Schlafen wie auf Wolken: Matratzen und Bettsysteme
Bad Honnef/dpa. - Eine Matratze zu kaufen ist eine Wissenschaft für sich. Denn die Hersteller versuchen, sich mit immer neuen Systemen zu überbieten. Sie werben mit Federkernen, die sich an den Körper anpassen, und mit feuchtigkeitsregulierenden Matratzen.
Es gibt neue Materialien und individuell gestaltbare Modelle. «Es gibt sehr unterschiedliche und widersprüchliche Angaben, was gut für den Rücken ist», sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) im nordrhein-westfälischen Bad Honnef. «Da muss man genau auf seine eigenen Bedürfnisse achten.» Doch wer nicht weiß, ob er lieber hart oder weich, auf Latex, Hartschaum oder Naturfaser liegt, muss viel Geduld mitbringen. Denn beim zehnminütigen Probeliegen ist es kaum möglich herauszufinden, ob die Matratze tatsächlich passt.
Unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird zum Beispiel die Multifunktionsmatratze. Die Firma Dunlopillo aus Hanau etwa wirbt mit ihrer neuen Hybrid-Technologie. Die Matratze besteht aus zwei Materialien - dem weicheren Latex und dem härteren Coltex (Hartschaum). «Man kann auf beiden Seiten schlafen», sagt Emel Aygün von Dunlopillo. «Wer es lieber punktelastisch und weich mag, schläft auf der Latexseite, wer härter liegen möchte, auf der Coltexseite.»
Zwei Varianten - das ist dem Hersteller Diamona aus Wolfsburg zu wenig. Er bietet eine Matratze an, die dem Körper des Käufers angepasst wird. Damit das funktioniert, wird der Kunde im Laden vermessen, außerdem muss er einen Fragebogen ausfüllen. Auf Basis dieser Angaben baut Diamona die «physio sleep»-Matratze für den Kunden zusammen. Möglich ist das über eine Art Stecksystem. In die Matratze können verschieden harte Schaumstoffrollen eingefügt werden - je nachdem, wie schwer oder leicht eine Person ist.
Auf ein bisher eher in Schuhsohlen verwendetes Material setzt dagegen Recticel aus Bochum. Die Taschenfederkernmatratzen der Marke Schlaraffia wurden mit einer Gelauflage ausgestattet. Es habe sich gezeigt, dass Gel die natürliche Form der Wirbelsäule besser wiederherstellen kann als andere Materialien, sagt Burkhard Prätzel von Recticel.
Punktelastizität verspricht auch Hüsler Nest. Das Schweizer Unternehmen hat einen Lattenrost mit 40 sogenannten Trimellen - das sind drei verleimte Streifen Holz - entwickelt. Dank dieser Konstruktion passe sich der Lattenrost an jeden Körper an, unabhängig von Gewicht und Größe. Auf den Lattenrost kommen eine Naturlatexmatratze und eine Auflage aus Schurwolle, die nach Angaben des Herstellers besonders feuchtigkeitsregulierend ist. Denn neben der Härte spielen bei einer Matratze auch ihre Klimaeigenschaften eine wichtige Rolle.
Ein sehr ähnliches Prinzip verfolgen Tempur aus Steinhagen und der niederländische Hersteller Auping. Beide setzen bei ihren Matratzen auf Materialien, die sich über die Körperwärme an die Konturen des Nutzers anpassen. Druckstellen sollen so verhindert werden.
Phi-ton geht noch einen Schritt weiter: Die 3D-Matratzen des Unternehmens aus den Niederlanden passen sich nicht nur an den Körper an und sind besonders atmungsaktiv. Sie lassen sich auch gut reinigen - dank ihres geringen Gewichts und der Netzstruktur kann man sie einfach unter die Dusche stellen.
Beim Kauf einer Matratze sollten Kunden auch auf mögliche Schadstoffemissionen achten. Dabei gebe es große Unterschiede, sagt Frank Jungnickel von der Landesgewerbeanstalt (LGA) Bayern in Nürnberg, die unter anderem das Siegel «LGA schadstoff-geprüft» vergibt. Die LGA untersuchte 165 Matratzen. Das Ergebnis: Die Matratzen gaben innerhalb von sieben Tagen zwischen nahezu null und 11 200 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) flüchtige organische Verbindungen ab. Für das Siegel «LGA schadstoff-geprüft» darf die Konzentration nicht mehr als 500 µg/m³ betragen.