelden. Das Problem: Bis vor kurzem konnte die App „Pokémon Go“ komplett auf die Inhalte des angegeben Kontos zugreifen. Dies sei ein technischer Fehler gewesen, behaupteten die Entwickler von „Niantic Labs“ und aktualisierten die App. Die Zugriffsrechte auf das Google-Konto seien nun eingeschränkter. Nur der Name und die E-Mail-Adresse des Users sollen abgefragt werden.

Ein Blick in die Datenschutzbedingen der App zeigt jedoch, dass vieles intransparent bleibt. In verklausulierten Formulierungen behält sich das Unternehmen vor, verschiedene Daten zu nutzen. Dazu gehören die GPS-Daten, die für das Spiel zwingend gebraucht werden, die persönlichen Daten und das Nutzungsverhalten. Auch wie die Daten gespeichert werden und wie lange, ist nicht klar.

Damit unterscheidet sich das Programm jedoch nicht stark von anderen Apps, die ähnliche Daten sammeln. Gravierender hingegen ist die Tatsache, dass sich Pokémon Go vorbehält, die Daten auch an staatliche Stellen weiterzugeben.

Tipp: Wer sich trotzdem anmelden will, sollte dies nicht über seinen üblichen Google-Account machen. Es ist überhaupt ratsam, sich für solche Anmeldungen eine zusätzliche Mail-Adresse anzulegen, die ausschließlich für diese Zwecke verwendet wird und mit keinen persönlichen Daten versehen wird.

Prisma

Mit der App lassen sich private Bilder in den Stil bekannter Kunstwerke von Picasso bis Monet bringen. Das Programm wurde von dem Russen Alexey Moiseyenkov entwickelt, der auch das russische Facebook-Pendant V-Kontakte unterhält. Aus den Datenschutzbestimmungen der App geht nicht hervor, was mit den Bildern passiert – die Betreiber behalten sich die Nutzungsrechte vor. Die „Bild“-Zeitung berichtete, dass davon auch der russische Geheimdienst profitieren würde. Denn die haben laut russischem Gesetz das Recht, auf die Server zuzugreifen.

Daten wie Log-Dateien und geographische Koordinaten können außerdem noch zu Werbezwecken an Dritte weitergegeben werden. Auch hier ist nicht klar, was genau damit gemeint ist. Die App bleibt damit mit Vorsicht zu genießen.

Tipp: Wer einige seiner Fotos verschönern will, kann dies mit der App machen – und sie anschließend deinstallieren, wenn sie nicht mehr gebraucht wird.

Snapchat

Eigentlich scheint Snapchat keine Gefahr für die Privatsspähre darzustellen. Kurz ein Video machen, hochladen und nach einem Tag ist es nicht mehr zu finden. So einfach ist es jedoch nicht. Denn die Videos werden nicht gelöscht, sondern einfach nur mit einer anderen Datei-Endung gespeichert. Wer sich technisch gut auskennt, kann die Daten sogar auf dem Smartphone wiederfinden.

Außerdem speichern die Betreiber die Videos und Bilder auf ihren Servern in den USA so lange, bis der User auf sie zugreift. Danach sollen sie angeblich gelöscht werden.  Neben diesen Daten werden auch die üblichen Login-Daten und Geräteinformationen von der App abgerufen.

Tipp: User können in den Einstellungen ihre Handynummer verbergen, so sind sie für andere Nutzer nicht so leicht auffindbar.

WhatsApp

Die Datenschutzrichtlinien des Messenger-Marktführers „WhatsApp“ haben sich im letzten Jahr stark verbessert. Inzwischen verschlüsselt der Dienst die Nachrichten seiner User über ein Ende-zu-Ende-Verfahren. Damit können nur Empfänger und Sender die Inhalte sehen.

Trotzdem bleiben Datenschutzlücken. Denn die App greift weiterhin auf die Inhalte wie die Kontakte im Adressbuch zu und speichert sie . Außerdem kommt es immer wieder zu Problemen, wenn sich jemand Zugang zu einem WhatsApp-Konto verschafft.

Tipp: Ein Schweizer Unternehmen hat eine Alternative zu WhatsApp entworfen, die momentan als die sicherste auf dem Markt gilt: Threema. Der Dienst ist mit 2,99 Euro allerdings kostenpflichtig.

Facebook-App

Die Datenkrake Facebook versucht auch über die App möglichst viele Informationen über seine User zu sammeln. Wer den Social-Media-Dienst auch auf seinem Smartphone nutzen will, räumt den Betreiber viele Rechte ein: Zugriff auf Fotos, Kontakte und Geodaten. Wer keine zusätzlichen Vorkehrungen in den Einstellungen trifft, muss auch damit rechnen, dass die Inhalte von SMS ausgelesen werden.

Die auf dem Handy gesammelten Daten können natürlich mit den restlichen Informationen zu eigenen Person, Freunden und gelikten Links und Seiten des Facebook-Users verknüpft und gespeichert werden.

Tipp: Die Nutzung von Facebook über den Browser räumt den Betreiber weitaus weniger Rechte und Zugriffe ein. Wer die Apps deinstalliert und diesen Weg geht, schützt wenigstens einige seiner Daten.

Fazit

Nichts ist umsonst, auch Gratis-Apps nicht. Die User bezahlen immer mit ihren Daten. Die meisten Programme wollen Geräteinformationen ablesen können und Geodaten speichern. In schlimmeren Fällen geht es soweit, dass Apps auch die Inhalte von Nachrichten und Gesprächen abhören können. Beim Iphone und der neusten Android-Version Marshmallow können Handy-Besitzer in den Einstellungen bestimmen, welche Berechtigungen Apps haben und sie einschränken.

Prinzipiell sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass Unternehmen mit den gesammelten Daten ganze Profile eines Menschen anlegen können. Deshalb sollte der Umgang mit der Datenherausgabe immer nur mit Bedacht erfolgen, auch wenn die Apps noch so viel Spaß machen.