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Schifffahrt Schifffahrt: Gute Chancen für Kapitäne und Mechaniker

Von Thorsten Wiese 01.11.2005, 13:55
Gute Aussichten: Die deutschen Reedereien suchen derzeit nach Kapitänen, nach nautischen und technischen Offizieren sowie nach Schiffsmechanikern. (Foto: dpa)
Gute Aussichten: Die deutschen Reedereien suchen derzeit nach Kapitänen, nach nautischen und technischen Offizieren sowie nach Schiffsmechanikern. (Foto: dpa) M. Müller/Hamburg Süd

Stade/Hamburg/dpa. - Nach 24 Berufsjahren auf hoher See hättesich Achim Schröter in den Neunzigern zur Ruhe setzen können. Kohle,Getreide oder Mais fuhr der Kapitän aus Stade über alle Weltmeere. InRente ging der 73-Jährige aber erst vor drei Jahren. Und wenn frühereKollegen von einer Kreuzfahrtreederei anrufen und eine Vertretung füreine Mittelmeertour brauchen, kann er auch heute nicht Nein sagen.

Schröters Geschichte veranschaulicht den Personalmangel, unter demdie deutschen Reeder leiden. Denn während Hilfsarbeiter laut derGewerkschaft ver.di in Berlin meist vom günstigeren internationalenArbeitsmarkt rekrutiert werden, gebe es einen Mangel an Kapitänen,nautischen und technischen Offizieren sowie an Schiffsmechanikern,heißt es beim Verband Deutscher Reeder (VDR) und beim Verbanddeutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS), beide in Hamburg.

Die Gründe dafür sind offenbar hausgemacht. «Die Reeder habenJahre lang zu wenig ausgebildet», so Dieter Benze von der FachgruppeSchifffahrt bei ver.di. Um Kosten zu senken, hätten sie ihre Schiffeunter ausländische Flagge gebracht. «Außerdem haben sie vieleDeutsche entlassen und sich am internationalen Arbeitsmarkt bedient.»

Um den Trend umzukehren, haben Bundesregierung, Küstenländer,Reeder und ver.di nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums inBerlin das Maritime Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung in derSeeschifffahrt geschlossen. Seitdem würden Schiffe «zurück geflaggt»,zudem bauen die Reedereien laut VDR derzeit ihre Flotten aus.

Durch die Globalisierung steigt die Bedeutung des Frachtverkehrs:«Die meisten Güter werden schon heute über See befördert», erläutertKlaus Bültjer vom Zentralverband deutscher Schiffsmakler in Hamburg.Eine Studie des Instituts für Mobilitätsforschung (ifmo) in Berlinsagt dem Güterverkehr über See bis 2025 ein Wachstum von bis zu 80Prozent voraus.

Wer einen Ausbildungsplatz bei einer Reederei bekommt, hat guteJobchancen. Zum einen werden Schiffsmechaniker gesucht, sagt UweNispel von der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt in Bremen. Nachdreijähriger Lehre arbeiten die Techniker auf der Brücke, an Deck undin der Maschinenwartung.

Die Ausbildungen zum technischen oder nautischen Offizier bietenfünf Fach- und Fachhochschulen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein,Bremen und Mecklenburg-Vorpommern an. An der Fachschule dauert dieAusbildung zwei Jahre und setzt eine Lehre als Schiffsmechanikervoraus. Das Fachhochschulstudium dauert meist acht Semester.

Beide Wege führen zum technischen oder nautischen Patent, das soauch Hauptschülern offen steht. Nach drei Jahren Berufserfahrung anBord kann der Aufstieg vom nautischen Offizier zum Kapitän erfolgen.«Manche Reedereien stellen als Offiziere und Kapitäne aber nurAbiturienten ein», sagt Nispel.

Nachwuchs-Kräfte sollten sich über die Arbeitsbedingungen in derSchifffahrt klar sein: Nautiker seien oft mehrere Monate am Stück aufSee, sagt Achim Schröter. «Sobald die Leute 30 werden, wollen sie ofteine Familie gründen und gehen an Land», sagt Dieter Benze. Seefahrerseien unter anderem in Behörden gefragt, als Hafenlotsen bei denKommunen etwa. Sie arbeiten laut Uwe Nispel aber auch bei Industrie-oder Logistikunternehmen, in der Hafenwirtschaft oder beiVersicherern.

Internet: www.berufsbildung-see.de, www.reederverband.de.dpa/gms wi ah fo cr