Stauden-Clematis: Große Blüten mit Bodenhaftung
Bonn/dpa. - Mit tiefgrünen Blättern und großen Blüten klettern Clematis Spaliere oder Geländer hinauf und verwandeln Großstadtbalkone in romantische Lauben. Es gibt allerdings auch Clematis, die am Boden bleiben - nur kennt diese Exemplare kaum jemand.
Warum einige Clematis-Arten nicht klettern, erhellt ein Blick auf ihren Heimatstandort. Die Ganzblättrige Clematis (Clematis integrifolia) beispielsweise stammt aus den Schwarzerde-Steppen Osteuropas. Zum Klettern gibt es dort nichts. Der harte Winter zwingt sie, sich weitgehend in die Erde zurückzuziehen. Das macht sie auch im Garten zuverlässig frosthart. Wird es warm, treibt sie rasch mit straff aufrechten Trieben aus. Sie muss sich beeilen, sonst bleibt sie zurück im Schatten zwischen den anderen Stauden und Gräsern.
Erfahrene Gärtner lassen die Pflanzen durch ein Stück Baustahlmatte wachsen, das erhöht auf ein paar schlanken Holzpfosten ruht. Die Triebe wachsen durch die Maschen und lassen das Metallgewebe schon nach kurzer Zeit verschwinden. Die etwas höher wachsenden Integrifolia-Kreuzungen, die 120 bis 180 Zentimeter Höhe erreichen, bekommen am besten ein leichtes Rankgerüst.
Von Juni bis September ist Clematis integrifolia 'Arabella' ein Traum in Blau, der hervorragend zu Rosen passt. Sie ist aus einer Kreuzung mit Clematis patens hervorgegangen, von der sie die flachen, meist sechsblättrigen Blüten geerbt hat. Sie wächst hervorragend im Kübel, ist sehr gesund und anpassungsfähig an den Standort.
Ganz ähnliche Eigenschaften besitzt 'Blue Rain'. Ihre vierblättrigen, nickenden Blütenglocken, die an den Spitzen zurückgeschlagen sind, erinnern stark an die Mutter. 'Aljonushka' erscheint wie das rosa Gegenstück dazu, das durch kräftig rote Adern auf der Außenseite der Blüten Frische bekommt. Mit 60 bis 80 Zentimetern Höhe zeigt 'Pangbourne Pink' den zierlichen Wuchs der Mutter.
Wie alle Integrifolia-Sorten entspricht eine blühende 'Pangbourne Pink' noch stark dem gewohnten Clematis-Bild. Die Großblättrige Waldrebe (Clematis heracleifolia, einige Formen werden auch als Clematis tubulosa bezeichnet) bringt dagegen selbst erfahrene Pflanzenfreunde ins Grübeln, um was für ein Gewächs es sich denn hier handeln mag. Besonders überraschend wirkt 'Cassandra' mit großen Blättern, breit ausladendem Wuchs und blauen Blüten, die an Hyazinthen erinnern und auch genauso süß duften.
Auch die anderen Heracleifolia- oder Tubulosa-Sorten wie 'Wyevale', die stark duftende 'Cote d'Azur' oder 'Campanile' wachsen zu stattlichen Gartengestalten heran. Für Kübel sind sie alle schlecht geeignet. Sie wollen Raum greifen können. Zierliche Nachbarn haben sie bald beiseite gedrängt und kleine Beete erobert.
Ähnliches gilt für Clematis x jouiniana, die als Kreuzung zwischen der Großblättrigen Waldrebe und der heimischen Waldrebe (Clematis vitalba) entstanden ist. Am eindrucksvollsten wirkt sie wohl als Bodendecker an Hängen und Plätzen, die wenig Pflege bekommen sollen. Sorten wie 'Praecox' und 'Mrs. Robert Brydon' entfalten dort eine Pracht zierlicher weißer, blau überhauchter Blüten.
- Wie alle Waldreben sind auch die Stauden-Clematis «Säufer und Fresser» und brauchen reichlich Wasser und Dünger.
- Alljährlich wird im November/Dezember auf 20 bis 50 Zentimeter zurückgeschnitten. Nur Clematis heracleifolia und tubulosa brauchen keinen Rückschnitt. Sie ziehen wie normale Stauden völlig ein.
- Sonne ist das Lebenselixier der Stauden-Clematis. Clematis jouiniana-Sorten vertragen auch lichten Schatten.
- Clematis integrifolia und ihre Sorten sollten sehr früh im Jahr Halt bekommen, damit sie nicht unschön auseinander fallen.