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Sachsen Sachsen: Strauße an der Striegis

Von HARALD LACHMANN 19.05.2011, 20:07

Halle (Saale)/MZ. - Ja, sind wir hier denn in Afrika? Am höchsten Punkt des Wanderweges schauen uns plötzlich langhalsige Riesenvögel an. In der Tat, es sind Strauße. Gleich im Dutzend zeigen sie ihrerseits Neugier, kommen mit schnellem und wippendem Gang ans Gatter gelaufen und recken ihre Köpfe darüber. Doch ganz dicht darf der überraschte Wandersmann nicht an sie heran. Dass sei auch gut so, lacht Marcus Reißig, ein redselig-sympathischer Landwirtschaftsstudent, der die Farm am Rande von Pappendorf mit seinen Eltern betreibt. Denn in ihrer tierischen Wissbegier schnappten sie auch gleich mal nach Fotolinsen, Hüten oder Taschen. Gegen einen mehr oder minder symbolischen Obolus nimmt sich Markus auch mal die Zeit und führt interessierte Besucher eine Stunde lang hautnah durch diese exotische Welt.

Die Straußenfarm ist sicher einer der Höhepunkte auf den Rundwanderwegen durch das mittelsächsische Striegistal bei Hainichen. Recht beschaulich und gut ausgeschildert, führen gleich sieben Touren durch die frühlingsfrische Landschaft. Auf Längen zwischen vier und 16 Kilometern erschließen sie dem Fremden saftige Wiesen und schattige Wege.

Gänsemarsch am Ufer

Manchmal geht es auch recht eng am Ufer der Großen bzw. Kleinen Striegis entlang und dann wieder großzügig an den derzeit blühenden Obstplantagen vorbei. Für Auswärtige gibt es in der Gemeinde Striegistal, wozu Pappendorf gehört, auch mehrere Parkplätze. Als ein günstiger Startpunkt bietet sich der Reitplatz des Reit- und Fahrvereins "Striegistal" in Pappendorf an. Der 1162 gegründete Ort ist übrigens ein typisches Waldhufendorf. Eine Südroute geleitet an Koppeln mit urigen zottigen Rindern vorbei bis zum Klärwerk, wo man scharf rechts abbiegen muss. Es geht bald durch schönen Mischwald. Der Weg passiert eine baumbestandene Kinderspielwiese, eine prächtige Rotbuche und stößt später auf eine Informationstafel zur alten Tuch- und Flanellfabrik Pappendorf. Auch diese hatte in ihren Anfängen das Wasser der Striegis genutzt.

Betagte Steinbogenbrücke

Der Straußenhof ist hier bereits ausgeschildert. Zuvor überspannt eine alte Steinbogenbrücke die Große Striegis. Darüber müssen wohl schon die drei Musketiere oder zumindest ihre sächsischen Waffenbrüder geritten sein. Alten Chroniken nach entstand das inzwischen denkmalgeschützte Bauwerk um 1720. Es lohnt auch, die sie flankierenden Wiesen zum Wasser hinab zu steigen. So schweift der Blick unter dem rustikalen Brückenbogen hindurch dem Flüsschen nach, wie es sich zwischen knorrigen Uferbäumen entfernt.

Weitere Touren locken etwa auf einen Naturlehrpfad im Kleinen Striegistal, über den Heumühlenweg zum Aussichtspunkt "Teufelskanzel" an der Großen Striegis oder zur "Silberhöhle". Über den so genannten Entenschnabelweg gelangt man hingegen in frühere Kalkbrüche und zur "Striegistaler Zwerge Bank". Was es mit diesen teils witzigen Namen auf sich hat, lässt sich am besten selbst erwandern.

Anschließend oder auch schon unterwegs lohnt überdies die Einkehr in einer der Striegistaler Schenken, so der "Wiesenmühle", der "Brauschänke" oder dem Gasthof "Hirschbachtal". In dessen Nähe befindet sich auch ein Naturbad. Sind die Wirtsleute gut drauf, wissen sie sicher auch Geschichten über die Historie von Pappendorf zu berichten. Das war immerhin mal Sitz eines Altzellaer Klosterhofes sowie Kirch- und Schuldorf für gleich fünf benachbarte Ortschaften. Der etwas kuriose Name rührt übrigens noch vom Ortsgründer Lokator Poppo. Der war hier einst an der Spitze von etwa 30 Jungbauern aus dem Mainfränkischen eingewandert. Sie rodeten den Urwald und legten an den Nebenbächen der Striegis die Feldflur an.

Führungen auf dem Straußenhof ab zehn Personen kosten pro Erwachsener einen Euro. Kinder zahlen 50 Cent. Weitere Auskünfte unter: Tel. 037207 / 5 42 80