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Staude des Jahres Staude des Jahres: Umweltprofi: Storchschnabel gedeiht an allen Standorten

Von Helga Daberkow 06.05.2004, 09:17
Ob heiße und trockene Ecken oder feuchtgründige Wiesen: Für fast jeden Platz im Garten gibt es den passenden Storchschnabel - ebenso wichtig wie die Blüten ist bei der «Staude des Jahres» das oft auffällig geformte und gezeichnete Laub. (Foto: dpa)
Ob heiße und trockene Ecken oder feuchtgründige Wiesen: Für fast jeden Platz im Garten gibt es den passenden Storchschnabel - ebenso wichtig wie die Blüten ist bei der «Staude des Jahres» das oft auffällig geformte und gezeichnete Laub. (Foto: dpa) Marion Nickig

Bonn/dpa. - Das Schicksal des Storchschnabels ist es,unterschätzt und verwechselt zu werden. Wer seinen lateinischen Namen Geranium hört, denkt an Geranie, die allgegenwärtige Balkonblume. Dabei heißt diese botanisch Pelargonium und ist mit Geranium, dem Storchschnabel, so eng verwandt wie die Rose mit der Erdbeere. Doch nun hat der Bund Deutscher Staudengärtner den Storchschnabel zur Staude des Jahres 2004 erkoren - und wer sich mit ihm befasst, derentdeckt einen Alleskönner.

Für fast jeden Platz im Garten gibt es den richtigenStorchschnabel. Die Pflanzen lieben es heiß und trocken wie Geranium cinerea mit der weiß-rot geäderten Sorte 'Ballerina'. Sie wachsen in feuchtgründigen Wiesen wie der heimische Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense). Sie mögen es kühl und bodenfeucht wie der eigentümliche Braune Storchschnabel (Geranium phaeum), den der Volksmund Trauernde Witwe oder Teufelsregenschirm nennt. Sie kommen sogar mit Wurzeldruck und schattigen oder trockenen Standorten zurecht. Geranium x cantabrigense-Sorten wie 'Biokovo', 'Berggarten'oder 'Lohfelden' sind dafür die Spezialisten. Einmal eingewurzelt brauchen sie kaum noch Pflege.

Storchschnäbel spielen sich nicht in den Vordergrund. AlleGeranium-Arten blühen unaufdringlich mit weit zur Schale oder zum Teller zurück geschlagenen fünfblättrigen Blüten. Eine Füllung gibtes meist nicht - dafür aber ein Farbenspiel, das alle Nuancen vonWeiß über Rosa und Purpur bis Violett abdeckt. Nach der Blüteentsteht der charakteristische, spitz zulaufende Fruchtstand, der zumNamen Storchschnabel geführt hat, aber auch zum botanischen NamenGeranium, der sich von geranos (griechisch für Kranich) herleitet.

Mindestens ebenso wichtig wie die Blüten ist das schöne Laub, dasbei rundlichem Umriss mal gebuchtet ist wie die weichen, grauenBlätter von Granium renardii, mal fein gefiedert wie beimBlutstorch-schnabel (Geranium sanguineum) oder handförmig wie beiGeranium sylvaticum, dem Waldstorchschnabel. Leuchtend roteHerbstfärbung zieht den Blick an wie bei Geranium macrorrhizum undGeranium sanguineum.

Eine ganze Reihe an Storchschnäbeln wächst bei uns wild: dasunscheinbare Ruprechtskraut (Geranium robertianum), derWiesenstorchschnabel (Geranium pratense) und der Waldstorchschnabel(Geranium sylvaticum). Insgesamt gibt es rund 300 Geranium-Arten aufder Welt, zu denen sich eine Fülle schöner Sorten gesellt.

Die Medizin entdeckte die Storchschnäbel als erste. Hildegard vonBingen empfahl sie um 1150 herum gegen Depressionen mit den Worten:«Und wer im Herzen Schmerzen hat und immer traurig ist, der nehmeStorchenschnabel.» Jacobus Tabernaemontanus führt 1625 bereits 13verschiedene Storchschnabelarten auf, die zur Wundheilung und zumBlutstillen, gegen Schmerzen, Schwindsucht, Gicht und Ohrenleidengenutzt wurden. Der Volksmund verlieh den wichtigsten von ihnen denNamen «Gottesgnad» und pries so ihre Heilkraft.

In erster Linie sind Gerbstoffe für die Heilwirkungverantwortlich. Es spielen aber auch aromatische Inhaltsstoffe eineRolle, wie die Nase unschwer jedem verrät, der Geranium macrorrhizum,den Großwurzel-Storchschnabel, pflanzt. Aus seinen Blättern wurdeGeraniumöl gewonnen, das für die Parfümherstellung eine Rollespielte. Heute ist Geranium macrorrhizum eher wegen seinerDurchsetzungsfähigkeit bekannt. Besonders die Sorte 'Spessart' giltals unverwüstlicher und ausbreitungsfreudiger Bodendecker. Wer eineschwierige Gartenecke begrünen will, der wird an ihm seine Freudehaben. Unkraut hat unter dem frischgrünen Blätterdach keine Chance.

Das Gegenteil der unbändigen Geranium macrorrhizum ist Geraniumdalmaticum, der Dalmatinische Storchschnabel. Nur 10 bis 15Zentimeter hoch steht das rundliche, tief geschlitzte Laub, das imSteingarten und an sonnigen, eher trockenen Plätzen eine dichte Deckebildet. Darüber reckt sich im Juni und Juli eine Fülle feiner rosaBlüten. Lästig fällt der zierliche Storchschnabel nie, dafür füllt erLücken etwa um Iris oder Taglilien herum. 'Bressingham Pink' bietetein kräftigeres Rosa als die Art, 'Album' erfreut mit weißen Blüten.

Das Purpurrot von Geranium sanguineum, dem Blutstorchschnabel,glüht fast wie eine Neonfarbe. Die heimische Art nestelt sich gerndurch andere Stauden hindurch und lässt ihre Blüten hier und dortaufleuchten. Sorten wie die nur bis zu 15 Zentimeter hohe,violettrote 'Max Frei' oder die rote 'Elsbeth' variieren die Farbeund erfreuen als flache Büsche mit lang andauernder Blüte.