Energie IT-Systeme des Bundes weiterhin nicht umweltfreundlich
Klimaschutz und Digitalisierung sind zwei zentrale Ziele der Bundesregierung. Diese in der Praxis zusammenzubringen, fällt der Ampel-Koalition allerdings schwer.
Berlin - Die Rechenzentren des Bundes werden im Vergleich zu den Anlagen von Internet-Riesen wie Google, Microsoft oder Amazon deutlich weniger umweltfreundlich betrieben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor, die am Samstag veröffentlicht wurde. Danach nutzt nicht einmal jedes dritte Rechenzentrum des Bundes Strom aus erneuerbaren Energien.
Zum Vergleich: Bei Google, einem der weltgrößten Cloud-Betreiber, laufen derzeit die Rechenzentren weltweit durchschnittlich zu 66 Prozent mit erneuerbaren Energien. In Deutschland kommt der Internet-Konzern seit Anfang 2022 sogar auf einen Anteil von 80 Prozent. Die Bundesregierung stellt in ihrer Antwort auf die Anfrage in Aussicht, dass sich die Versorgung mit erneuerbaren Energien in absehbarer Zeit dramatisch verbessern wird. Bis Ende 2024 soll demnach der Strombedarf der Bundesliegenschaften komplett durch erneuerbare Energie gedeckt werden - auch in den Rechenzentren.
Bei den Antworten der Bundesregierung zur Nachhaltigkeit der Bundes-IT fällt auf, dass das Bundes-Umweltzeichen „Blauer Engel“ quasi keine Rolle spielt. Dabei wird das Siegel seit über 40 Jahren von der Bundesregierung für die Auszeichnung von umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen propagiert. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition heißt es: „Für IT-Beschaffungen des Bundes werden Zertifizierungen wie z.B. der Blaue Engel Standard.“
„Blauer Engel“ in weiter Ferne
Nach den aktuellen Angaben der Bundesregierung erfüllte jedoch keines der 190 Rechenzentren des Bundes alle acht Kriterien des „Blauen Engels“. Nur jedes zehnte Rechenzentrum deckte immerhin vier von acht Kriterien ab. Auch bei neu geplanten Rechenzentren des Bundes wird der „Blaue Engel“ nicht zur Regel: Obwohl seit August 2021 die Einhaltung der acht Umwelt-Kriterien vorgeschrieben ist, werden sie nach Angaben der Bundesregierung nur bei gut der Hälfte der 34 neu geplanten Anlagen tatsächlich eingehalten, bei fast 40 Prozent jedoch nicht.
Defizite räumt die Bundesregierung auch bei der Nutzung der Abwärme ein, die in Rechenzentren zwangsläufig beim Betrieb von Servern und anderen IT-Komponenten entsteht. Bei 80 Prozent der Rechenzentren wird demnach keine Abwärme genutzt. Auch dieser Wert ist schlechter als der Branchendurchschnitt. Nach einer Studie des Digitalverbands Bitkom nutzen in Deutschland 40 Prozent der Rechenzentren-Betreiber zumindest Teile der Abwärme aus ihren Anlagen, um beispielsweise die überschüssige Energie in Fernwärmesysteme einzuspeisen.
Als problematisch sieht die Linken-Abgeordnete Anke Domscheit-Berg auch die Verwendung klimaschädlicher Kältemittel. Diese würden in Zweidrittel aller Rechenzentren des Bundes genutzt. „Ich erwarte, dass man für die Umstellung auf klimafreundliche Kältemittel einen ehrgeizigen Plan vorlegt, der den Stand der Technik berücksichtigt“, sagte die digitalpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion der dpa. So könnten manche stark klimaschädlichen Kältemittel auch ohne Umbau der Kälteanlage in kurzer Zeit durch erheblich weniger schädliche Kältemittel ersetzt werden. Außerdem machte sich die Abgeordnete für eine Energiewende beim Betrieb der Rechenzentren stark. „Die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien muss kurzfristig erfolgen.“