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Segelmacher Segelmacher: Handarbeit wird großgeschrieben

Von VIVIEN LEUE 03.09.2010, 09:05

HAMBURG/DPA. - Sie fertigen aber nicht nur Segel, Verdecke und Abdeckungen für Boote an. Ihr Handwerk dreht sich auch um Markisen, Zelte und Planen.

"Am Anfang meiner Ausbildung war ich ganz überrascht, wie viele verschiedene Segelarten es gibt", erzählt der angehende Segelmacher Sebastian Wölm aus Flensburg. Auch werden unterschiedliche Nähtechniken eingesetzt. Die Auswahl der Textilien ist Typsache. Zur Auswahl stehen Segeltuch oder andere beschichtete Stoffe, aber auch ultraleichte Hightech-Materialien, beispielsweise für Spinnaker von Rennbooten, einem bauchigen Segel über dem Bug. "Die meisten Segelmacher fertigen Einzelstücke an, denn jedes Segel ist anders", sagt Henning Nickels, der Wölms Arbeitgeber und Obermeister der Landesinnung Schleswig-Holstein ist.

Dieses individuelle Arbeiten wird jetzt in der Ausbildung noch stärker als früher berücksichtigt. Sie ist seit 1. August neu geordnet worden. Segelmacher Gerhard Jagow sieht das Berufsbild dadurch gestärkt. "Es gab Überlegungen, den Beruf des Segelmachers mit dem des technischen Konfektionärs zusammenzulegen - dabei unterscheiden sich die Berufsbilder stark", erklärt der Obermeister der Landesinnung Hamburg. Der technische Konfektionär arbeite industriell und fertige Serien an. "Wir machen Einzelanfertigungen und Reparaturen." Außerdem gehörten Kundenbesuche zum Geschäft.

Das bestätigt Azubi Sebastian Wölm: "Treffen mit den Kunden an Bord ihrer Boote sind wichtig, um auf einen Nenner zu kommen", sagt der 18-Jährige. Die Segel oder das Boot werden ausgemessen, später in Skizzen verwandelt, woraus wiederum Schnittmuster entstehen. Sprayhoods, also Halb-Verdecke für Jachten, oder Persenninge - Abdeckungen für Boote - können ganz unterschiedliche Formen haben. Voraussetzung ist ein ausgeprägtes räumliches Verständnis. Außerdem brauchen Azubis ein Grundverständnis für Mathematik. Denn Segelmacher lassen nicht nur den Computer für sich arbeiten. Sie müssen auch ohne seine Hilfe Skizzen zeichnen und Maße berechnen können. Daneben ist handwerkliches Geschick wichtig - so gehört etwa das Nähen von Hand zu den Ausbildungsinhalten.

Ein Boots- oder Segelschein ist dagegen keine Voraussetzung, um Segelmacher zu werden, ein bestimmter Schulabschluss auch nicht, ergänzt Gerhard Jagow von der Landesinnung Hamburg. Vor der Lehre sei aber ein drei- bis vierwöchiges Praktikum üblich. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Bundesweit arbeiten nur etwa 150 Menschen als Segelmacher. Bei rund 30 Lehrlingen pro Jahr heißt das: Nicht jeder wird einen Job finden. Dennoch sei es ein Beruf mit Zukunft, sagt Werner Feyerabend, Berufsschullehrer aus Lübeck. "Bedarf an Segelmachern gibt es auch in Skandinavien, das zeigen die Anfragen", sagt Feyerabend.