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Schuldnerberater Schuldnerberater: Die richtigen Worte finden

Von VIVIEN LEUE 25.03.2011, 08:44

BERLIN/DUISBURG/DPA. - Das ist ein Fall für den Schuldnerberater: Er steht Menschen mit Geldsorgen zur Seite. Dafür muss er gut analysieren, beraten und vermitteln können.

Wie das geht, zeigte Peter Zwegat mehrmals im Fernsehen. Ähnlich wie er arbeiten schätzungsweise mehr als 1000 Schuldnerberater in Deutschland. Auch Werner Wirtgen ist einer von ihnen. Er ist für die Stadt Duisburg tätig. An seinem Beruf mag Wirtgen vor allem die sichtbaren Erfolge: So erlebe er es regelmäßig, dass sich die Lebenssituation der Betroffenen durch seine Hilfe verbessert.

Schon beim ersten persönlichen Treffen lassen sich viele Fragen klären. Mit Hilfe einer Haushaltsanalyse schaut Wirtgen, wie groß die Lücke zwischen Einkommen und Ausgaben ist und wo gespart werden kann. Dafür sichtet der Schuldnerberater Unterlagen von Gläubigern wie ausstehende Forderungen und Mahnungen. Außerdem fragt er nach Vermögenswerten: Was besitzt die Familie?

Wenn die erste Bestandsaufnahme beendet ist, setzt sich Wirtgen mit den Gläubigern in Verbindung und versucht, einen Aufschub oder einen Nachlass für ausstehende Zahlungen auszuhandeln. Der Berater hilft auch, wenn teure Abos gekündigt werden müssen. Häufig besucht er Klienten zu Hause, um etwa mit den Kindern oder Partnern sprechen und sich ein Bild von der Familie machen zu können. In solchen Situationen ist Einfühlungsvermögen gefragt, wie Anne Hausmann aus eigener Erfahrung weiß. Sie ist Schuldnerberaterin bei der Verbraucherzentrale Lennestadt im Sauerland. "Auch wenn einem die Probleme der Menschen oftmals sehr fremd sind, muss man Verständnis dafür entwickeln. Man darf nicht denken, die sind ja selber Schuld an ihren Problemen."

Schon die Kontaktaufnahme mit der Schuldnerberatung sei für die meisten Menschen ein Riesenschritt. "Wenn sie dann hier sind, muss man die richtigen Worte finden, um ihnen ihre Situation so zu erklären, dass sie das auch verstehen", beschreibt Hausmann ihre Arbeit. Mit einem Geschäftsmann, dessen Betrieb kurz vor der Insolvenz steht, können Schuldnerberater oft anders reden als mit Otto-Normal-Verbrauchern.

Weil jeder Fall anders ist, stehen Schuldnerberater standig vor neuen Problemen. Da ist es gut, wenn man Kollegen aus der Branche kennt, die man zur Not anrufen kann. "Die meisten Schuldnerberater sind sehr gut vernetzt", sagt Heribert Rollik, der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV). Das sei wichtig, weil es keine klassische Ausbildung für den Beruf gibt.

Viele Schuldnerberater sind studierte Sozialpädagogen, so wie Werner Wirtgen. Er hat vor dem Studium eine Lehre zum Bürokaufmann gemacht. Anne Hausmann ist dagegen von Haus aus Diplom-Ökotrophologin, also Haushalts- und Ernährungswissenschaftlerin. Andere kommen aus dem Wirtschafts- oder Rechtsbereich. Nach Ausbildung oder Studium bereiten Fortbildungen auf die Arbeit als Schuldnerberater vor. Sie geben einen Überblick über Rechtsgrundlagen, Haushaltsführung oder sozialpädagogische Ansätze.

Der Beruf verlangt es, sein Wissen immer wieder aufzufrischen. "Das Arbeitsfeld des Schuldnerberaters ist von ständigen rechtlichen und wirtschaftlichen Veränderungen geprägt", sagt Werner Wirtgen. "Deshalb nehmen wir regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teil." Derzeit darf sich im Prinzip jeder Schuldnerberater nennen.