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Schnelles Internet auf See Starlink auf immer mehr Kreuzfahrtschiffen - was bringt's?

Roaming-Kostenfallen oder kostspielige Bordnetz-Pakete: Auf Kreuzfahrt online zu sein, galt lange als langsames Vergnügen. Beim Tempo geht inzwischen mehr. Doch das hat weiterhin seinen Preis.

Von Tom Nebe, dpa 04.10.2023, 18:28
Auch auf Kreuzfahrt online sein - das ist vielen Passagieren wichtig.
Auch auf Kreuzfahrt online sein - das ist vielen Passagieren wichtig. Andrea Warnecke/dpa-tmn

München/Rostock - Auf immer mehr Kreuzfahrtschiffen kommt das Internet fürs Bord-WLAN von Starlink-Satelliten. Neuestes Beispiel ist Aida Cruises. Die deutsche Reederei hat alle ihre Schiffe mit dieser Technik ausgestattet und bietet ihren Passagieren verschiedene Tarife an.

Weitere Beispiele sind die Riesenschiffe von Royal Caribbean oder die meisten Expeditionsschiffe von Hurtigruten (HX). Cunard will bis Ende des Jahres alle „Queen“-Schiffe mit Starlink ausgestattet haben. Und das sind nur die prominentesten Namen. Aber was bringt das?

Die Reedereien, die auf Starlink setzen, sparen nicht mit Superlativen: Die Technologie werde die Internetverbindung an Bord der Schiffe grundlegend verändern und das Kreuzfahrterlebnis für alle - Gäste und Crew - verbessern, ließ der Präsident der Royal Caribbean Group, Jason Liberty, wissen. Bei Aida spricht man vom „bestmöglich verfügbaren“ Internet-Erlebnis auf See.

Internet fast wie zu Hause

Ist das vor allem PR und Marketing - oder stimmt das? Geht es nach dem Kreuzfahrt-Fachjournalisten Franz Neumeier, ist an dieser Aussage durchaus etwas dran.

„Wenn die Reederei es in der vollen Geschwindigkeit durchlässt“, so Neumeier, „dann ist es einfach dramatisch schneller als alles, was es bislang auf Schiffen gibt.“ Für viele dürfte es sich dann wie das Internet zu Hause anfühlen.

Der Betreiber der Webseite „Cruisetricks.de“ hatte auf dem Royal-Caribbean-Schiff „Freedom of the Seas“ bereits vor einem Jahr die Möglichkeit, das Netz zu testen. Neumeier maß seinerzeit in der Kabine Download-Geschwindigkeiten von 22 Mbit pro Sekunde (MBit/s) - das sind Werte, die problemlos HD-Streaming erlauben. Beim Upload, also dem Hochladen, beispielsweise von Bildern fürs Verschicken über Messenger, war das Tempo mehr als doppelt so hoch.

Und theoretisch geht noch viel mehr: Cunard schreibt auf seiner Webseite, dass Starlink bis zu 200 Mbit/s anbieten könne, dies jedoch von der Satellitenverfügbarkeit abhänge.

Mehr Bandbreite kostet mehr Geld

Die Frage ist zudem, inwieweit Reedereien die volle Bandbreite zulassen oder sie drosseln. Das ist Preispolitik. Schnelles Internet und die Option zum Streamen kosten oft mehr.

Bei Cunard etwa gibt es das sogenannte Essential-Paket für Surfen, Mailen und Social Media für 15 US-Dollar (rund 14 Euro) am Tag bei Buchung für die gesamte Reise oder 24-stundenweise für 24 Dollar (23 Euro). Das Premium-Paket, dass zusätzlich Video-Streaming erlaubt und höhere Geschwindigkeiten verspricht, liegt bei 20 (19 Euro) beziehungsweise 36 Dollar (34 Euro).

HX, die Expeditionsschiff-Flotte von Hurtigruten, die etwa in der Arktis und Antarktis unterwegs ist und bereits Starlink-Empfang hat, bietet das Bord-WLAN kostenlos an - beschränkt aufs Surfen im Netz allerdings. Streaming geht nicht. Bei Seereisen zu entlegenen Zielen seien Reichweite und Geschwindigkeit sehr begrenzt.

Bei Aida gibt es vier Pakete: Vom „Onboard Chat“ für 1 Euro am Tag, der die Kommunikation mit anderen Menschen an Bord über die Aida-App erlaubt, bis zur „Premium Internet Flat“ für 15 Euro täglich, mit der man priorisiert die volle Bandbreite und auch VPN-Clients nutzen könne. Bei Vorab-Buchungen gibt es Rabatte auf die Tarife.

Niedrige Umlaufbahn, niedrige Latenz

Die Starlink-Satelliten sind in einer vergleichsweise niedrigen Umlaufbahn, rund 550 Kilometer über der Erde unterwegs, während die sonst fürs Schiffsinternet genutzten Satelliten anderer Anbieter in mehr als 30 000 Kilometern Höhe auf einer sogenannten geostationären Umlaufbahn schweben.

Mit seinem kommerziellen Angebot für Breitband-Internet von Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen steht der Starlink-Dienst von Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX derzeit noch mehr oder weniger konkurrenzlos da. Aber Unternehmen wie Amazon (Projekt Kuiper), Boeing, OneWeb, SES Astra oder Telesat bauen inzwischen auch Infrastrukturen mit Hunderten oder sogar Tausenden Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen auf.

Die kürzere Distanz zur Erde und die schiere Menge an Satelliten sorgen bei solchen Internet-Diensten für ein hohes Verbindungstempo, geringere Signalverzögerung (Latenz) und eine hohe Abdeckung. Die geringere Latenz mache sich vor allem bei Internettelefonie - etwa über Messenger - bemerkbar, so Franz Neumeier: „Hier gibt es kaum unangenehme Verzögerungen, man kann normal telefonieren.“

Perspektivisch kaum noch Schiffe ohne Starlink & Co

Franz Neumeier glaubt, dass es mittelfristig kaum mehr Reedereien geben wird, die nicht auf Internet-Dienste von Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen setzen. Es sei für sie wesentlich einfacher und günstiger, mit solchen Systemen zu arbeiten, als mit Systemen, die auf geostationären Satelliten basieren.

„Sie können gleichzeitig wesentlich höhere Geschwindigkeiten für ihre Kunden anbieten oder ihre Marge entsprechend höher gestalten“, sagt Neumeier. Dass die Reedereien das schnellere Internet aber ausschließlich dazu nutzen werden, um mehr Gewinn damit zu machen, glaubt der Kreuzfahrtexperte eher nicht.

Denn gerade für Familien mit Kindern im Teenie-Alter könne schnelles, günstiges Netz auf dem Schiff buchungsentscheidend sein. „Jeder ist vom Land gewöhnt, quasi permanent online zu sein - die meisten wollen auch auf See nicht mehr darauf verzichten“, sagt Neumeier. So könnte der zunehmende Einsatz von Starlink & Co auf See auch den Trend zu immer bezahlbarerem, schnellerem Internet an Bord beschleunigen.

Mobilfunk-Roaming ist und bleibt Kostenfalle

Was nach wie vor gilt: Vorsicht vor teuren Roaming-Gebühren auf Kreuzfahrtschiffen. Die können anfallen, wenn das Roaming im Handy aktiviert ist und sich das Smartphone auf dem Schiff mit dem Bordnetz verbindet. Wer dann Fotos via Messenger verschickt oder telefoniert, bekommt nach der Rückkehr womöglich einen Schock beim Blick auf die Mobilfunkrechnung - immer wieder liest man von Extremfällen, wo mehrere Tausend Euro Gebühren angelaufen sind.

Wer sich nicht durch die Preislisten seines Mobilfunkanbieters bis zu den Kosten fürs Schiffsnetz-Roaming durchwühlen möchte und mögliche Probleme von vornherein umgehen will, folgt am besten Franz Neumeiers Rat: „In dem Moment, wo das Schiff im Hafen ablegt, unbedingt den Flugmodus einschalten.“ So wird die mobile Datennutzung ausgeschaltet, das WLAN kann aber trotzdem wieder separat zugeschaltet werden.

Um online zu sein, können Passagiere dann ein passendes Internetpaket fürs Bord-WLAN kaufen. Oder sie genießen die Reise ganz ohne Ablenkung - offline.