Sprung in der Schüssel Sprung in der Schüssel: Erste Hilfe bei zerbrochenem Geschirr
Lotte/Vettelschoss/gms. - Vor traurig stimmenden Trümmern stehen viele, wenn das «guteGeschirr» Stück für Stück zu Bruch geht. In schwierigen Fällen könnenso genannte Geschirrbörsen Abhilfe schaffen. Elisabeth Hoffmann ausVettelschoss (Rheinland-Pfalz) betreibt seit elf Jahren einederartige Vermittlungsagentur. Die Idee dazu sei aus der Not geborenworden, erinnert sie sich: Die Familie wurde immer größer, nur dasGeschirr wuchs nicht mit. «Es war Bedarf da, aber ich bekam nirgendsetwas Passendes», sagt Elisabeth Hoffmann.
Das Faible für ein bestimmtes Dekor oder eine bestimmte Farbebringt viele Kunden zu ihr. Nicht nur Liebhaber, die ihrAlltagsgeschirr wieder vervollständigen möchten, auch die Sammlersind bei Elisabeth Hoffmann an der richtigen Adresse. Denn oftmalswerden die zerbrechlichen Kostbarkeiten nicht mehr jeden Tag benutzt.Wertvolles Geschirr verstauen die Sammler lieber sicher in derVitrine.
Zwar wäre es oft einfacher, zumindest beim Geschirr für dentäglichen Gebrauch einfach ein neues Service zu kaufen, statt langenach Ersatzteilen für das alte zu suchen. Doch die persönlichenBeziehungen zu Teller und Tassen halten viele von diesem Schritt ab.
Fünf Jahre lang saß Elisabeth Hoffmann an ihrer Börsenidee, sprachmit Fachhändlern und stellte fest, das sie mit ihrem Problem nichtalleine war. «Schließlich gibt es für alles Börsen, warum also nichtfür Geschirr», dachte sich die Geschäftsfrau. Inzwischen kann sienach eigene Angaben die Wünsche jedes vierten Kunden erfüllen. Inihrem virtuellen Sortiment finden sich rund 25 000 verschiedeneService wieder.
Selbst Porzellanhersteller greifen bei dieser Auswahl häufig aufdie Börsen zurück. «Anfragen bekommen wir genug», sagt Anna Ljubasvon Villeroy & Boch in Mettlach (Saarland). Zwar gebe es auf alleArtikel eine Nachkaufgarantie, doch die betrage selten mehr als fünfJahre. Damit ist den Liebhabern von Omis Kaffeeservice weniggeholfen. «Für Modelle oder Dekors, die wir heute nicht mehr imSortiment oder in unserer Restposten-Fundgrube haben, gibt es außerim Internet kaum eine Chance», bedauert Ljubas.
Restautiert werden dagegen viele der wertvollen Stücke, die ausder staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen stammen. «Wendet sichein Kunde mit der Bitte an uns, ein Stück Meissener Porzellan zurestaurieren, erfolgt üblicherweise erst eine ausführliche Beratungzu Art und Umfang der notwendigen Arbeiten, zur Zeitdauer und zumPreis», erklärt Gundela Corso von der staatlichenPorzellan-Manufaktur Meissen in Meißen (Sachsen). Oft schickten dieKunden dafür erst Fotos an das Unternehmen.
Die hauseigene Restaurationswerkstatt beschäftigt sich speziellmit schwierigen Kundenwünschen. Hauptsächlich werden Figurenrestauriert, seltener das so genannte Gebrauchsporzellan. «Das kannein Sprung in der antiken Tasse oder die abgebrochene Hand einerPorzellanfigur sein», so Gundela Corso. «Machbar ist fast alles.»Einige Dekors sind bereits seit über 200 Jahren im Sortiment - so zumBeispiel das Zwiebelmuster, das seitdem ohne größere Unterbrechungenund Änderungen produziert wird.