Schwangerschaft Schwangerschaft: Wenn Teenager Kinder kriegen
Essen/dpa. - In der Freizeit sich mit Freunden treffen und abendliche Discobesuche - was für die meisten Teenager ganz normaler Alltag ist, bildet für die sechs Mädchen der Wohngruppe «Teen + Baby» in Essen eher die Ausnahme.
Dort wohnen junge Mütter zwischen 15 und 19 Jahren. In der Einrichtung des Sozialdienstes katholischer Frauen lernen sie, mit ihrem neuen Leben umzugehen und sich richtig um den Nachwuchs zu kümmern. Die Zahl dieser zu jungen Mütter steigt nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vom Mittwoch in Deutschland seit Jahren: 2003 brachten mehr als 7000 minderjährige Mädchen Kinder zur Welt, gegenüber 4796 vor neun Jahren.
Die Betreuung durch das Projekt «Teen + Baby» beginnt bereits während der Schwangerschaft. Über das Jugendamt, dem finanziellen Träger der Wohngruppe, werden die jungen Mütter vermittelt. Viele sind dem Amt schon aus Heimen oder auf Grund schwieriger Familienverhältnisse bekannt. «Die meisten schwangeren Teenager freuen sich auf ihr Kind», berichtet Christine Trenz, Abteilungsleiterin des Bereichs Frauenberatung und -aufnahme. Nach der Geburt machten sie aber schnell die Erfahrung, dass ihre Vorstellungen nicht der Realität entsprechen.
Den Mädchen werde erst im Heim bewusst, was Mutter sein wirklich heißt, schildert die Heimleiterin Anne Strebin. Für die Mädchen ist es nicht leicht, Verantwortung für ein Baby zu übernehmen. «Die Mädchen haben noch nicht gelernt, zu verzichten. Sie stellen ihre Bedürfnisse über die des Kindes», berichtet Trenz. Außerdem sei die Angst vor der Überwachung durch das Jugendamt stets präsent. Dass einer Mutter ihr Kind weggenommen wird, ist aber die Ausnahme.
Vor allem in der ersten Zeit werden die Mädchen rund um die Uhr betreut. Die acht Mitarbeiterinnen geben Anleitung beim Füttern, Waschen und Windeln wechseln. Nachts stehen die Babyphone im zentralen Büro, um zu überprüfen, ob die Mütter auch wirklich aufstehen, wenn ihre Kinder schreien. Nach und nach sollen die Mädchen lernen, sich selbstständig um ihr Baby zu kümmern.
Viel Freizeit haben die Mädchen nicht. Nach einer sechswöchigen Eingewöhnungszeit gehen sie wieder zur Schule oder machen eine Ausbildung. Die Kinder werden für diese Zeit in einer internen Tagesgruppe von zwei Erzieherinnen betreut. Neben einer wöchentlichen Nachhilfestunde ist die Teilnahme an einer «PEKiP» Gruppe für die Mütter Pflicht. Dort soll die Mutter-Kind-Beziehung gestärkt werden. Die übrigen Nachmittage und ein Abend monatlich stehen zur freien Verfügung. An den Wochenenden fahren viele der jungen Mütter nach Hause oder übernachten beim Vater des Kindes.
Auch eine freiwillige Vätergruppe gibt es bei «Teen + Baby». Besonders in den ersten Wochen seien die Väter sehr engagiert. «Es ist wichtig, dass sie mit einbezogen werden. Kriselt es zwischen den Eltern, ist das auch für das Kind schädlich», erklärt Strebin. Nicht immer hat jedoch die Beziehung der Eltern bestand. Viele Väter besuchen ihren Nachwuchs aber auch nach einer Trennung regelmäßig.
Wie lange die Mädchen bei «Teen + Baby» bleiben ist unter anderem vom Alter abhängig. Durchschnittlich sind es zwei Jahre. In der eigenen Wohnung kann bei Bedarf noch eine Nachbetreuung erfolgen, um den Übergang ins eigenständige Leben zu erleichtern.