Urlaubstipps zum Comer See Urlaubstipps zum Comer See: Wo selbst Gott in Verzückung gerät

Als Gott die Erde schuf, nahm er sich einen riesigen Stempel in Form eines Ypsilon, um die Stelle zu kennzeichnen, die ihm besonders gut gelungen schien. Dabei lief das eingestempelte Ypsilon voll Wasser - und es entstand der Comer See. So könnte der Schöpfungsmythos für diesen Flecken Erde lauten, der selbst Atheisten überirdisch schön erscheint. Denn hier, im Norden Italiens, gleich an der Grenze zur Schweiz, kommt einfach alles zusammen: Mildes Klima, üppige Vegetation und ein See, der sich spektakulär an die Flanken schroffer Berge schmiegt. Kein Wunder, dass die Italiener hier über die Jahrhunderte wunderschöne Städtchen gebaut haben: Como, Varenna, Bellagio - Namen, die sich nach den Arien einer italienischen Oper anhören. Wen wundert’s, dass die verrückten Amis einem Luxushotel in Vegas den Namen „Bellagio“ gaben und mitten in der Wüste die Anmutung des Städtchens am Comer See nachempfanden?
Der Lario, so der italienische Name des Sees, ist schmal und lang - 51 Kilometer zieht er sich von Nord nach Süd und zeigt an jedem Punkt seines Ufers ein etwas anderes Gesicht. Schauen wir uns drei Orte etwas genauer an.
Der stürmische Norden. Normalerweise kommt man aus Deutschland über den Splügenpass nach Colico im äußersten Norden des Sees. Schöner ist es über St. Moritz und den Maloja-Pass durch das Bergsteigerparadies Bergell. Plötzlich ist man da. Die Landschaft öffnet sich, der Wind wird milder, und der Cappuccino kostet 1,50 Euro (statt 4,50 Franken in der Schweiz). Hier wird geplanscht, geschwommen, gesurft. Durch den breiten Sandstrand fühlt man sich wie an einem Surfspot am Mittelmeer.
Mittendrin: Varenna. Etwa in der Mitte des Sees am Ostufer befindet sich das traumhaft schöne Varenna. Man erreicht es bequem von vielen Häfen des Sees aus mit einem Linienschiff, und auch die Bahn hält hier. Bei der Einfahrt in den Hafen zeigt sich die Lario-typische Bebauung: Niedrige Häuser mit rotem Ziegeldach ducken sich zwischen Zypressen und Oleandersträuchen und bilden eine verwinkelte Altstadt. Von der Hafenpromenade aus gelangt man über steile Treppen zum Ortskern, einer Piazza mit der sehenswerten Kirche „San Giorgio“. Hier kann es passieren, dass man von einem russischen Model angesprochen wird, ob man es wohl fotografieren würde. Die junge Frau drückt einem eine Nikon in die Hand, tänzelt die Treppen hinab und lässt sich dabei von dem verdutzten Reporter fotografieren.
Wer Pflanzen und Parks mag, wird die „Villa Monastero“ lieben. Das ehemalige Zisterzienserinnen-Kloster ist heute Museum und wissenschaftliches Zentrum. Aber vor allem besitzt es einen prachtvollen Park mit herrlichem Blick auf den See. Eine Empfehlung ist auch der Wanderweg Sentiero del Viandante, der über die Burgruine Castello di Vezio (spektakuläre Aussicht!) und einige nette Örtchen nach Bellano führt. Der Sentiero ist nicht zu anstrengend und keineswegs überlaufen. Von Bellano aus fährt ein Schiff zurück nach Varenna.
Man kann am Comer See auch richtig ins Schwitzen kommen: etwa wenn man den Monte Legnone erklimmt. Er ist 2 609 Meter hoch - höher hinaus geht es am Lario nicht. Ausgangspunkt für die recht beschwerliche Tour ist das Rifugio Roccoli Loria in 1 450 Metern Höhe. Ganz wichtig: genügend Wasser und auch im Sommer warme Kleidung mitnehmen. Außerdem unbedingt eine Kamera einstecken. In Gipfelnähe trifft man mit etwas Glück majestätische Steinböcke.
Ganz im Süden - Como. Am südlichen Ende des Sees liegt die Stadt, die ihm seinen Namen gab: Como. Wer am Hafen entlang oder durch die Gassen der Altstadt schlendert, der glaubt kaum, dass er sich im Herzen einer italienischen Großstadt mit 85 000 Einwohnern befindet. Alles ist zu schön, zu sauber, zu puppig. Im Vergleich dazu ist das eine halbe Stunde entfernte Mailand eine Hölle aus Lärm und Dreck. In Como gibt es viel zu sehen. An erster Stelle steht der Dom. Warum nicht auf der Piazza Duomo einen Cappuccino trinken und einfach nur den Blick auf das Gebäude mit der mächtigen grünen Kuppel genießen? Inter-essant ist auch der Tempio Voltiano an der Uferpromenade - ein Museum, das Alessandro Volta, dem in Como geborenen Physiker und Erfinder der Batterie, gewidmet ist. Man darf Como nicht verlassen, ohne mit der knapp 125 Jahre alten Standseilbahn nach Brunate hochgefahren zu sein. Spätestens dann macht der Blick aus 700 Metern Höhe klar, wie schön dieses Stück Italien ist.

