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Selbst ist der Mann Selbst ist der Mann: Albtraum jedes Heimwerkers

Von Stephanie Hoenig 03.12.2001, 10:30
Ein "Kabelfinder"
Ein "Kabelfinder" Bosch/Fotowerkstatt

Hamburg/gms. - Nicht nur beim Zahnarzt treibt der BohrerPatienten Schweißperlen auf die Stirn. Auch Heimwerker haben zuweilen höllische Angst beim Bohren - allerdings nicht wegen eventueller Schmerzen, sondern aus Sorge, eine unter Putz liegende Leitung zu treffen. Typische Gefahrensituationen sind gegeben, wenn Deckenhaken oder Leuchten mit Dübeln und Schrauben an der Zimmerdecke befestigt werden sollen. Auch das Bohren zahlreicher Dübellöcher, etwa im Bad oder für das Befestigen eines Regals an der Wand, lösen nicht seltenein ungutes Gefühl aus.

«Kabel dürfen nicht nach Gutdünken überall in der Wand verlegt werden», erläutert Klaus Jung vom Fachverband für Energie-Marketing und -Anwendung (HEA) in Frankfurt. Allgemein würden Kabel in vorgegebenen Installationszonen nur senkrecht oder waagerecht verlegt. Eine Ausnahme bildeten Decken, in die Leitungen sternförmiggezogen werden dürfen. Dieses Basiswissen könne helfen, das Anbohren von elektrischen Leitungen zu vermeiden.

«Senkrechte Wandleitungen in der Nähe von Raumecken oder neben Türen werden vorzugsweise in einem Installationsbereich verlegt, der etwa 20 Zentimeter breit ist und ungefähr 10 Zentimeter von Türrahmen oder Ecke entfernt beginnt», heißt es bei der Stiftung Warentest inBerlin. Waagerechte Leitungen seien in einer 30 Zentimeter breiten Zone zu finden, die 15 Zentimeter von der Decke oder vom Boden entfernt liegen.

«Bohrmaschinen, die eine unter Putz versteckt liegendeStromleitung anzeigen, gibt es nicht», sagt Ulf-Malte Wünsch von Bosch in Stuttgart. Eine gute Möglichkeit, nicht nur Strom-, sondern auch Gas- und Wasserleitungen zu orten, böten jedoch batteriebetriebene Metall- und Stromanzeigegeräte, die es in Heimwerkermärkten gebe.

«Wenn trotz aller Vorsicht ein Bohrer die Elektroleitung trifft, kann nicht viel passieren», beruhigt Wünsch. Denn in der Regel fliege sofort die Sicherung heraus, so dass Menschen nicht verletzt werden.Auch die Bohrmaschine bleibe meist unbeschädigt. Lediglich die Spitze des Bohraufsatzes könne manchmal durch die starke Wärmeentwicklung Schaden nehmen.

Auch Jung hält die Gefahr für Menschen in solchen Fällen für eher gering. Alte Häuser können jedoch noch sehr alte elektrische Anlagen haben, die modernen Sicherheitsstandards nicht entsprechen. «In älteren Gebäuden sollte der Heimwerker deshalb erst einmal in den Sicherungskasten gucken», rät Jung. Seien keine modernen Kippschalter und kein Fehlerstrom-Schutzschalter vorhanden, sondern Sicherungen zum Herausdrehen, könne der Heimwerker davon ausgehen, dass lange nichts an der elektrischen Leitung gemacht wurde. In diesen Fällen sei Vorsicht geboten.

Aber nicht nur Elektroleitungen, auch Gas- und Wasserrohre können angebohrt werden. «Die Wahrscheinkeit, beim Bohren im Badezimmer eine unter Putz liegende Gasleitung zu treffen, ist gering», sagt Franz-Josef Heinrichs von Zentralverband Heizung, Sanitär, Klima inSt. Augustin bei Bonn. Deutlich größer sei das Risiko, ein Wasserrohr zu beschädigen. In diesem Fall müsse man die nächste Absperrvorrichtung schließen.

Angebohrte Gasleitungen kann man wegen des penetrantenGeruchsstoffs, der dem Gas beigemischt ist, riechen. «Selbst bei kleinsten Mengen ausströmenden Gases wird der Geruch spürbar», versichert Diplomingenieur Klaus Lewandowski, technischer Geschäftsführer von Hein Gas in Hamburg. Im Falle eines Gasaustrittes sollte man sofort alle Fenster aufreißen und keine Lichtschalter mehr betätigen. Auch die Gaszufuhr gilt es, falls möglich, umgehend zu stoppen. Andere Hausbewohner sollten wegen der Explosionsgefahr durch Klopfen, nicht durch Türklingeln benachrichtigt werden. Den Gasversorger ruft man nicht vom heimischen Telefon, sondern von außerhalb zu Hilfe.

Bauherren sollten vor dem Verputzen nicht nur Stromkabel, sondern auch die Wasser- und Gasrohre sowie die Rohre der Fußbodenheizung fotografieren, rät Jung. So wisse man jederzeit, wo die Leitungen liegen.