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Digitales Bezahlen Abschied von Giropay - Hoffen auf EPI

Zur Paypal-Konkurrenz wurde Paydirekt/Giropay nie. Ende 2024 werden die deutschen Banken und Sparkassen das Projekt daher beenden. Nun soll es ein neues europäisches Bezahlangebot richten.

Von dpa 29.12.2024, 05:00
Deutsche Banken ziehen Paydirekt den Stecker (Symbolbild)
Deutsche Banken ziehen Paydirekt den Stecker (Symbolbild) picture alliance / dpa

Frankfurt/Main - Giropay ist bald Geschichte. Das gemeinsame Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen wird zum Jahresende 2024 eingestellt - gut neun Jahre nach dem Start. Den hohen Erwartungen als Paypal-Konkurrenz wurde Giropay nie gerecht. 

Nun wollen deutsche Banken mit dem europäischen Bezahldienst Wero unter anderem dem US-Riesen Paypal Konkurrenz machen. Allerdings beteiligen sich längst nicht alle Institute hierzulande an dem von der Bankeninitiative EPI vorangetriebenen Angebot. Commerzbank und N26 etwa sind nicht dabei.

Anspruch und Wirklichkeit

Eine Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox gab Ende Oktober einen Eindruck, wie schwer es auch für Wero werden könnte, Verbraucherinnen und Verbraucher zu überzeugen. 88 Prozent der 1.000 Befragten in Deutschland wussten zu dem Zeitpunkt nicht, was Wero ist. Gerade einmal 22 der repräsentativ Ausgewählten hatten den Zahlungsdienst bis dato genutzt.

„Ein eigenes europäisches Bezahlverfahren, das sowohl grenzüberschreitend als auch online wie offline funktioniert, wäre ein großer Fortschritt und würde Europa von amerikanischen oder asiatischen Zahlungsanbietern unabhängiger machen“, findet der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, Oliver Maier. Allerdings klaffe noch eine Lücke zwischen Vision und Wirklichkeit. 

Eine Mehrheit von rund 61 Prozent glaubt der Umfrage aus dem Oktober zufolge eher nicht daran, dass es den europäischen Banken gelingen wird, mit Wero etablierten US-Zahlungsanbietern ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Sparkassen: Mit Wero gut unterwegs

„Der Aufbau eines neuen Zahlungssystems braucht Zeit. Wir müssen Vertrauen und Akzeptanz gewinnen – das mussten sich auch andere erfolgreiche Anbieter erst über Jahre erarbeiten“, hält Joachim Schmalzl, Mitglied im Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) und EPI-Aufsichtsratsvorsitzender, dagegen. Wero wachse nachhaltig. „Es ist ein Marathon, kein Sprint – und wir sind gut im Rennen“, sagt Schmalzl. 

Paydirekt-Aus im Sommer beschlossen

Bei Paydirekt/Giropay hatte sich zur Jahresmitte 2024 abgezeichnet, dass Deutschlands Banken und Sparkassen nicht mehr bereit sind, weiteres Geld in dieses Modell zu investieren - auch, weil zeitgleich die Bestrebungen für ein gemeinsames europäisches Angebot vorangetrieben wurden.

Das im Herbst 2015 als Paypal-Konkurrenz unter der Marke Paydirekt gestartete gemeinsame Angebot hat die Erwartungen im Hinblick auf Reichweite nie erfüllt. Das änderte sich auch nicht, als die Deutsche Kreditwirtschaft im Frühjahr 2021 ihre Kräfte unter der Marke Giropay bündelte.

Bezahlangebot Wero soll attraktiver werden

Seit Anfang Juli 2024 ist die European Payments Initiative (EPI) mit Wero am Start. Nutzen konnten dieses Angebot für das Bezahlen von Handy zu Handy hierzulande zunächst nur Kunden von Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken über die Apps ihrer Institute. Inzwischen gibt es eine eigenständige Wero-App. Bei der Postbank ist die seit Ende November verfügbar, 2025 wollen Deutsche Bank und die Direktbank ING Wero anbieten.

Wero ermöglicht bislang, Geld zu senden und zu empfangen, indem nur eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse angegeben wird. Ab 2025 soll man mit Wero zudem online und ab 2026 im Einzelhandel bezahlen können. 

Zwischen Ende November und Mitte Dezember wurden nach EPI-Angaben testweise mehrere Käufe über Wero im Online-Shop des 1. FC Kaiserslautern erfolgreich durchgeführt. Nach weiteren Tests soll das Angebot im Sommer 2025 in Deutschland starten. Belgien soll im Herbst folgen, Anfang 2026 dann Frankreich. Auch die Niederlande und Luxemburg stehen in den Startlöchern.

Perspektivisch soll Wero weitere Funktionen bekommen wie zum Beispiel Ratenzahlungen, die Integration von Treueprogrammen von Händlern und die Verwaltung von wiederkehrenden Zahlungen.

Wero werde konsequent weiterentwickelt, sagt EPI-Aufsichtsratschef Schmalzl. „Das alles braucht seine Zeit. Aber wir sind überzeugt, dass es auf lange Sicht Alltag sein wird, in Deutschland und Europa mit Wero zu bezahlen.“

Gegengewicht zur US-Konkurrenz

Aktuell wird die EPI-Initiative von 16 Finanzdienstleistern getragen, darunter Deutsche Bank, DZ Bank und der DSGV. Außerdem gehören Großbanken wie BNP Paribas und Société Générale aus Frankreich sowie ABN Amro und ING aus den Niederlanden dazu. 

Die Partner wollen ein europäisches Gegengewicht zu großen US-Finanzkonzernen wie Mastercard, Visa und Paypal sowie Diensten wie Apple Pay und Google Pay etablieren. Ziel der EPI-Initiative ist es, Wero in drei bis vier Jahren zu einem umfassenden Zahlungsangebot zu entwickeln, das „jedem die Möglichkeit bietet, seine Finanzen einfach und sicher zu kontrollieren und dabei den Bedürfnissen in Bezug auf den Datenschutz und die Einhaltung europäischer Vorschriften nachkommt“.

Außer in Deutschland ist Wero bereits in Frankreich und Belgien nutzbar. Insgesamt zählt EPI in den drei Ländern nach jüngsten Angaben 14 Millionen registrierte Nutzer. Zum Vergleich: Paypal kommt alleine in Deutschland auf 35 Millionen aktive Kundenkonten.