Schadstoffe Schadstoffe: Geruch kann Freude über neue Polstermöbel trüben
Halle/MZ. - "Viele Menschen haben bei neuen Gegenständen, die unangenehm riechen, ein ungutes Gefühl, sich Schadstoffe ins Haus geholt zu haben", sagt Frank Jungnickel, Fachzentrumsleiter für ökologische Produktprüfung bei der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA). Das müsse aber nicht der Fall sein: "Ein wahrnehmbarer Geruch bedeutet nicht unbedingt, dass gesundheitsgefährdende Stoffmengen in der Luft sind." Das liege daran, dass die menschliche Nase einige Substanzen schon in niedrigen Konzentrationen wahrnimmt.
"Neue Möbel haben in der Regel einen Eigengeruch", erklärt Doris Haselmann. Sie hat den von der Stiftung Warentest in Berlin herausgegebenen Ratgeber "Möbel kaufen" geschrieben. "In den ersten Wochen nach der Herstellung gasen oft noch Reste von organischen Lösemitteln aus, die auf die Oberflächen aufgetragen wurden."
Besonders bemerkbar mache sich das oft beim Auspacken von Möbeln oder auch Matratzen, die in Plastikfolie eingeschweißt wurden. Eine Gefahr für die Gesundheit droht laut Doris Haselmann dadurch in der Regel aber nicht. Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen will, sollte seine Wohnung eine Zeit lang regelmäßig lüften.
In Deutschland werden nach Haselmanns Worten für die Schaumstoffherstellung umweltschädliche Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) nicht mehr verwendet. Anders sehe es unter Umständen bei Stücken aus Fernost oder Russland aus, die hier zu Lande verkauft werden, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. Das gilt auch für den Einsatz von Formaldehyd etwa bei Spanplatten, für den es in Deutschland Grenzwerte gibt.
Ganz "ohne" ist es unter Umständen also nicht, wenn Möbel nach dem Auspacken eigenartig riechen. "Neumöbel setzen immer flüchtige organische Verbindungen frei, die mehr oder weniger reizend sind", sagt Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut in München. "Um diesen Belastungen entgegenzuwirken, sollte die ersten Tage nicht in dem Raum geschlafen werden, in dem die neuen Möbel stehen." Stücke, bei denen der Geruch nach wenigen Tagen nicht deutlich zurückgeht, sollten dem Händler zurückgegeben werden, rät Raithel. Geht dieser nicht auf die Reklamation ein, helfe im Prinzip nur eine kostenpflichtige Schadstoffanalyse durch einen Experten.
Literatur: Doris Haselmann: Möbel kaufen, Qualität erkennen - Sicher einkaufen, Stiftung Warentest, ISBN-13: 978-3-937880-37-2, 12,90 Euro